Der Spiegel irrt: Es war nicht Ex-CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer, die die „zutiefst bürgerliche“ Idee 2018 in die Welt setzte. Seit 1990 ist das Thema „allgemeine Dienstpflicht“ ein Dauerbrenner und wurde in den unterschiedlichsten Begründungszusammenhängen aufgerufen. Ihr prominentester Befürworter war Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der den Vorschlag 1993 auf einer Kommandeurstagung der Bundeswehr ins Spiel brachte.
Ein Jahr später schaffte sie es fast ins Grundsatzprogramm der Union. Zuvor war das „Pflichtjahr“ für Mädchen nicht nur von CDU-Politikern als Gleichstellungschance gepriesen worden, als „Ausweg aus dem Pflegenotstand“ und als „Mobilmacher der Zivilgesellschaft“. Mit dem Ende der Wehrpflicht für Männer 2011 ging die Debatte in eine neue Runde.
Die Wiederauflage der allgemeinen Dienstpflicht im Rahmen eines kriegerischen Szenarios ist – wenn man von den beiden Weltkriegen einmal absieht – allerdings neu. Sind es die Bilder von den verteidigungsbereiten Ukrainern, die zu den Waffen greifen, oder die Rede von der „blanken“ Bundeswehr, welche den Dienstgedanken plötzlich populär machen? Ist es die alarmistische Dauersuada von der „Zeitenwende“, die die Wehrhaftigkeit der Deutschen herausfordert? Oder muss die „Identifikation mit unserem Gesellschaftsmodell“ durch den Willen zum Dienst unterstrichen werden? Auf jeden Fall sprechen sich nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine laut Insa-Umfrage 47 Prozent der Deutschen für die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht aus.
Die meisten Militärspezialisten erteilen der Idee jedoch eine Absage, weil sie die Probleme der Bundeswehr nicht löse. Vielleicht geht es ja auch darum, den horrenden Betrag von 100 Milliarden Euro, mit dem die Bundeswehr aufgerüstet werden soll, auf breiter Basis zu legitimieren. Denn es wird Diskussionen über die Verteilung der Mittel geben (etwa mit Blick auf den Pflegebereich), und junge Menschen im Pflegeeinsatz gäben dem brachialen Aufrüstungsszenario eine zivile Note.
Dabei ist es mit der Dienstpflicht nicht anders als mit der Impfpflicht: Freiwilligkeit ist dem Zwang meist überlegen. Dass in den vergangenen Jahren immer mehr von Pflicht die Rede ist, sollte uns derweil nachdenklich stimmen.
Kommentare 41
47 Prozent der Deutschen wollen die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht, zitiert die Autorin das Institut "Insa".
Die Frage sei erlaubt, ob die repräsentativ Auskunft-Gebenden wussten, dass der Bundeswehretat nach Angaben des schwedischen Friedensforschungsinstituts Sipri 2o20 mit52,8 Mrd. bereits der siebtgrößte der Welt war und nur knapp 9 Mrd. hinter dem Russlands lag? Oder dass der Rüstungsetat Deutschlands in den letzten zehn Jahren um 28 Prozent gestiegen ist? Also schon länger eine immer größere Menge an Geld ins Militärgetriebe fließt.
Wenn der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, in den elektronischen Hauptmedien unwidersprochen behaupten darf, die Armee stehe "mehr oder weniger blank" da und alle sonstigen Hauptmedien diesen Fake in mehrfacher Wiederholung unkritisch nachbeten, kann der Verdacht aufkommen, dass eine Militarisierung von interessierter Seite von oben nach unten durchgedrückt werden soll.
Die Regierung, Waffenproduzenten sowie die imperialen Kräfte der weltweiten Rohstoffsicherung nutzten den russischen Einmarsch in klassischer Schockstrategie, dem deutschen Militär eine noch stärkere, wenn nicht die zentrale Aufgabe deutscher Außenpolitik zuzuweisen.
Ich bin als Linker auch für die Wehrpflicht einschl. Sozialdienst aus folgenden Gründen:
- Die meisten Revolutionen mit Beteiligung des Militär sind durch Berufsarmeen entstanden. Wehrpflichtige schiessen weniger auf das eigene Volk.
