Der immergrüne Tod

Hommage Die Surrealistin Leonor Fini war eine elegante Grenzgängerin, in deren Malerei sich alle Machtverhältnisse auflösen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 03/2021

Als Leonor Fini kurz nach dem Zweiten Weltkrieg das Teatro Farnese in Parma besuchte, war es fast vollständig durch Bomben zerstört. Die Statuen waren von den oberen Rängen herabgestürzt, über die Sitzreihen verstreut lagen marmorne Köpfe und Glieder. Das Spektakel dieses morbiden Publikums übte eine poetische Faszination auf die Künstlerin aus, das surreale Bild hätte direkt der Traumwelt Finis entsprungen sein können: Symbol einer aus den Fugen geratenen Welt, Schauplatz der Fantasie, Szenerie der ewigen Neuerfindung der Kunst.

Dem Schweizer Verlag Scheidegger & Spiess ist es zu verdanken, dass zum 25. Todestag Leonor Finis der zweibändige Catalogue raisonné zu den Ölgemälden der gemeinhin dem Surrealismus zugeordne