Der Brexit wird "massive Auswirkungen für den britischen Staat in seiner bisherigen Form haben", kommentierte der Sprecher der irisch-republikanischen Linkspartei Sinn Féin, Declan Kearney, den Erfolg des Brexit-Lagers beim Referendum am gestrigen Donnerstag.
Nordirland und Schottland stimmten mehrheitlich für den Verbleib in der EU. In Nordirland kam die große Mehrheit der Stimmen für "Remain-drin bleiben" aus den irischen Vierteln. In Derry waren es 78%, in West Belfast 74%. Sinn Féin hatte für dieses Ergebnis geworben, weil der nun bevorstehende Austritt aus der EU eine innerirische Grenze zur Folge hat.
Die stark probritisch geprägten Regionen stimmten mehrheitlich für den Austritt aus der EU. In Nord-Antrim waren es 62%, in Strangford 56%.
Voraussichtlich wird Sinn Féin die verbleibende Zeit der Austrittsverhandlungen nutzen, um ihrerseits ein Referendum über den Verbleib Nordirlands im "United Kingdom of Northern Ireland and Great Britain" vorzubereiten. Ein solches Referendum muss die Britische Regierung abhalten, wenn ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung dies fordert. Das ist im Karfreitagsabkommen, dem Friedensvertrag von 1998, festgehalten, den auch die Britische Regierung unterzeichnet hat.
Kommentare 2
Das britische Unterhaus ist mehrheitlich für den Verbleib in der EU. Und sie können das Abstimmungsergebnis ignorieren, wenn es ihnen nicht passt.
Als Begründung würden sie dann eben die "Gefahr" nennen, dass Schottland und Nordirland ja aus dem Kingdom austreten könnten.
Ich glaube nicht, dass das ein realistisches Szenario ist, die englischen Wähler würden die Parteien dafür wohl abstrafen. Die Angst in Nordirland, plötzlich durch eine innerirische Grenze von der Republik Irland getrennt zu sein, halte ich für sehr berechtigt.