Im Grand Elysee, einem der teuersten Hamburger Hotels, sprach gestern Abend ein hoher Gast. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, von Bild wie Spiegel gerade zum König von Deutschland gekürt, erklärte auf der „ZEIT-Konferenz Internationalen Sicherheitspolitik“, dass die Rüstungsindustrie mit ihrer Produktentwicklung wirklich in die Schuhe kommen müsse. Schließlich bekommt die Bundesregierung sonst Probleme, den Kauf der hochpreisigen Ware zu rechtfertigen.
„Wir können nicht Jahrzehnte an Dingen herumbasteln, wo dann möglicherweise die Ausbilder schon wieder in den Ruhestand zu schicken sind, ohne dass überhaupt das Gerät bereit ist", sagte der Minister. Zur Illustration: Den Kauf des Eurofighters, zwischenzeitlich auch „Jäger 90“, plante die Bundesrepublik ab 1984. In den Dienst gestellt wurde der erste Flieger 2004.
Dies war dann aber auch die harscheste Kritik an der Industrie, die vom Minister aus Hamburg überliefert ist, der an anderer Stelle auch schon weit offenherziger erwogen hat, Rüstungsprojekte ganz zu streichen. Dabei saß vor Guttenberg die wirklich denkbar geeigneteste Auswahl von Ansprechpartnern: Rüstungslobbyisten zuhauf. Ein Blick in die Konferenzbroschüre zeigt, dass es der Wochenzeitung ZEIT gelungen ist, politische, militärische und wirtschaftliche Entscheider in geeignetem Ambiente zusammenzuführen.
Allein auf den Podien saßen und sitzen noch am heutigen Dienstag etwa der Geschäftsführer Kai Horten der ATLAS ELEKTRONIK, die Sensoren vor allem für Kriegsschiffe entwickelt, Ulrich Bernhardt vom WEW Westerwälder Eisenwerk, das Tankcontainer liefert, und natürlich ein unvermeidlicher Unternehmensberater von Roland Berger, spezialisiert auf die Sicherheitsindustrie. Gesponsort wird die Veranstaltung von den genannten Unternehmen sowie unter anderem von EADS, Krauss-Maffei Wegmann und ThyssenKrupp Marine Systems. Trotzdem scheint es nötig, jedem Teilnehmer noch 1.600 Euro Gebühr abzuverlangen – ob es Studentenermäßigung gab, ist nicht bekannt.
Ob sich die ehrwürdige ZEIT von einer solchen Konferenz wohl die Orientierung erhofft, die sie selbst ihren Leserinnen und Lesern stets verspricht? Herausgeber Josef Joffe schreibt in seinem Geleitwort zur Broschüre freundlich: „Wie begründet man Kampfeinsätze fern vom eigenen Land? Wie lange hält man sie durch? Im Guerilla-Kampf in Afghanistan ist eine andere Ausrüstung gefragt als für die Panzerschlacht in Europa.“ Es müsste den einen oder die andere in der grundsätzlich seriösen ZEIT-Redaktion eigentlich schütteln bei der Vorstellung, dass die ZEIT die sicherheitspolitische Debatte vor allem mit Erwägungen bereichern sollte, wie die Rüstungsindustrie der Politik helfen kann, das richtige Gerät für die Bundeswehr zu erwerben. Mit freundlicher Unterstützung oben genannter Betriebe.
Wobei das Konferenzwesen, in dem Zeitungsverlage Politik und Lobby zusammenführen, insgesamt recht weit gediehen ist. Das Handelsblatt hatte seine Rüstungs-Konferenz erst vor zwei Wochen in Berlin, konnte dafür allerdings nur den Staatssekretär Christian Schmidt gewinnen, eine weit weniger glamouröse Person als der Minister und außerdem bedeutungslos. Prompt schrieb das Handelsblatt im Konferenz-Bericht, dass Guttenberg offenbar dem „Schreckensszenario über den Zustand der Verteidigungsindustrie seit der schwarz-gelben Regierungsübernahme“ sowie dem „Horror“ der unter Auftragsschwäche leidenden Industrie ausweichen wollte.
Interessierte sollten sich auch schon einmal Ende November für „Health“ freihalten, der regelmäßigen Handelsblatt-Tagung für „Top-Entscheider im Gesundheitswesen“ mit, wen wundert's, erkennbarem Pharmaschwerpunkt. Das Handelsblatt ist nun ein Wirtschaftsmedium und macht aus seiner Zielgruppe keinen Hehl – so wenig wie die Financial Times Deutschland, die für kommende Woche zu einer verwirrend klingenden Veranstaltung einlädt: Auf dem oder im „CMO-Circle 2010“ in Düsseldorf sollen offenbar Kundenorientierung und Marketing vertieft besprochen werden. Was aber die ZEIT nötigt, sich auf das glitschige Parkett des Lobbyisten-Päppelns zu begeben, zudem die Auflagenzahlen sich doch angeblich stets so wunderbar entwickeln, bleibt ihr Geheimnis.
