Zwischen zwei Stühlen

Nachruf Mit Begriffen wie „konservativ“ oder „progressiv“ ließ sich Karl Heinz Bohrer nicht einfangen. Seine Literaturkritiken zählen zu dem Besten, was wir haben
Exklusiv für Abonnent:innen
Redaktionsrichtlinien oder Erwartungshaltungen widersetzte er sich, erwartungsgemäß, laufend
Redaktionsrichtlinien oder Erwartungshaltungen widersetzte er sich, erwartungsgemäß, laufend

Foto: Gerhard Leber/IMAGO

Zeitlebens hat sich Karl Heinz Bohrer in den Kopf gesetzt, ein Widerspruchsgeist zu sein. Ein Nonkonformer, der sich dem linksliberalen wie konservativen Konsensus verweigert. Jemand, der mithin stets zwischen den Stühlen saß – was sicherlich nicht die schlechteste aller Positionen ist, die man im Kulturbetrieb besetzen kann. 1932 in einer bürgerlichen Familie in Köln geboren, war ihm seine Intellektuellenlaufbahn vielleicht nicht zwingend in die Wiege gelegt worden. Sehr wohl aber prägte der Besuch der exklusiven Reformschule Birklehof im Schwarzwald, eine Zweigstelle des Elite-Internats Salem, auf die ihn sein Vater schickte, den weiteren Lebensweg und die oftmals elitären Haltungen Bohrers nachdrücklich.

Dass er seine Redakteursposten erst bei der