Grandios unlesbar: „Die Schwerkraft der Verhältnisse“ von Marianne Fritz

Extremautorin Marianne Fritz sabotierte die Normsprache, um von jener proletarischen Wirklichkeit zu erzählen, von der die bürgerliche Literatur nichts wissen will. Die österreichische Schriftstellerin wird endlich wiederentdeckt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 10/2023

Krasser als im Fall der Marianne Fritz lässt sich das Missverhältnis zwischen künstlerischer Leistung und kritischer Nichtbeachtung im Literaturbetrieb kaum fassen. Das so wunderliche wie erratische Werk der österreichischen Schriftstellerin (1948 – 2007) steht aufgrund seiner monströsen Ausmaße nicht nur in der deutschsprachigen Literatur singulär da. Obwohl es sich um das wohl längste Erzählunternehmen der Weltliteratur handelt, wurde es zu Lebzeiten von der literarischen Öffentlichkeit kaum beachtet. Dabei erschien das Monumentalepos keineswegs an entlegener Stelle, sondern wurde, entgegen jeder verlegerischer Kosten-Nutzen-Kalkulation, bei Suhrkamp publiziert.

Dass es ein Vierteljahrhundert gedauert hat, bis durch die Neuausgabe de