Kommentare 35
Die ZEIT war mal eine linksliberale Wochenzeitung, nur ist dies lange her, wie dieses Beispiel deutlich aufzeigt. Der Hype um den smarten? Minister, das Hofieren, bringt sicherlich Aufmerksamkeit, die ZEIT möchte daran natürlich auch gerne partizipieren. Ausserdem wird sie mit einem solchen Forum, mit diesem Stargast, so muss es ja bezeichnet werden, bei denjenigen bekannter und annehmbarer, die das Geld haben. Nun wird es nicht so sein, dass Krauss Maffei in der ZEIT für Waffen Anzeigen schaltet, so dumm sind die auch nicht, auf beiden Seiten. Aber hingter den Kulissen mal ne kleine finanzielle Aufmerksamkeit, wer weiß?
Denken Sie ernsthaft, Frau Winkelmann, die ZEIT lässt sich hier nötigen?
Sind die Gründe und die selbstverordnete Zielsetzung der Zeit-verantwortlichen tatsächlich ein Geheimnis für Sie, wenn Josef Joffe an die Geladenen die unverblümten Fragen stellt, wie man den Leuten deutsche Kriege in fernen Ländern am besten verkauft und wie lange man die landläufigen Begründungen „durchhält“?
Wer so offen und verliebt (der Mann ist nicht ausschließlich und immer in sich selbst verliebt) in die eigene nationale Verantwortung - sein Blatt als erfolgreiches und ziviles PR-Battalion zur Festigung einer funktionstüchtigen Heimatfront positioniert, macht keinen Hehl aus seinen (und Anderer) Absichten.
Ganz abgesehen von den allgemeinen und persönlichen lukrativen Vorteilen, die die "Nähe" zum militärisch-industriellen Komplex mit sich bringt.
Liebe Frau Winkelmann,
Trösten Sie sich, die ZEIT hatte in dieser Hinsicht immer schon gute Kontakte und auch einige Uncle Tobys, die sich gut in Festungsbau, Sturmmaschinen und sonstigen Bewaffnungen, sehr gut in Militärstrategie und noch viel besser in der Verteidigungspolitik und der dazu gehörenden Wirtschaft auskennen. Das ist eine lange gepflegte Passion.
Heute üben diese Strategen die sprachliche Analogie zur globalen Terrorbekämpfung, sprechen über die Straffung der Poduktions- und Entwicklungsabläufe bei militärischen Großprojekten, -sonst zahlen Staaten, und damit die Bürger, nicht mehr-, und sie helfen auch bei der Umstrukturierung der Heere, weil die spezielle Industrie in Zukunft besser davon leben wird, smarte kleine Systeme und Kleinwaffen für alle möglichen, mehr oder weniger hochprofessionellen (was für eine Aussicht) mobilen Zwecke und für zukünftigen Bürgerkriege zu verkaufen. Sie spielen die dazu passenden, neuen Militärstrategien der NATO öffentlichkeitskompatibel durch.
Das dient der Vorbereitung und Bahnung und ist zur Abwehr von Angst und Furcht, selbst mit Fünf-Sterne-Polstern unter dem Hintern, eine gängige Münze, seit es die ZEITung gibt.
Sie sind nun "versehentlich" in diesen besser und adliger ausgestatteten Teil, sozusagen einen Flügel der ZEIT geraten, der leise, aber auch bestimmt, immer wieder einmal anspricht, von wem der andere, strategisch nicht so gewillte Flügel, lebt und leben muss.
Eine ähnliche Arbeitsteilung, sprich strategische Ausrichtung, erfolgt ja auch bei den beiden Holtzbrinck-Blättern Tagespiegel und ZEIT, schauten Sie sich die Berichterstattung und Kommentierung zu den Reizthemen der letzten Monate an.
Wenn Sie genau hinschauen, dann entdecken Sie bei fast allen zusätzlichen Aktivitäten der ZEIT-Chefetage, im Hintergrund der nicht-rauchfreien Veranstaltungen, immer eine Tapete, einen Paravent, mit mindestens einem halben Dutzend Firmenlogos, vorzüglich solchen von Medienkonzernen, Beratungsfirmen und global operienden Kräften guten Rufs.
