Es fließt viel Wasser in diesem österreichischen Tatort aus Linz, der diesjährigen europäischen Kulturhauptstadt. Schätzungsweise jede zweite Einstellung ist mit Wasserblick, verbunden mit Industrieromantik – rauchenden Fabrikschornsteinen, Containerhäfen und Holzbooten. Der aus Wien angereiste Ermittler Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) trifft mit seiner Linzer Kollegin Karin Branstätter (Fanny Stavijanik) in einem Büro am Hafen zusammen. Und wenn er nicht gerade ermittelt – oder in seiner luxuriösen Dienstwohnung dem Klavierspiel einer lieblich lächelnden, osteuropäischen Musikerin lauscht, die zuvor sein Auto beim Parken leicht gerammt hat - steht er mit der Gruppeninspektorin auf einem Boot am Grill.
Die Folge "Kinderwu
"Kinderwunsch" geht nass los: Eine tote Frau wird aus der Donau gefischt. Es ist die Enthüllungsjournalistin Sandra Walch, wie der Ermittler gleich anhand ihres trockenen (sic!) Ausweises erkennt. Wenig später im Redaktionsgebäude des "Linzer Abendblattes" erfahren die Inspektoren von ihrer Büronachbarin, Ex-Freundin und selbst ernannten Konkurrentin, dass die Tote einer heißen Geschichte auf der Spur war. Es soll etwas mit den Machenschaften einer Klinik für künstliche Befruchtung zu tun haben. Von der neuen Freundin, einer kühlen Stahl-Ingenieurin mit vornehmer Frisur, bekommen sie zu hören, dass das kürzlich von der inzwischen Ermordeten Journalistin zur Welt gebrachte Kind nicht durch eine künstliche Befruchtung erzeugt wurde, sondern durch einen gemeinsam ausgewählten Steward auf einem Kreuzfahrtschiff. Und dass ihre tote Freundin die brisanten Ergebnisse ihrer Recherchen gar nicht mehr veröffentlichen wollte.Schmutziges Geschäft mit fremden EiernWeitere Ermittlungen führen die Inspektoren in ein Fitness-Studio mit Schwangerschafts- und Mutter-Kindkursen, das mit der verdächtigen Klinik kooperiert. Und während der Chefinspektor mit der charmanten Klavierspielerin das erste Mal zu Abend isst und die Kollegin sich im Kino amüsiert, passiert ein zweiter Mord – an einem Gentechniker, der ebenfalls Kunde der Befruchtungsklinik war. Seine Witwe vermutet, dass die Ärzte nach mehreren missglückten Befruchtungsversuchen ihr und anderen Frauen fremde Eier einpflanzten. Besuche bei ehemaligen Kunden der Klinik erhärten den Verdacht, dass die Ärzte mit dem Kinderwunsch von verzweifelten Paaren ein schmutziges Geschäft machen: bei vielen Kindern handelt es sich um Kuckuckseier, so die Formulierung der Ermittler.Die Folge behandelt ein spannendes wie relevantes Thema: Immer mehr Paare bleiben kinderlos, die letzte Chance sehen sie in einer künstlichen Befruchtung und lassen sich das bis zu 30.000 Euro für mehrere Versuche kosten. Und wenn sich der Erfolg nicht einstellt, so die Ärzte im Fernsehen, „dann müssten sie bei dem Glück ihrer Klientinnen etwas improvisieren“, also ihnen ohne ihr Wissen fremde Eier einpflanzen, um die "Volkskrankheit Unfruchtbarkeit" zu kurieren.Im Vorbeigehen werden große Familienkrisen von den Ermittlern ausgelöst, als sie bei ihren Recherchen etwa auf ein dunkelhaariges und glutäugiges Kind bei blonden Bauerneltern treffen. Die tote Journalistin hatte einst beschlossen, ihre Beweise nicht zu veröffentlichen, um die betroffenen Familien nicht ins Unglück zu stürzen. Was wiederum das zweite Mordopfer, den ebenfalls vom Kuckucksei betroffenen Gentechniker, der sie auf das Thema hingewiesen und Beweismaterial beschafft hatte, dazu veranlasste, die Ex-Freundin und Konkurrentin beim "Linzer Abendblatt" für die Veröffentlichung zu gewinnen.Etwas lahme, aber sympathische ErmittlerTrotz dieser Action (zwei Morde, diverse Einbrüche mit tätlichen Überfällen, Erpressung, Entführung und ein Inspektoren-Flirt mit der schönen und später gefährlichen Klavierspielerin) hat der Krimi etwas Gemächliches. Die Donau plätschert als Hintergrundmotiv- und geräusch vor sich hin, als wäre sie die Handlung. Es wird viel gegessen und geredet und selbst in der letzten Viertelstunde, als noch etwas mehr Schüsse für Dramatik sorgen sollen, bleibt die Spannung mäßig. Als beim finalen Showdown zwischen den Inspektoren und dem Killer – natürlich auf einem Schiff – die Inspektorin in die Brust getroffen wird, kommt dem Eisner nur ein zögerliches „Verdammt, verdammt, verdammt“ über die Lippen. Ohne sich sonderlich zu beeilen, klettert er die Leiter zu der erschossenen Kollegin hinab, die – welch Wunder – gar nicht tot ist, sondern die Kugel aus der schusssicheren Weste bergen kann. Auch der Lehrling, der kurz zuvor ebenfalls von der Kugel getroffen zusammen brach und mit einem toten Gesichtsausdruck an Deck liegen blieb, taucht plötzlich lebend neben ihnen auf stammelt einfach nur „Weste“. Das Haarnetz mit Zipfel, mit dem Chefermittler Eisner aus dem Krankenhaus geflohen ist, um die verdächtige Klavierspielerin, Komplizin des Killers, zum Duell zu fordern, kommt etwas albern daher.In den letzten 15 Minuten werden moralische Gespräche geführt.