- Durch Berufsarmeen entsteht ein Staat im Staate mit Familien mit extrem konservativer Einstellung (siehe Nazideutschland).
- Berufsarmeen erleichtern Kriege, weil reiche Menschen sicht nicht verpflichten (siehe USA = Vietnamkrieg vs Irakkrieg).
- Berufsarmeen erhöhen die soziale Spaltung, weil arme Menschen keine andere Wahl haben(siehe USA = Vietnamkrieg vs Irakkrieg).
- Berufsarmeen erleichtern "Auslandeinsätze", weil die Soldaten dafür bezahlt werden.
- Wehrpflichtsarmeen dienen öfters rein der eingenen Verteidigung, sind also tendenziell friedlicher.
- Wehrpflicht/Sozialdienst ist eine gute Ausbildung für junge Menschen.
- Wehrpflicht/Sozialdienst hilft bei der Integration von Einwandernern.
Ich würde die Wehrpflicht/Sozialdienst ähnlich wie in Israel für alle Geschlechter gleich machen.
Das ist vollkommen einleuchtend, was Sie sagen. Darüber sollte gesprochen werden......
Die Autorin des Artikels schreibt:
"Laut einer aktuellen Umfrage sind 47 Prozent der Deutschen für die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Der Gedanke, dass Männer und Frauen verpflichtend ihrem Land dienen, war schon in den 1990er-Jahren populär – das macht ihn nicht besser "
Nur eine Begründung, warum die Wehrpflicht schlecht ist, fehlt in ihrem Artikel.
Am Ende des Tages stärkt eine Wehrpflicht/Sozialdienst jede Demokratie.
"Durch Berufsarmeen entsteht ein Staat im Staate mit Familien mit extrem konservativer Einstellung (siehe Nazideutschland)."
In Nazideutschland galt ab 1935 die Wehrpflicht.
Zudem hatte in der BRD gerade die Wehrpflicht offenbar das Unwesen Rechtsextremer erleichtert:
"Königshaus zufolge lassen sich rechtsextremistische Umtriebe von Soldaten seit dem Aussetzen der Wehrpflicht besser unterbinden und sanktionieren. "Seit der Aussetzung der Wehrpflicht hat man die Chance, sich die Leute genauer anzusehen, die in die Truppe kommen", sagte er."
Was wäre gegen eine z i v i l e Dienstpflicht einzuwenden? Sie könnte dazu führen, was in den zurückliegenden Jahrzehnten in der BRD vor dem 'Zusammenschluss' mit der DDR in Grundzügen existierte:
ein Gemeinwesen.
Eine Wehrpflicht besteht primär darin, zu lernen, wie man einen anderen Menschen tötet. Eine Sozialpflicht, wie man Menschen dabei unterstützt, ihr Leben angenehmer zu führen.
Eine Gleichsetzung beider Dienste ist irreführend.
Menschen helfen ist (im Regelfall) etwas anderes als Menschen zu töten.
Ein gerne vorgeschobenes Pseudo-Argument: es werden persönliche Notwehr-Situationen mit einem organisierten Militärangriff gleichgesetzt. Wer in Äpfeln das Gleiche sieht wie in Glühbirnen, darf auch das tun.
Als ernstzunehmender Debattenteilnehmer sollte er schon ein wenig mehr zu bieten haben.
Auf die Erinnerungsfähigkeit, ganz besonders: das Langzeitgedächtnis.
Gloria!
"Eine Wehrpflicht besteht primär darin, zu lernen, wie man einen anderen Menschen tötet."
Das ist ein moralisches Dilemma. Leider denken nicht alle Menschen auf der Welt in dieser Weise. Somit ist ein Staat ohne funktionierendes Militär wehrlos und kann sich nicht verteidigen. Er würde von ausländischen Staaten nicht ernst genommen und könnte seine Interessen sich wahrnehmen. Ausnahmen wie die Lichtenstein bestätigen diese Regel. Also hast hast du wieder Militär, und meine o.g. Punkte treten wieder in Kraft.