Das wird sogar öffentlich-rechtlich verbreitet.
Liebe Grüße
Christoph Leusch
Es gibt nur eines, das zählt: die Auflage. Hier einige Zahlen zur Zeit:
Verkauf 2. Quartal 2008: 480.159
Verkauf 2. Quartal 2009: 501.524
Verkauf 2. Quartal 2010: 502.418
Abonnenten 2. Quartal 2008: 298.587
Abonnenten 2. Quartal 2009: 317.500
Abonnenten 2. Quartal 2010: 321.836
Daraus erschließt sich, dass die Chefetage der Zeit alles richtig macht. Alles andere, wie das Jammern um eine verlorengegangene angebliche linksliberale Zeitung, ist im besten Falle Nostalgie.
Und nun zum Geheimnis: Was aber die ZEIT nötigt, sich auf das glitschige Parkett des Lobbyisten-Päppelns zu begeben, zudem die Auflagenzahlen sich doch angeblich stets so wunderbar entwickeln, bleibt ihr Geheimnis. (Ulrike Winkelmann)
Ein Blick in das Gebaren der Bertelsmann-Stiftung gibt vielleicht eine Antwort: Die dortigen Vordenker haben nicht nur die europäische Universitätsreform vorangetrieben (Bologna-Prozess), die die Zeit gerne mit dem exklusiven Abdruck der Hochschul-Rankings unterstützte und damit den Wettbewerbsgedanken auf dem Bildungssektor bundesweit hoffähig machte. Die Bertelsmann-Stiftung hat auch auf dem sog. sicherheitspolitischen Sektor immer wieder Vorlagen erarbeitet, die von den Regierenden, auch von Rot-Grün, dankend aufgenommen und von der Zeit entsprechend kommentiert wurden. Da bietet sich die Zeit als ideales Vehikel an, die richtigen Leute am richtigen Ort zu versammeln. Das ist ein Mosaikstein mit dem Ziel einer militärisch ausgerichteten europäischen Einsatztruppe zur Rohstoffsicherung.
In Kommentaren wie diesem, in denen das Wort »Lobbyist« auftaucht, stelle ich mir zunächst einmal folgende Frage: Stört man sich an der Tatsache, daß dort überhaupt Lobbyisten auf die Bühnen gebeten werden, oder stört nur, daß es die falschen Lobbyisten waren?
Anders formuliert: Bewertet man die Sache vom Ergebnis her oder von den Prämissen aus?
Wäre der Tenor des Artikels — DIE ZEIT päppelt den Lobbyismus — auch dann der gewesen, der er nun ist, wenn es sich nicht um Waffenproduzenten, sondern um, sagen wir: Solarzellenhersteller, Gewerkschafter oder den Paritätischen Wohlfahrtsverband gehandelt hätte?
Die Zeitlosen haben natürlich immer schon daran gezweifelt, dass Rüstung Arbeitsplätze schafft.
Hallo j-ap,
ich bin wahrscheinlich der falsche Ansprechpartner, doch finde ich es immer wieder schön, wenn die Zusammenhänge sichtbar werden, die die sog. 4. Gewalt als Teil erarbeiteter und vielleicht erkaufter Machtstrukturen durchscheinen lässt. Das schützt vor linksliberalen Illusionen.
vierte gewalt flirtet mit fünfter; das mit der krönung im spiegel hab ich aber eher mit augenzwinkern verstanden.
Manche Kritik hier am Artikel ist nachvollziehbar, zumindest ein Stückweit verständlich, gar im Einzelfall berechtigt.
Andererseits, wenn man ab und zu in den vergangenen Jahren immer mal einen Beitrag des genannten Josef Joffe zum Durchhalten in Afghanistan gelesen hat, so ist das Herumkritteln am Text der Autorin eher eine mehr oder weniger filigrane "ich auch"-Rechthaberei; auf wortwörtlichen Nebenkriegsschauplätzen allemal.
Der Hase läuft in einer anderen Liga, der mediale Mainstream ist dem Großen und Ganzen verbunden und verpflichtet; Chomsky's Propagandamodell in Vollendung.
Lieber Achtermann,
die Fallhöhe ist schon bemerkenswert, finden Sie nicht? Von Thomas Jefferson, dessen grenzenloser Idealismus (oder sollte man sagen: seine Naivität) den freien Menschen ohne eine wirklich freie Presse nicht denken mochte, zu einem William Randolph Hearst, der Kriege nach Bedarf herbeischreiben ließ; von einem Raddatz, der beileibe nicht alles richtig machte, aber es wenigstens noch versuchte, hin zu einem Illies, der — ja, was macht der eigentlich überhaupt?
