Emanzipation hat ihren Preis. Zumal dann, wenn die neue Freiheit mit dem Glimmstengel als Signal aufwartet. Unvergessen die Zeiten, als man sich nächtens in Raucherhöhlen herumtrieb, sich auf elend langen Sitzungen einräuchern ließ und ein lässig ausgehauchtes Rauchwölkchen den Balztanz einleitete.
Nun, sagen Statistiker, wird den Frauen die Quittung serviert dafür, dass sie seit den Sechzigern den Männern hinterherhecheln und sich dabei auch männliche Suchtgewohnheiten zu eigen machen. Immer mehr Frauen sterben an Lungenkrebs. Die Steigerungsrate lag zwischen 1981 und 2011 bei 186 Prozent, wobei auch heute immer noch mehr Männer erkranken als Frauen. Bleibt es bei diesem Trend, wird Lungenkrebs 2015 die häufigste Krebstodesursache von Frauen in Europa sein.
Dabei gab die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in den vergangenen Jahren immer wieder eine gewisse Entwarnung: Jugendliche – und insbesondere junge Frauen – rauchen signifikant weniger als früher. Doch starten junge Erwachsene erst einmal in den Beruf, greifen sie eher nach der Zigarette – sei es, weil die Rauchergemeinschaft vor der Türe immer noch als ultimative Informationsbörse in der Bürowelt gilt; oder sei es schlicht, um mit der Zigarettenpause Stress abzubauen.
Anti-Raucher-Kampagnen der Nazis
Zumindest in Deutschland hat die bis in die Sechziger anhaltende Tabakabstinenz von Frauen allerdings eine fatale Vorgeschichte: Es waren nämlich die Nazis, die die ersten umfassenden Anti-Raucherkampagnen starteten. Diese standen unter dem Motto „Reine Luft“. Die Sorge um den „erbgesunden“ Nachwuchs beförderte damals das erste umfassende Krebspräventionsprogramm, propagiert übrigens von denselben Wissenschaftlern, die sich gleichzeitig für das Euthanasie-Programm stark machten.
Was auf die Schattenseiten der „Onkophobie“ genannten gesellschaftlichen Angst vor dem Krebs verweist. Krebs ist das Schreckgespenst einer Risikogesellschaft geworden, die glaubt, durch Vorsorge- und Vermeidungsstrategien allen Wechselfällen des Lebens zu entkommen.
„Verkrebsung“ hat die Medizinhistorikerin Barbara Duden das einmal genannt. Sie meinte damit nicht den Umgang mit der konkreten Krankheit, sondern mit dem Schrecken davor. Und das war in einer Zeit, als die prophylaktische Brustentfernung noch nicht den Coffee-Table-Talk bestimmte.
Da die vorsorgliche Entfernung der Lungen bislang medizinisch (noch) nicht induziert ist, bleibt hier nur die Tabakabstinenz, forciert durch mehr oder minder militante Präventionsprogramme, die sich vorab immer an die Risikogruppe „Frau“ wenden. Das andauernde Starren auf die immer lauernde Krebsgefahr wirkt jedoch lähmend.
Denn nur zur Erinnerung: Die Frauenbewegung ist einmal angetreten mit der Absicht, sich den Körper zurückzuerobern. Momentan lassen sie ihn sich wieder nehmen.
Kommentare 4
"Nun, sagen Statistiker, wird den Frauen die Quittung serviert dafür, dass sie seit den Sechzigern den Männern hinterherhecheln und sich dabei auch männliche Suchtgewohnheiten zu eigen machen."
Habe ich auch gelesen und innerlich gedacht. Am liebsten hätten die da noch ein "Ätsch" drangehängt.
Gibt es für den postulierten Zusammenhang von rauchenden Männern als schlechtes Beispiel für sich emanzipiert gebende bzw. durch Nachahmung beim Rauchen auf Augenhöhe mit Männern hoffende Frauen irgendeinen tragfähigen Beleg? Nein.
Das ist eine ziemlich schräge Behauptung, wenn am selbstschädigenden Verhalten von Frauen letztlich doch „die Männer“ zwar nicht schuld, aber doch ursächlich und also mitverantwortlich für das sich unter rauchenden Frauen ausbreitende Lungenkrebsübel seien.
Meiner Erinnerung nach gab es in der Geschichte genügend weibliche Raucherinnen, die den Glimmstengel auch für Frauen im Wortsinn zunächst „salonfähig“ machten, bis die Industriealisierung dieses Genuss – und Suchtmittel auch für niedere Schichten erzeugte und so den Tabakkonsum „demokratisierte“ - allerdings nur für die die den Stoff auch bezahlen konnten, also überwiegend Männer.
Ich entsinne mich auch der Suffragetten die mit demonstrativem Rauchen in der Öffentlichkeit einen Tabubruch gegen das für „unschicklich“ Befundene begangen und so den Weg für die Kippe für alle und überall bereiteten.
Mit dem Aufkommen von Film und Fernsehen wurde die Zigarette zwischen den Lippen einer Schauspielerin auch zum Distinktions – und Identifikationsmerkmal – in erster Linie mit dem gehobenen Milieu und der größeren Unabhängigkeit der weiblichen Repräsentantinnen – unter Frauen, später auch zum Symbol einer nachgeholten Rebellion gegen paternalistische Bevormundung.
Kurz gesagt gab es genügend bekannte und erfolgreiche Raucherinnen, die anderen Frauen als Beispiel dienten und animierten sich dieses zu einem vom Zeitgeist befeuerten Lifestyle passende Accessoire bzw. Statussymbol zueigen zu machen – folglich geht es beim weiblichen Rauchen viel mehr um Distinktion, als um fehlgeleitete Emanzipation mit tragischem Ausgang.
Noch tragischer ist es allerdings wenn gemeinhin selbstbewusste (von Medien und Industrie gepushte) weibliche Genussmittel-Konsumtion, die nach oben orientiert ist und häufig der Anähnelung und Selbstpräsentation dient, für eine relevante Form von Emanzipation gehalten wird.
"Demnach dürften im laufenden Jahr in den 27 EU-Staaten mehr als 1,31 Millionen Menschen an Krebs sterben – rund 737.000 Männer und 576.000 Frauen." http://www.welt.de/gesundheit/article113658243/Lungenkrebs-bald-toedlichste-Krebsart-fuer-Frauen.html
Da ist noch Raum für eine Quote!
Ich sehe es auch so.
in erster Linie möchte die Feministin immer das, was der Mann tut oder kann.Machmal ist es schon drollig,wenn ich nach England schaue z.B. wo die Frauen Eingang in die Clubs wollten.Anstatt Eigene zu gründen,hängt man sich genau an das dran, was einen stört. Das ist kein Zeichen von Emanzipation.
Am stressfreiesten lebt man,wenn man seine Natur akzeptiert.
Ein gesundes Leben ist doch eine schöne Sache.
Von den Nazis hat man nur die Euthanasie beibehalten bzw. neu aufgelegt,denn es gab gab ja eine Phase,in denen es noch ethische Werte gab. Jetzt tötet man das Leben zu Beginn,am Ende und wenn es unwert ist.