Sogar die freidliche Förderation der vereinigten Planeten in der Utopie "Star Trek" hat ein Militär.
In Deutschland gab es damals sehr viele Berufsoffizierfamilien. Da hat der Großvater im Deutsch-Französischer Krieg von 1871 gekämpft. Der Vater im ersten Weltkrieg und der Sohn im zweiten Weltkrieg. Auch war der damalige Berufsoffizierkorp von einem starken Untertanengeist geprägt, extrem konservativ, autoritär und gegen die Weimarer Rebublik eingestellt. Gibt es zahlreiche Literatur dazu.
In Frankreich und England war das übrigens ähnlich. Sonst wären die Kolonialreich aus zusammengebrochen.
Ohne Zustimmung dieses Berufsoffierzierkorp hätte Hitler die Diktatur 1933 nicht einführen können.
In Spanien mit Franco oder Chile mit Pinochet ist es ähnlich bei der Abschaffung der Diktatur abgelaufen. Gibt bestimmt noch mehr Beispiele.
Ich meinte natürlich "Abschaffung der Demokratie".
Wenn selbsternannte Linke die Wiedereinführung der Wehrpflicht wollen, sollte man wissen, dass man bereit ist, einen AfD-Antrag umzusetzen. Mit der Drucksache 19/24401 vom 08.11.2020 forderte die als rechtsradikal verdächtige Partei ihre Wiedereinführung.
Der damalige verteidigungspolitische Sprecher der AfD-Fraktion meinte, die Aussetzung der Wehrpflicht sei ein „Kapitalfehler“ gewesen. Die Wehrpflicht habe über 200 Jahre gut funktioniert und die Armee mit der Gesellschaft verbunden. Die Parallelen der Argumente sind nicht zu leugnen.
Sie kennen den Unterschied zwischen Fakten und Fiktion?
Falls nicht: ich helfe Ihnen gerne, an Feinjustierungen zu arbeiten.
wurde schon. damals als gel-guttenberg die diskussion zur berufsarmee aufstoßen wollte, hat ein journalist de süddetuschen, name fällt mir grad nicht ein, vehement dagegenargumentiert und der wehrpflicht das wort geredet und das ziemlich einleuchtend.
meine haltung ist eindeutig, abschaffung aller armeen. falls jedoch eine armee gewollt ist von der mehrheit der bevölkerung, dann ist die eindeutige bessere wahl eine wehrpflichtarmee. das zentrale argument hierbei ist, daß die gesamtverteilung demokratischer kräfte dann höher wäre, was ein abgleiten von berufsarmeen in rechtsextreme killerarmeen, siehe azov ajdar rechter sektor etc in der ukraine oder usa blackwater (wurden erneut umbenannt^^) vermeiden soll, da tendenziell menschen mit hang zu militärischem und autoritären verhalten sich von regulären armeen angezogen fühlen als linke progressive oder liberale
zusatz: falls aber eine ganze gesellschaft autoritär und militaristisch abdriftet, dann ist eh der drops gelutscht, dann macht auch ein wherpflichtargument keinen unterschied mehr.
"Sie kennen den Unterschied zwischen Fakten und Fiktion? Falls nicht: ich helfe Ihnen gerne, an Feinjustierungen zu arbeiten."
Was soll das für ein Kommentar sein? Wo sind die sachlichen Argumente? Ich sehe nur Überheblichkeit.
"Wenn selbsternannte Linke die Wiedereinführung der Wehrpflicht wollen, sollte man wissen, dass man bereit ist, einen AfD-Antrag umzusetzen. "
Ich verstehe diesen Kommentar nicht. Wenn Bernd Höcke sagt, der Himmel ist blau, darf dem kein Linker dem zustimmen, sonst macht er die Rechte stark? Was ist das? Wie überzeugt man so Menschen?
Das erinnert mich Alles sehr stark an die Kritik an Sarah Wagenknecht. Hier wird ein Sache nicht sachlich widerlegt, sondern moralisiernd und polemisch kritisiert. Wahrscheinlich weil die Sachargumente fehlen.