Mir ist in solchen Dingen trotz allem die Hemdsärmeligkeit noch am liebsten. Wenn alle ihr Geschäft offen betreiben, dann ist schlicht kein Raum für irgendwelche hochmögenden Projektionen, die einen am Ende so fassungslos dastehen lassen wie heute jemanden, der diese ZEIT in die Hand nimmt, die ja lange und immer noch ein bißchen von dem Ruf lebt, bei der Ökonomie linksliberal, bei der Politik behutsam reformkonservativ und bei der Gesellschaft pragmatisch zu Werke zu gehen.
Daß das schon länger nicht mehr stimmt, ist ein offenes Geheimnis. Aber daß die ZEIT immer noch als eine der großen deutschen Wochenzeitungen figuriert, mit in der Tat flagrant steigender Auflage, ist nicht mehr nachvollziehbar.
Sollen die sich doch endlich mal auch offiziell da aufstellen, wo sie seit langem sind: der Speersort ist ein Bollwerk der europäischen Variante der Neokonservativen, und das heißt: schwarz-grün.
Lieber j-ap,
die Frage ist sehr richtig. Auch der Freitag geht schließlich Medienpartnerschaften ohne Ende ein, lässt seinen Namen auf die Broschüren von Konferenzen drucken, wo Vertreter von Unternehmen und Institutionen herumlaufen zwecks Kontaktpflege.
Und doch ist da ein Unterschied: Die ZEIT ist erstens Veranstalter und nicht bloß ein mit-tragendes Medium dieser Konferenz. Sie will diese Veranstaltung also exklusiv mit ihrem guten Namen verkaufen und nicht bloß ein Medium von mehreren sein, die auch irgendwie "dabei" sind. Zweitens ist der Eintrittspreis so hoch, dass garantiert keine Privatpersonen da sind, also Vertreter einer wie auch immer gearteten interessierten Öffentlichkeit, sondern ausschließlich Unternehmens-Gesandte, denen die Firma die Angelegenheit bezahlt. Mit welchem Interesse diese Industrievertreter dabei sind, liegt auf der Hand: Nein, es geht eben nicht um eine halbwegs demokratische Diskussion, um geteilte, gesellschaftliche Ziele und Zwecke, um Aufklärung, wie sie sich seriöse Medien auf die Fahnen geschrieben haben.
Aber: Ja, die Grenzen sind oft fließend, und auch kleine, linke oder linksliberale Medien müssen aufpassen, sich nicht instrumentalisieren zu lassen, das stimmt schon. U.W.
Guten Abend, Frau Winkelmann.
Was Sie schreiben, trifft genau den Punkt, denn wenn wir mal ganz ehrlich sind, dann war DIE ZEIT da nicht als Presseorgan unterwegs, das sie nun einmal ist, sondern als Organisatorin eines closed shops, dessen einziges Ziel zwar auch eine Vermittlung war, aber eben eine dezidierte, nämlich die zwischen deutschen Rüstungsproduzenten und dem maßgeblichen Ressortminister.
Mir rollt's bei dieser Vorstellung sämtliche Zehnägel auf.
Grundsätzlich ist das ein Dilemma, in das sich jedes Medium begibt, daher kann es da auch nach meiner Überzeugung kein kategorisches So oder So-nicht geben. Das müssen Verleger, Herausgeber, Beteiligte entscheiden nach Maßgabe dessen, was sie für vertretbar und verantwortbar halten.
Und eben auf diese Verallgemeinerungsfähigkeit zielte meine Frage (die auch an mich selber ging!): Stört uns dieser Vorfall nur wegen seines Ergebnisses oder schon prinzipiell?
Vermutlich kennt jeder die geschichte des Müllers Arnold aus Preußen, dem Herr von Gersdorff das Flußwasser abgrub und also ersterer seine Mühle nicht mehr betreiben und den Pachtzins nicht mehr bezahlen konnte, woraufhin ihm kein geringerer als Fridericus Rex beisprang. Vom Ergebnis her befriedigt dieser Vorgang zutiefst, weil der Gerechtigkeit in glänzender Weise ausfgeholfen wurde. Prinzipiell war der Vorfall aber schlicht ungeheuerlich: Ein König setzt sich nicht nur völlig selbstherrlich über alles Recht und Gesetz hinweg, sondern auch über zwei ordentliche Gerichte (sogar das altehrwürdige Kammergericht!) und läßt sogar die mit der Sache befaßten Richter einkerkern.
Ich finde, solche Dinge sollte man sich gelegentlich in Erinnerung rufen.
