Das falsche Buch

Literatur W. G. Sebald würde dieser Tage 75. Verehrt wird er vor allem für den Roman „Austerlitz“. Zu Unrecht, sagt sein Doktorand
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 20/2019
Skeptizismus in Schwarzweiß: W.G. Sebald, Paris 1998
Skeptizismus in Schwarzweiß: W.G. Sebald, Paris 1998

Foto: Leemage/Imago Images

Mag er noch so umstritten sein, etwa wegen seines Generalangriffs auf die deutsche Nachkriegsliteratur und deren Unfähigkeit, den Horror der Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg zu schildern – in einem Punkt ist Konsens zu verzeichnen: Austerlitz, der Roman über einen per Kindertransport nach Großbritannien gelangten Juden, der erst als Erwachsener seine Identität wiederfindet, ist W. G. Sebalds bestes Buch! Denis Scheck salbt den Roman zum „Meisterwerk“. Bei einer Berliner Sebald-Veranstaltung sorgen meine Vorbehalte gegen Austerlitz für empörten Protest beim anwesenden Bürgertum aus Charlottenburg-Wilmersdorf. Germanisten aller Länder stürzen sich mit nicht erlahmendem Elan auf den Roman: Gibt man „Sebald“ und