Was Sie sehen, muss nicht mein Thema sein.
Wenn sie am Austausch über "sachliche Argumente" Interesse haben, wäre doch das Naheliegende, selbst damit zu beginnen.
Sie singen hier das Hohelied der Militärpflicht, ich schrieb über den Sinn eines zivilen Sozialdienstes.
Das könnte doch ein Einstieg in Kontroversen sein.
Sehen Sie das alles nicht, weil Sie fremde "Überheblichkeit" zu erkennen glauben?
Wo habe ich mich den im Gegensatz zu Ihnen unsachlich geäußert?
Am Besten lesen Sie noch mal Ihren Post in Sachen "Star Treck" und meine Antwort darauf.
Das war der Ausgangspunkt.
Und dies ist der Endpunkt.
Star Trek ist eine Utopie und sogar die extrem friedliche Föderation hat eine militärische Organisation. und militärische Raumschiffe. Der Kommentar untermauert zusätzlich zu meine vorigen Kommentare meine Begründung für die Notwendigkeit ein Militär. Gibt bestimmt noch andere Beispiel aus Literatur und Film.
Aber was ist ist an diesem Kommentar ihrer Meinung nach unsachlich? Oder sind Beispiele aus der Science Fiction wie zum Beispiel Zitate aus "1984" oder "Brave New World" ihrer Meinung nicht zulässig. ?
Andersrum wird ein Schuh draus. Ihre Antwort darauf ist unsachlich, überheblich und enthält keinerlei weitere sachliche Argumente gegen ein Militär.
Hier muss ich nochmal ein Lanze für das Genre der Science Fiction brechen. Gerade in der Science Fiction werden Probleme zukünftiger Gesellschaften Jahrhunderte oder sogar im Fall von "Dune" sogar Jahrtausende vorher durchgespielt.
Das AfD-Argument - da muss man fauental zustimmen - ist da eher weniger überzeugend.
In Frankreich stand die (Wieder-)Einführung einer sozialen Dienstpflicht 2017 im Programm des linken Kandidaten Mélenchon (ob's aktuell noch so ist, weiß ich nicht). Allerdings für beide Geschlechter und mit Wahlfreiheit - also ohne diesen Gewissenstüv.
Das wäre ja etwas anderes als die plumpe Wehrpflicht, sondern eher das, was Bartleby vorschlägt.
Ich selbst bin tendenziell eher gegen Dienstpflichten. Aber wenn die jungen Leute da etwa (mindestens) den vollen Mindestlohn (besser: Tariflohn) und volle Rentenpunkte bekommen, kann man darüber reden.
Ist dann halt wie Steuer- oder Schulpflicht.
Sowohl fauental, als auch Bartleby, Karamasoff und linksmann haben einleuchtende Perspektiven auf eine vernünftige Art und Weise vorgetragen. Ich finde sie allesamt bedenkenswert. Dann ist die Diskussion etwas in die Schieflage geraten. Darüber kann man sich - mit gegenseitigem Respekt austauschen. Völlig unnötig sich deswegen gegenseitig Sachen zu unterstellen. Missverständnissen könnte man mit mehr Achtsamkeit und Nachfragen vorbeugen.
Wenn´s nach mir ginge, würde ich dafür sein, die Bundeswehr in ein technisches Hilfswerk umzuwandeln, die überall auf der Welt hilfe zur Selbsthilfe leistet.
"Wenn´s nach mir ginge, würde ich dafür sein, die Bundeswehr in ein technisches Hilfswerk umzuwandeln, die überall auf der Welt hilfe zur Selbsthilfe leistet."
Wie inspirierend, super Idee
herzliche Grüsse nach Berlin
Du hast Recht.
>>Wenn´s nach mir ginge, würde ich dafür sein, die Bundeswehr in ein technisches Hilfswerk umzuwandeln, die überall auf der Welt hilfe zur Selbsthilfe leistet.<<
Dann wären auch Diskussionen um die Kriegsdienstpflicht obsolet.
