Ein deutsches Gewissen oder: Wie Martin Walser missverstanden wurde

MARTIN WALSER Die Stadt Halle schlägt Martin Walser als Preisträger der Auszeichnung »Das unerschrockene Wort« vor. Nachträgliche Betrachtungen zur Walser/Bubis-Kontroverse
Exklusiv für Abonnent:innen

Selten wohl ist eine Rede so sehr missverstanden worden und war so sehr darauf angelegt, missverstanden zu werden, wie die Rede Martin Walsers anlässlich des an ihn vergebenen Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1998. Damit meine ich nicht das Missverständnis, von dem Ignatz Bubis in seiner berühmten Kritik an Walser im Dezember 1998 sprach. Bubis' Rede vom »Missverständnis« war auf eine mögliche Verständigung mit Walser aus. Walser sollte klarstellen, dass er mit der Metapher vom »Wegsehen« angesichts der »Schande« von Auschwitz die alte rechtsradikale und die neue »Schlussstrich«-Szene nicht habe ermuntern wollen. Wenn Walser dagegen im Gespräch mit Bubis darauf beharrte, nicht oder zumindest doch von den me