Viele Grüße
Josef Allensteyn-Puch
Warum? Der Organisator dieser Veranstaltung sagt es ganz deutlich mit seinem Motto "Erfolg braucht Partner".
Es handelt sich um eine "hochkarätige" Marketingveranstaltung, um es mit den Worten des Veranstalters, ZEIT-Verlag, zu sagen.
Josef Joffe, Theo Sommer, Helmut Schmidt etc. haben in der ZEIT immer schon eine pro-militärische, pro-atlantische Meinung vertreten, in der Militär und Industrie an einem Strang ziehen. Da die Interessen beider Seiten dieselben sind, handelt sich um eine natürliche und alte Partnerschaft, die eben nur besser geschmiert werden muß, um noch erfolgreicher zu werden.
Insofern ist das Eintrittsgeld für diese Veranstaltung wahrlich niedrig, für Teilnehmer des öffentlichen Dienstes allemal, sie erhalten einen satten Rabatt. Zudem ist ein Bahnticket 1. Klasse zum Veranstaltungsort eingeschlossen.
Vergessen wir nicht, dass die NATO in einer tiefen Sinnkrise steckt, da ihr der Feind abhanden gekommen ist. Wie tief die Krise ist, können wir erahnen, wenn wir die Rechtfertigung für den vorgesehenen Aufbau eines Raketenabwehrschildes für Europa hören: Schutz vor iranischem Raketenbeschuß.
Herr Allensteyn-Puch,
ein Einwand von meiner Seite:
Erstens, geht es wohl um eine Ausgewogenheit der Teilnehmer, gerade wenn es unterschiedliche Haltungen gibt.
Zweitens, gibt es die Profitlobbyisten (zu denen natürlich auch die Solarproduzenten gehören) und die NGOs und Verbände, zwischen denen eine absolute Waffenungleichheit herrscht und die auch sonst nur in einigen Punkten vergleichbar sind.
Ich glaube es wäre hilfreich sich sehr differenziert und genauer mit dem Lobbyismus auseinanderszusetzen.
Fest steht für mich (mit vielen eigenen Erfahrungen als MdB ausgestattet), dass einige Profitlobbyisten (die Waffenlobby gehört dazu) immer einflussreicher werden, während für die NGOs die Krumen übrigbleiben.
Zudem lassen sich die Medien (auch aus der wirtschaftlichen Not heraus) immer stärker lobbyieren, weil Anzeigekunden und Werbepartner mehr Geld bringen als Abonnenten.
Mehr dazu unter: www.marco-buelow.de/service/veroeffentlichungen/wir-abnicker.html (Marco Bülow: Die Lobbyrepublik)
Okay, Ulrikes Titel ist etwas tough und gibt aber zu denken!
aber @ j-ap,
wie Sie dieses Thema kommentieren stehen Sie in guter Tradition zu Reaktionären, oder, gemässigter, in der Tradition der Oportunisten der Kieler Schule... Es ist doch wohl ein Unterschied ob Lobbismus zum Wohl derer gemacht, wird die keine Stimme haben, deren Rechte im Tagesrythmus schrumpfen, die für die Machenschaften der Casinobanker zahlen, - oder zu dem Lobbismus derer die Mordwerkzeug verkaufen um ihre Profite in Megayachten zu verstecken, um die dann an diese Schickimickifiguren zu verchartern damit die sich dann bei Paparazzi TV prostituieren... Bitte versuchen Sie Defizite im Verständnis über die Mechanismen der Rüstungsindurie näher zu analysieren bevor Sie Spaltpilzkommentare abgeben die weit unter Ihrem, dem vom mir sonst geschätzten Niveau, liegen!
Ja, und wenn denn die Bevölkerung eines Landes, die glaubt einem "FJS II" die Stange halten zu müssen, denke ich, das nicht nur für den grünen Birkenstock-Strickjacken-Bier-Michel Hopfen und Malz verloren ist, sondern auch für die Freiheit der Medien.
Sehr aufschlussreich ist da der Kommentar von Achterman. Ich bin zu der festen Überzeugung gelangt, wenn auch aus einer anderen Perspektive, das Deutschland sich gerade wirklich mit Riesen-Schritten abbaut.
Hallo sachichma,
Reaktionär? Opportunismus? Wo entdecken Sie den?
Mein Punkt war der, daß das politische System dieses Landes institutionell nicht daraufhin ausgelegt ist, in »gute« und also erlaubte sowie »schlechte« und also verbotene Partikularinteressen zu unterscheiden, andernfalls die bürgerliche Republik sogar noch hinter ihre eigenen Ansprüche zurückfiele.