Um den Gedanken noch etwas weiter zu führen: Militär sollte ausschliesslich der UNO unterstellt sein, mit dem Ziel einzugreifen wenn Konflikte in die Barbarei auszuarten drohen.* Nach einigen Generationen könnte dann eventuell ganz auf Kriegswaffen verzichtet werden. Die "Friedensdividende" für Alle in einer waffenfreien Welt wäre doch ein lohnendes Ziel.
*In diesem Falle hätte die UNO schon 2014 Friedenswächter in die Ukraine geschickt.
Ja, das ist ein auch ein sehr guter Gedanke.
Aber was wäre derzeit real durchsetztbar?
Pflicht vs. Freiwilligkeit
fauental´s Argumentation erscheint mir plausibel.
>>fauental´s Argumentation erscheint mir plausibel.<<
Mir nicht. Die Vorstellung, dass junge Männer und Frauen eine etwa einjährige Ausbildung bei den Militärköppen durchlaufen sollen (Augen geraaade aus!!!), macht sie sicher nicht zu besseren Demokratinnen und Demokraten. Eher unterstelle ich das Gegenteil. Sie erlernen den Umgang mit Waffen und entwickeln zu ihnen ein anderes Verhältnis als etwa eine Zivildienstleistende, die im Umweltbereich oder Krankenhauswesen arbeitet.
fauental meinte eine Mischung aus Wehrpflicht/Zivildienst. Aber ja, da haben Sie auch recht, das könnte passieren.
"...Die Frage sei erlaubt, ob die repräsentativ Auskunft-Gebenden wussten, dass der Bundeswehretat nach Angaben des schwedischen Friedensforschungsinstituts Sipri 2o20 mit52,8 Mrd. bereits der siebtgrößte der Welt war und nur knapp 9 Mrd. hinter dem Russlands lag? Oder dass der Rüstungsetat Deutschlands in den letzten zehn Jahren um 28 Prozent gestiegen ist? Also schon länger eine immer größere Menge an Geld ins Militärgetriebe fließt.
Wenn der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, in den elektronischen Hauptmedien unwidersprochen behaupten darf, die Armee stehe "mehr oder weniger blank" da und alle sonstigen Hauptmedien diesen Fake in mehrfacher Wiederholung unkritisch nachbeten, kann der Verdacht aufkommen, dass eine Militarisierung von interessierter Seite von oben nach unten durchgedrückt werden soll.
Die Regierung, Waffenproduzenten sowie die imperialen Kräfte der weltweiten Rohstoffsicherung nutzten den russischen Einmarsch in klassischer Schockstrategie, dem deutschen Militär eine noch stärkere, wenn nicht die zentrale Aufgabe deutscher Außenpolitik zuzuweisen. "
Übrigens stimme ich Ihnem erstem Kommentar vollkommen zu.
>> Militär sollte ausschliesslich der UNO unterstellt sein, mit dem Ziel einzugreifen wenn Konflikte in die Barbarei auszuarten drohen. <<
Das könnte /sollte das Ziel sein...aber auch dann werden Menschen gebraucht, die "das Töten" im Kampf gelernt haben und sich die Hemmschwelle, die den gesunden Menschen am Töten des Menschen hindert, abtrainiert haben, oder sich sogar die Lust am Töten des Menschen antrainiert haben.
Ich habe einmal ein Interview mit einem deutschen Profisoldaten gelesen, der sich beklagt hat, dass er seinen Beruf praktisch nicht ausüben darf. Er verglich sich mit einem Metzger, der das sachgerechte Töten in dreijähriger Lehre erlernt hat, und dann, nach der Gesellenprüfung, einfach nicht schlachten darf. Frustrierend.
Ich konnte den armen Mann (bei begrenztem Mitleid) irgendwie verstehen. Er war in Afghanistan und sehnte sich nach einem Kampfeinsatz. Ein Berufssoldat eben.
Und da wären wir genau bei dem Problem: Als wir 1969/70 die jungen GI's, die um's Verrecken nicht in Vietnam kämpfen, sondern lieber Rockmusik hören und Joints rauchen wollten, in Wohnheimen und Apartments versteckten und nach Schweden (keine Auslieferung von Deserteuren) schmuggelten, da hatten wir es ausschließlich mit Wehrpflichtigen zu tun, die sich und ihre Gesinnung vor den (damals) relativ wenigen "lifers" (Berufssoldaten) in den U.S.-Kasernen verstecken mußten.
