Weltgesundheit in Gefahr?

Zika Die Öffentlichkeit ist aufgeschreckt, seitdem Schädelfehlbildungen mit dem Virus in Verbindung gebracht werden. Doch der Nachweis für den Zusammenhang fehlt
Ausgabe 05/2016
Seuchenvorkehrungen in Acapulco, Mexiko
Seuchenvorkehrungen in Acapulco, Mexiko

Foto: Pedro Paro/AFP/Getty Images

Nach der Ebola-Epidemie will sich die Weltgesundheitsorganisation nicht noch einmal vorwerfen lassen, zu lange untätig geblieben zu sein. Anfang dieser Woche rief sie den globalen Gesundheitsnotstand aus. Ursache ist ein Virus namens Zika, das normalerweise harmlos ist und bei den meisten Infizierten gar keine Symptome hervorruft. Doch seitdem es in Lateinamerika, vor allem in Brasilien, mit Schädelfehlbildungen von Föten und Neugeborenen in Verbindung gebracht wird, ist die Öffentlichkeit aufgeschreckt.

Der Nachweis für diesen Zusammenhang ist jedoch nicht erbracht, zudem ist unklar, ob die mehr als 4.000 Verdachtsfälle in Brasilien tatsächlich als Krankheit zu bewerten sind. Doch inzwischen hat sich unter den Frauen dort eine Panik breitgemacht, die sie zur Abtreibung veranlasst oder von einer Schwangerschaft absehen lässt.

Obwohl alle Experten sicher sind, dass Aedes aegypti, die Moskitoart, die auch das viel gefährlichere Dengue- oder Chikungunya-Fieber überträgt, im hiesigen Winter keine Chance hat, ist die Angst, das Virus könnte über Reisende global verschleppt werden, allgegenwärtig.

Vergessen wird, dass Zika wie viele andere Seuchen eine Armutskrankheit und unter anderem in den Favelas Latein-amerikas beheimatet ist. Dass Mücken die unangenehme Eigenschaft haben, auch über ihre angestammten Brutstätten hinweg zu fliegen, ist der eigentliche Grund für die globale Alarmbereitschaft, denn in Brasilien wird nicht nur bald Karneval gefeiert, sondern dort finden auch die Olympischen Sommerspiele statt.

Mit Soldaten und Giftspritzen

Deshalb setzt man nun Tausende Soldaten in Bewegung, um der lästigen Mücke den Garaus zu machen. Ob mit Erfolg, bleibt abzuwarten, aber die Giftspritzen zeigen den Ärmsten der Welt immerhin, dass man die Gefahr, die von Armut ausgeht, zur Kenntnis nimmt.

Würde man generell früher Impfstoffe entwickeln, die die in den Ländern des Südens verbreiteten Krankheiten verhü-ten, wäre das Gift überflüssig. Aber für Pharmafirmen ist das nicht lukrativ, weil es zu wenig Betroffene gibt oder diese das Produkt nicht bezahlen können. Deshalb wartet man bis zum „Notstand“ und lässt die Allgemeinheit bezahlen. Besser wäre es, gefährliche Moskitos fänden keine wirtlichen Bedingungen mehr, um sich auszubreiten.

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Geschrieben von

Ulrike Baureithel

Redakteurin „Politik“ (Freie Mitarbeiterin)

Ulrike Baureithel studierte nach ihrer Berufsausbildung Literaturwissenschaft, Geschichte und Soziologie und arbeitete während des Studiums bereits journalistisch. 1990 kam sie nach Berlin zur Volkszeitung, war im November 1990 Mitbegründerin des Freitag und langjährige Redakteurin in verschiedenen Ressorts. Seit 2009 schreibt sie dort als thematische Allrounderin, zuletzt vor allem zuständig für das Pandemiegeschehen. Sie ist außerdem Buchautorin, Lektorin und seit 1997 Lehrbeauftragte am Institut für deutsche Literatur der Humboldt Universität zu Berlin.

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