Diese Partikularinteressen können nicht einfach eliminiert oder zugunsten des Ganzen eingeebnet werden — der dazugehörige historische Versuch, der sich nach der Devise »Du bist nichts, Dein Volk ist alles« oder auch »Gemeinnutz geht vor Eigennutz« ausbuchstabierte, lehrt da mores —, sondern sie sollen die Chance haben, sich allseits zu artikulieren, und zwar nicht verdeckt und hinter den Tapetentüren der Macht, sondern offen.
Dazu hat eben Herr Bülow weiter oben auch etwas geschrieben, denn es ist völlig richtig, daß in dieser allseitigen Möglichkeit zur Artikulation der jeweiligen Interessen mitunter ganz krasse Mißverhältnisse herrschen.
Diese inneren Widerspruch kann man nicht auflösen, auch und schon gar nicht von vornherein, sondern man muß mit ihm umgehen, wenn man Entscheidungen trifft, Veranstaltungen organisiert oder eben eine Zeitung verlegt.
Ich habe übrigens nicht verstanden, was Sie damit meinen, daß Deutschland sich abbaue.
Grüße,
J. A.-P.
Ich verstehe den ganzen "Anspruch" in diesem Artikel von Frau Winkelmann überhaupt nicht. Seit wann ist DIE ZEIT denn ein pazifistisches Bekenntnisblatt?
Das Schöne an der Konferenz ist das nette Nebenergebnis, das moderne militärische Entwicklung so lange dauert, das sie gar nicht mehr zum Einsatz kommt: sie schafft also Arbeitsplätze (bis die Entwickler in Rente gehen) und verhindert die Produktion von Toten (die dann auch keine Rentner mehr werden können). Eine ökonomisch sehr humane Art der Militärproduktion.
muß heißen: "die dann auch Rentner werden können".
Man kann über Lobbyismus diskutieren, desgleichen geht auch über militärischen Strategien. Diese geben schon wichtige Hinweise, wie Politik strategisch gedacht wird:
Bertelsmann verkündet: "Was Europa braucht, ist eine Streitmacht, die an jedem beliebigen Punkt der Erde eingreifen, kämpfen, essen, bleiben kann. … Die EU ist ein neuer Sicherheitsakteur, der in der Lage ist, das weitgehende Arsenal ziviler und militärischer Werkzeuge anzuwenden, die bislang bekannt sind. Dieses Rüstkammergut soll eingesetzt werden bei "präventiven (!) weltweiten Militärmissionen…". Bertelsmann empfiehlt einen EU-Sicherheitsrat, der in Krisenzeiten (was immer das sei) eine allumfassende strategische Führung mit der Möglichkeit auf den Zugriff ziviler Infrastrukturen erhalten soll. Die militärische Führung will Bertelsmann drei Staaten unterstellen: Deutschland, Frankreich und England. Und damit hätte Deutschland Zugriff auf Atombomben, die in den beiden anderen Triumviratsländern gelagert sind. Dass Deutschland kürzlich in den UN-Sicherheitsrat eingerückt ist, stärkt seine militärische Position. Unter diesem Aspekt ist auch der Umbau der Bundeswehr zu sehen. Eine Bundeswehr mit gut ausgebildeten Berufssoldaten, die weltweit einsatzbereit sind, den Ballast der Rekruten-Ausbildung hinter sich lassend, kommt den Zielformulierungen der Bertelsmann-Stiftung nahe. Das Bild des Bürgers in Uniform wird damit obsolet.
Quelle: Bertelsmann Foundation: European Defence Strategy, Gütersloh 2004
...meinerseits sind da keine "Ansprüche". Wie Du ja selber schreibst ist die ZEIT alles andere als ein "pazifistisches Bekenntnisblatt"...und dieses seriöse Treffen zivilmilitärischer Zusammenarbeit ist einer seriösen Zeitung wie der ZEIT als Organisator mehr als angemessen...
Hallo "j-ap",
selbstverständlich wollte ich provozieren, bin aber ganz im Klaren darüber das dieses politische System nicht dualistisch Partikularinteressen erlauben kann. Es ging mir in meinem Kommentar primär darum auf den Schmusekurs sgnt "seriöser " Medien mit der Rüstungs-Industrie hinzuweisen, die (vielleicht aus diesem Grund) gleichzeitig gravierende Tendenzen zu der Richtung in der sich die Gesellschaft bewegt, ausblendet.