Ich wage die These, dass unsere Anti-Vietnam Bewegung nicht zum Erfolg geführt hätte, wenn die USA damals schon Profi-Killer-Streitkräfte gehabt hätten. Es war auch eine Lehre welche die Mächtigen aus Vietnam gezogen hatten: Keine Wehrpflichtigen in einen offensichtlich verbrecherischen Krieg schicken. (William Calley - My Lai Massaker - war ein "lifer")
Das war im Irak z.B. bereits vollkommen anders, da kamen die gelernten Berufskiller voll auf ihre Kosten und niemand hörte von Protesten...nur die Suizidrate (PTSD) bei den Veteranen stieg steil an.
Und wenn die Infos aus der Ukraine nicht alle nur Westpropaganda sind, dann weigern sich auch etliche wehrpflichtige Russen zur Zeit, diesen Krieg gegen ihre "Verwandtschaft" zu führen, sabotieren ihre Panzer und setzen sich ab.
Es gibt da viele Aspekte, die sorgfältig diskutiert werden sollten, einfach ist dieses Problem sicher nicht. Ich persönlich habe nicht gedient und noch keine Feuerwaffe (außer Luftgewehr auf der Kirmes) abgefeuert. Das Schießen mit Pfeil und Bogen allerdings, habe ich in meiner Jugend mit großer Begeisterung geübt.
>>Übrigens stimme ich Ihnem erstem Kommentar vollkommen zu.<<
Freut mich!
Ausgehend von Nil's These, dass die Kriegertruppen zu Gemeinwohlnützenden Organisationen umgewandelt werden sollten, meinte ich, dass ein Restmilitär unter UNO-Auftrag weiterexistieren sollte, mit dem Ziel einzugreifen wenn Konflikte in Barbarei auszuarten drohen. Das heisst, eher Globalpolizei im Sinne von De-Eskalierungs-Eingreifer denn als Krieger. Eine bewaffnete Polizei in diesem Sinne würde dazu ausgebildet, von Waffen nur im Notfall Gebrauch zu machen und den Notfall zu erkennen. Wie optimalerweise eben eine Polizei, was aber im derzeitigen Zustand auch nicht immer der Fall ist. Menschentöter, Städtezerstörer auszubilden, die dann frustriert herumhängen wenn sie ihre Qualifikation nicht anwenden können ist Symptom einer üblen Erkrankung und mit Gemeinwohl weniger zu tun als ein Diaprojektor mit Diabetes..
Übrigens halte ich die "Sportpalast"-Szene neulich im Bundestag für ein fortgeschrittenes Symptom der Krankheit, die mich wesentlich intensiver besorgt als irgendein Omikronvirus: Wie krank müssen Menschen sein, die forcierte Kriegsrüstung nicht mal mehr als "notwendiges Übel" bezeichnen, sondern APPLAUDIEREND begrüssen? Und keine Therapie in Sichtweite, noch nicht mal eine Bullerei die, ja ganz autoritär, sagt: " Kommt mal runter von eurem Trip wenn ihr wollt dass wir euch nicht im Knast zur Vernunft bringen."
Zu Waffen: Ja, ich habe durch das Zielfernrohr eines Jagdgewehres geschaut und auf einen Menschen angelegt und ich hatte schon Revolver in der Hand, solche die für mich zu schwer wären und solche mit denen ich wahrscheinlich hätte schiessen können. Deshalb WEISS ich dass ich nicht schiessen WILL. Und ich weiss aufgrund meines Chemieberufes wie man Sprengstoffe herstellen kann und habe ablehnt dieses Wissen für Tod & Zerstörung anzuwenden. Hätte ich mitgemacht, dann hätte ich das nicht als Mord, sondern als "Wehr" umgedeutet: Auch als Mörderin möchte man ja morgens mal in den Spiegel gucken ohne ein Monster zu sehen.
