„Ich klage gern“

Interview Édouard Louis hinterfragt männliche Verhaltensmuster und hofft, dass sich mehr Intellektuelle in Aufstände stürzen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 08/2019
Mariannes Land war blau, so viele Bullen waren da
Mariannes Land war blau, so viele Bullen waren da

Foto: Skulptur von James Colomina, Remy Gabalda/AFP/Getty Images

Hotel Savoy, Fasanenstraße. Von der Lobby aus fällt der Blick auf die Leuchtreklame des Delphi-Kinos, „Irrsinn“ und „Intrigen“ prangt dort in Riesenlettern. Édouard Louis, das blonde Haar akkurat und charakteristisch gescheitelt, nimmt sich fremd aus im plüschigen Ambiente dieses abgerockten Künstlerhotels im Westen Berlins. Wie ein leibhaftiges Paradoxon, Arbeiterkind und Shootingstar der französischen Literatur, die neue Stimme der französischen Polit-Avantgarde. Seinen Eltern kann er verzeihen. Sein Hass gilt den Mächtigen.

Der Freitag: Herr Louis, wenn man in Deutschland über aktuelle französische Literatur spricht, fallen immer gleich zwei Namen. Ihrer und der von Michel Houellebecq. In seinem neuen Roman „