Wie viel ist Ihnen Ihre Frau wert? So pflegte man früher Ehemännern ein teures Geschenk aufzuschwatzen, wenn sie mit schlechtem Gewissen herumschlichen. Jetzt haben die deutschen Frauenärzte den Slogan gewendet und politisch aufgeladen: „Was ist die kranke Frau in Deutschland wert?“, fragt deren Bundesverband in einer Kampagne, die sich gegen die seit Januar 2009 geltende Honorarreform richtet und die kranke Frau als Wertschöpferin darstellt.
Ist sie irgendwie auch, nämlich für die Gynäkologen, die in Hamburg, 20,79 Euro an ihr verdienen, in Brandenburg immerhin noch 17,09, im einwohnerstarken Nordrhein-Westfalen aber nur 13,81 Euro. Das, suggeriert das junge und ziemlich gesund wirkende Model, erhalten Frauenärzte nach dem neuen so genannten Regelleistungsvolumen, egal, ob die Patientin wegen einer Bagatelle in der Praxis vorbeischaut oder wegen eines Krebsleidens ständig auf der Matte steht.
Keine Frage: Die Fallwerte für niedergelassene Ärzte sind in manchen Fällen skandalös; aber eingebrockt hat ihnen das die ärztliche Selbstverwaltung, die an der Honorarreform mitgestrickt hat. Auch dass die Kampagne ein bisschen mogelt und alle Zusatzvergütungen unterschlägt, lässt sich als in der Werbung gängige Verkürzung verstehen. Der eigentliche Clou aber ist, dass gynäkologische Praxen mittlerweile Spitzenreiter darin sind, Patientinnen mit einem Strauß individueller Gesundheitsleistungen (IGeL) im Wartezimmer zu empfangen. Und dabei klingt das Motto etwas grusliger: Was, liebe Patientin, sind Sie sich wert?
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