Um Missverständissse abzuwenden: Tatsächliche Notwehr* halte ich für berechtigt, zu provozieren sich dann auf Notwehr zu berufen aber für kriminell.
Die Definition von Notwehr können & sollten wir natürlich dikustieren.
>>...ein fortgeschrittenes Symptom der Krankheit,...<<
=
...ein Symptom der fortschreitenden Krankheit, ...
>> ...dass ein Restmilitär unter UNO-Auftrag weiterexistieren sollte, mit dem Ziel einzugreifen wenn Konflikte in Barbarei auszuarten drohen. <<
Keinerlei Einwände. Das setzt voraus, dass alle Staaten auf ihre Streitkräfte verzichten und sich einer "UNO-Polizei" unterstellen.
Glaubst Du, das sei irgendwie realisierbar, abgesehen davon, dass es wünschenswert ist.
>> Wie krank müssen Menschen sein, die forcierte Kriegsrüstung nicht mal mehr als "notwendiges Übel" bezeichnen, sondern APPLAUDIEREND begrüssen? <<
...frenetischer Beifall, stehende Ovationen - vollkommen durchgeknallt..., finde ich auch.
Trotzdem müssen wir uns eingestehen, dass der in Sippen, Städten, Staaten organisierte Mensch, seit es den Menschen gibt und wir über sein Verhalten halbwegs zuverläßig Aussagen treffen können, zu allen Zeiten, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, kriegerisch tätig war.
Wir wissen auch, dass klimatische Veränderungen und andere Ursachen ganze Völker zu Wanderungsbewegungen veranlasste weil ihr Überleben in den Gebieten, die sie ursprünglich besiedelten, nicht mehr möglich war. Auch daraus entstanden heftige kriegerische Auseinandersetzungen, die oft mit der Vernichtung - dem Untergang - ganzer Völker einhergingen.
Wenn wir jetzt auf diesen hoffnungslos mit Exemplaren des Homo "Sapiens" überfüllten Globus schauen, und wissen, dass in absehbarer Zeit noch eine bis zwei Milliarden Exemplare dazukommen werden und gleichzeitig die zur Verfügung stehenden Lebensräume schrumpfen, die Ressourcen, nicht nur Wasser und Ackerland weniger werden, was kann da den Beobachter zu der Annahme verleiten, dass kriegerische Auseinandersetzungen demnächst abgeschafft werden können?
Ich befürchte im Gegenteil, dass die Menschheit am Beginn gewaltiger, kriegerischer Auseinandersetzungen stehen könnte, in denen Milliarden von Menschen um das schiere Überleben, um Wasser, Nahrung und Boden außerhalb der klimatisch unbewohnbar gewordenen Zonen kämpfen werden.
Zum Thema Blick in das Spiegelbild: Offenbar leisten sich manche diesen Luxus eher ungern.
In Zeiten, in denen vieles eine Frage der Darstellung ist, ist auch die Definition von Notwehr weder einfach noch eindeutig.
Im persönlich-privaten Bereich geht dies leichter als im Maßstab von Organisationen und Staaten.
Gerne erinnere ich an die Erschießung des halbnackten, unbewaffneten Schotten Ian McLeod durch eine Tür während der großen Bader-Meinhof-Hysterie Anfang der 1970er. Die damalige Offizial-Verwendung des Terminus "putative Notwehr" ist einfach nur perfide.
Die Feststellung einer tatsächlichen Notwehr finde ich auch nicht gerade leicht.
Bei einer Wiedereinführung der Wehrpflicht könnten einige sprachliche Missverständnisse auftreten...
>>Die Feststellung einer tatsächlichen Notwehr finde ich auch nicht gerade leicht.<<
Ja, ich auch nicht. Aber dass es den Notwehrfall nicht gegen kann stelle ich eben auch nicht fest.
>>Bei einer Wiedereinführung der Wehrpflicht könnten einige sprachliche Missverständnisse auftreten...<<
Die haben wir ja schon, wenn sich kaum noch jemand traut, den Kriegsdienst Kriegsdienst zu nennen.