Teuflische Einsicht

Nachlese Nora Gomringers „Recherche“ traf in Klagenfurt den Geschmack der Jury. Aber wie funktioniert ihr Text eigentlich? Eine Analyse
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 29/2015

Mit viel medialem Getöse sind die 39. Tage der deutschsprachigen Literatur über die Bühne gegangen. Die Crux der Klagenfurter Veranstaltung ist altbekannt – erfolgreich sind vor allem effektheischende, für eine Performance zugeschnittene Texte. Tatsächliche literarische Qualität bleibt eher auf der Strecke, wie exemplarisch der Fall von W. G. Sebald zeigt, der 1990 eine Geschichte aus Die Ausgewanderten las und ohne Preis nach England zurückkehrte.

Die symptomatische Diskrepanz zwischen Erfolg und literarischer Qualität kennzeichnet ebenfalls die „Verstörungskomödie“, zu der man Nora Gomringers Siegertext Recherche (v)erklärt hat. Die Entscheidung der Jury wirkt befremdlich, wie auch die Lobpreisungen des Textes durch