Wir schreiben das Jahr 2025:
Es ist 5.30 Uhr morgens, ein sanftes vibrieren des Schlafsessels kombiniert mit der automatisierten Tageslichtsimulation holt den 17-jährigen Marty Mc2 aus dem Schlaf.
Ein weiterer Start in einen maximal optimierten Tagesablauf der perfekt auf alle menschlichen Bedürfnisse abgestimmt ist: Arbeit, Schlaf, Erholung, Unterhaltung, Reisen, Bewegung, Zuneigung, Befriedigung, Ernährung, Kommunikation, Anerkennung, Hygiene...
Die ständige Beschleunigung fordert Effizienz und Multitasking. Auch Freizeit muss gut durchgeplant sein und Ernährung optimiert. Der veraltete Menschheitswunsch in der Zeit zu reisen, wurde durch den Wunsch Zeit zu sparen abgelöst.
Die ZeitSPARmaschine ermöglicht es, alles und alle menschlichen Bedürfnisse zugleich und ohne Ortswechsel zu erledigen.
Der Begriff „Arbeit“ wurde neu definiert - Klassische Berufe gibt es nicht mehr, es gibt Jobs die geschaffen werden. Jobs die mit Programmen und Tools über scheinbare Vereinfachungen mehr Komplexität schaffen.
Also wechseln wir mal unseren Blickwinkel auf den Anspruch an unseren Job:
Ist in einer Arbeitswelt die über einen Bildschirm und Interaktionstools funktioniert, das Bedürfnis den Beruf zur Berufung zu machen überhaupt relevant, oder genügt es nicht die Relevanz für Arbeit über schulterklopfende Anerkennung einer mechanisch-maschinellen Hand zu bekommen? Klar – gewisse Unzufriedenheiten gibt es immer, aber die lassen sich ganz einfach über einen durch Algorithmen optimierten Siri-Psychiater lösen.
Das leidige Thema der Partnersuche gehört ebenfalls der Vergangenheit an. Man muss sich nicht mehr in tausende Beziehungen stürzen und selbst herausfinden, was denn das Problem des Anderen ist. Dafür gibt es nun Algorithmen die berechnen, wer der optimale Partner hinsichtlich der persönlichen Bedürfnisse ist, und zugleich aus medizinischer Sicht fortpflanzungsrelevante Abnormalitäten mit einberechnen.
Ein zwischen den ZeitSPARmaschinen agierendes interaktives Netz und Funktionen wie künstliche Befruchtung und Brutkasten sorgen für den Fortbestand der Menschheit.
Die Maschine ist zusätzlich für automatisierte Entscheidungen autorisiert und nimmt uns somit leidige Entscheidungsprozesse ab. Über Proteinriegel aus pflanzlichen Hydrokulturbestandteilen und Insekten ist nicht nur eine optimale Nährstoffaufnahme gewährleistet, sonder auch das weltpolitische Problem von Nahrungsmittelfalschproduktionen gelöst.
Sex, Befriedigung und Zuneigung funktionieren zielführend über mechanische Tools. Ganz im Sinne der Abwechslung können so Hand, VR Helm, Aquaclean und Vibrator interaktiv kombiniert werden, um ganz neue, andere Erlebnisse zu schaffen.
Erlebnisse auf der Erlebnisliste die nun automatisiert abgearbeitet werden können. Wenn wir davon ausgehen, dass man Erlebnisse erlebt um sie zu posten, ist es auch nicht mehr relevant das Erlebnis auch in real erlebt zu haben.
Während diese Abarbeitung früher oft Stress verursacht hat, kann man nun über den VR Helm am einen Tag eine Wanderung in den Bergen von Peru erleben, und am nächsten Tag am Strand von Thailand eine Prise Meerluft schnuppern.
Zusätzliche Stressfaktoren wie die Launen der Natur, verspätete Züge und sonstige äußere Einflüsse sind somit ausgemerzt, man schont die Umwelt und nicht zuletzt auch die eigene Gesundheit.
Sport und Bewegung für die Instandhaltung unseres Körpers sind über das ständig parallel nutzbare Bewegungstool abgedeckt und erledigt. Das Leben findet virtuell statt, mit virtueller Kommunikation, virtueller Interaktion, virtuellen Streits und Kriegen. Kriege die keinem Körper und keiner Gesundheit mehr weh tun!
Doch vielleicht mal eine grundsätzliche Frage:
Was ist Zeit eigentlich und welchen Wert hat sie?
Und warum hat Zeit in anderen Kulturen eine ganz andere Bedeutung?
Wenn man mal annimmt, dass die Bedeutung der Zeit eng mit den mechanischen Errungenschaften von Uhrwerken zusammenhängt, so ist es wohl keine Überraschung, dass Pünktlichkeit als eine typisch deutsche Tugend erachtet wird, und gemäß den Toten Hosen jeder Mensch auch wie ein Uhrwerk lebt.
Wird Arbeit nun in Zeit gemessen, verändert sich ihre Bedeutung und wird zur Mangelware.
Mit der ZeitSPARmaschine haben wir die Möglichkeit mehrere Sachen gleichzeitig zu erledigen, Zeit zu sparen, denn Zeit ist Geld. Geld als Gegenleistung für Arbeit, Arbeit die eigentlich im 21. Jhdt. nicht mehr in Zeit gemessen werden kann, und Geld das über mathematische komplexe Systeme automatisch generiert wird.
„Geld verdirbt anscheinend den Charakter“ hieß es mal, doch was brauchen wir noch einen Charakter wenn die emotionalen Fähigkeiten sowieso an Relevanz verlieren? Wenn Kommunikation ohne körperliche Interaktion funktioniert, genügt es dann nicht auch, wenn der Mensch an sich einfach funktioniert?
Ist dann nicht das, was wir heutzutage noch als Autisten bezeichnen, der optimierte Zukunftsmensch, und zugleich der, den wir als „normal“ ansehen?
Heute definieren wir noch Probleme und suchen nach Lösungsstrategien, doch wäre es nicht ein optimierter Grundgedanke das Problem bei der Wurzel zu packen und erst gar keine Probleme mehr aufkommen zu lassen?
Wir hätten viel weniger Probleme wenn wir alle gleich sind. Gleich groß, gleich schön, gleiche Mentalität...
Kulturelle Unterschiede und damit zusammenhängende Probleme sind im Zeitalter der Globalisierung überflüssig. Was nützt uns lateinamerikanisch geprägte Lebensfreude, wenn wir mit einem asiatisch geprägten Funktionsgedanken große Massen der Welt beherrschen können, und ALLE unter einen Hut bringen?
Kurzum:
Das Leben wird für alle einfacher!
Der Mensch wird in einer Maschine zur Maschine – das Endstadium der Beschleunigung als absoluter Stillstand?
Für alle die noch genug Lebensfreude, Individualität und Denkfähigkeit besitzen,
um über diese manuell und individuell geschaffene Kreativität herzlich zu lachen:
www.atelierunger.com/model
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