Das wurde seit 1999 (Kosovo) zu einem Muster und wird von Joffe bis Mika genauso gefördert wie von Guttenberg bis Özdemir z.B. mit deren blinden Lobhudeleien von Leuten wie McCristal (Presseclub et c) als Vasallen dieser Rüstungsindustrie, der dann bekanntlich geschasst wurde. Joffes Fehleinschätzungen werden chronisch und wenn dann Sie dann auch noch fragen: "Bewertet man die Sache vom Ergebnis her oder von den Prämissen aus?" um zugleich Vergleiche anzustellen sehe ich Ethik verrutscht. Sowie der
milliarden schwere Raketenabwehrschirm "eine Gute Idee" ist, und junge Leute sich für steigende Studiengebühren auf Jahre verschulden müssen... Das ist was ich übrigens mit dem Selbstabbau Deutschlands meinte.
Hallo Ulrike Winkelmann,
Danke für Ihre gelöckte Lippe, die Sie aus der Distanz der anberaumten „Sicherheits- uud Rüstungslobby- Konferenz im Hamburger Grand Elysee riskieren.
Die Zeit ist insofern als Zentralorgan der Transatlantischen Wertegemeinschaft für Mitteleuropa ein Phänomen, das sie als solches, wie ihr historischer Vorgänger
„Der Monat“ in München
nach 1945 unter Obhut der US- Militär- Administration in München eher unkenntlich in Vergessenheit gerät.
Dabei ist in Deutschland nach 1945 nie die Frage:
„ Wer war zuerst da?
„Die Zeit“, vormals „Der Monat“
oder die Rüstungslobby zur Temperierung der öffentlichen Meinung im Sinne einer Vor- , Auf- und Hochrüstung, inkl. Nato- Doppelbeschluss?
Es war selbstverständlich stets „Die Zeit“.
Das Problem Der Zeit schlägt aktuell in die
Walsersche „Angstblüten“ Matinee um,
dass die Realität militärisch- zivil- administrativer Interventionen in der Welt unter Beteiligung der Bundeswehr so nachhaltig und rasant zugenommen hat, dass der Wochenzeitung „Die Zeit“ die eskalierende Deutungshoheit der Öffentlichen Meinung zu diesem Themenkomplex auf und davon galoppiert ist.
Mit Rudolf Augstein kann man da in diesem Zusammenhang, wie Rudolf Augstein das in einem ganz anderen Zusammenhang „projizierend“ zu Günter Grass im Wege der Herbeiführung der Deutschen Einheit im Jahre 1990 in einer Talkrunde gesagt:
„Der Zug ist abgefahren und Sie, Günter Grass sitzen, bzw. jetzt „Die Zeit“ sitzt mit ihren Eignern, Herausgebern, ihrer Redaktion, ihren Lesern/innen, Abonnenten/innen nicht mit im Zug“.
Da hilft Der Zeit auch kein „Joffen“ Japser mehr, selbst wenn der Herausgeber Josef Joffe noch im Nachgang, in all seiner Güte, über die er bei Gelegenheit verfügt, mit irdigem Abgang beim Rotwein „Rüstungsgüter“ in Richtung Fliegenden Teppich rülpst..
tschüss
JP
@Hallo Ulrike Winkelmann,
„Sie will diese Veranstaltung also exklusiv mit ihrem guten Namen verkaufen und nicht bloß ein Medium von mehreren sein, die auch irgendwie "dabei" sind. Zweitens ist der Eintrittspreis so hoch, dass garantiert keine Privatpersonen da sind, also Vertreter einer wie auch immer gearteten interessierten Öffentlichkeit, sondern ausschließlich Unternehmens-Gesandte, denen die Firma die Angelegenheit bezahlt. Mit welchem Interesse diese Industrievertreter dabei sind, liegt auf der Hand: Nein, es geht eben nicht um eine halbwegs demokratische Diskussion, um geteilte, gesellschaftliche Ziele und Zwecke, um Aufklärung, wie sie sich seriöse Medien auf die Fahnen geschrieben haben.“
Und der demokratische Steuerstaat subventioniert diese exklusiv hochpreisigen Veranstaltungen als abschreibbar Steuerverkürzende Betriebskosten in den Unternehmensbilanzen.
tschüss
JP
Danke für den Link:
Mehr dazu unter: www.marco-buelow.de/service/veroeffentlichungen/wir-abnicker.html (Marco Bülow: Die Lobbyrepublik)
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Hallo j-ap
„….sondern sie sollen die Chance haben, sich allseits zu artikulieren, und zwar nicht verdeckt und hinter den Tapetentüren der Macht, sondern offen“
So brav in den Wind gebrüllt, ist wie nicht gesprochen!, oder?
Die Frage ist doch bei allem Lobbyismus, welche Art von Lobbyismus die MdBs derart unter medialem wie „monetärem“ Dauerfeuer im Deutschen Bundestag hält, dass die von der rotgrünen Bundesregierung im Jahre 2001 unterzeichnete UNO- Konvention gegen Korruption und Abgeordnetenbestechung noch immer nicht von der Mehrheit des deutschen Bundestages ratifiziert wurde.
Liegt darin nicht ein moralisch politischer Abbau mit der Abrissbirne in Deutschland, von dem sachima andeutet?
Tschüss
JP
Nun hat Die Zeit ja klein Problem mit dem Nachbarn, aber die FT.de und WSJeuropa haben einfach die besseren Leute. Und das merken beide. Auch scheint es mir müssig über die ständigen Fehleinschätzungen von Joffe zu lamentieren. Die haben vielleicht eher mit Alzheim als mit einer Atlantikbrücke zu tun, aber erinnern möchte ich an Berichte von Michael Lüders, schon ab 2002 über Pakistan und Irak, alles vollkommenes Wunschdenken auf höchstem Niveau. Mit Deutschland ist das so wie mit einem der sein Studium abgeschlossen hat, gegen Banken ist, es sich aber nicht leisten kann deren Jobangebot abzulehnen weil er von seinen persönlichen Prinzipien nicht leben kann.
@sachimahallo sachima,
da sage ich nur mit Herbert Wehner zu Karl Wienand bei dessen Bewerbungsgespräch 1969:
„ Genosse Karl! Vier Stunden so zusammen geschwiegen, ist so gut wie alles besprochen.“
Tschüss
Jochen
Hallo Achtermann,
wohl wahr, wohl wahr!
Graf Wolf Baudissin der Begründer der
„Inneren Führung“ der Bundeswehr
und dem Bundeswehrsoldaten als
„Bürger In Uniform“
mit friedenspolitisch, Konflikt deeskalierend gewerkschaftlich fundierter Ausrichtung, wird sich im Grabe umdrehen.
Ich halte Schritt, ich drehe mich schon mal mit.
Tschüss
JP
@sachima
. „Mit Deutschland ist das so wie mit einem der sein Studium abgeschlossen hat, gegen Banken ist, es sich aber nicht leisten kann deren Jobangebot abzulehnen weil er von seinen persönlichen Prinzipien nicht leben kann.“
Das hat den, aus dem vorherigen Dilemma, befreienden Gewinn, dass ich nun in meinem Jobbe Geisel bin und mich herzlich zugewandt, auf Gedeih und Verderb, mit meinem Aggressor identifizierend pariere.
Schreibtischtäter Joffe:„Wie begründet man Kampfeinsätze fern vom eigenen Land? Wie lange hält man sie durch? Im Guerilla-Kampf in Afghanistan ist eine andere Ausrüstung gefragt als für die Panzerschlacht in Europa.“
Am besten begründet ein Zeit-Journalist diese 'Kampfeinsätze',indem er es tunlichst vermeidet über die
tatsächlichen Hintergründe und die grausame Realität solcher "Einsätze" zu berichten.
Heute auf Arte:
Taxi zur Hölle
"The first truth is that the liberty of a democracy is not safe if the people tolerate the growth of private power to a point where it becomes stronger than their democratic state itself. That, in its essence, is fascism—ownership of government by an individual, by a group, ,or by any other controlling private power."
Franklin D. Roosevelt
Hallo Ulrike Winkelmann,
nach der zweiten Lektüre Ihres Artikels kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, Sie pflegen mit gezückter Edelfeder die neuen Lehren der Empörungskultur.
Wobei selbstverständlich dazu gehört, dass Sie dabei auf öffentlichem Medien Parkett auf Ihrer eigenen "So als Ob" Arglosigkeit ,gekonnt in der Kür mit einem Einfachen Rittberger, ausglitschen.
Insofern ist dieser Artikel von Ihnen überaus vom Willen des Gelingens durchdrungen.
Gefahr erkannt. Gefahr gebannt?
In diesem Sinne
tschüss
JP
Ergänzung:
@Ulrike Winkelmann
So winkt man/frau nach dem
„Pontius Pilatus Prinzip“
„Wasch mich, aber mach mich nicht nass!“
die Verhältnisse geschmeidig, verbal seiden betucht, durch, die man/frau vorgibt, zu bekämpfen.
Gefahr erkannt. Gefahr gebannt?
In diesem Sinne
tschüss
JP
Die ZEIT habe ich immer für einen schicken schickerten alkoholaffinen Raucherclub gehalten. Seit er Rüstungskacker und -kackerinnen einlädt, mag ich ihn nicht mehr. Also schon sehr sehr lange nicht mehr.