Ertränkte Welt

Künstliche Flut Ein Staudammprojekt im sudanesischen Niltal zwingt tausende Bauern zur Flucht in die Wüste. Die Ethnologin Valerie Hänsch hat sie über mehrere Jahre immer wieder besucht
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Juli 2008. Es ist keine Zeit zu verlieren an diesem heißen Sommertag. Ahmed (alle Namen geändert) packt eilig zusammen. Noch ein paar Meter, dann hat der Nil sein Gehöft erreicht. „Wir gehen raus, hoch auf die Felsen“, sagt er. Ist es der neu gebaute Damm, der den Nil anschwellen lässt? Ahmed weiß nicht, wie weit der Fluss noch steigt, niemand weiß es. Gesicherte Informationen von den Behörden bekommen die Bauern nicht.

Etwa fünf Kilometer flussaufwärts befindet sich der Nil noch einige Meter unterhalb der Uferkante. Zeinab geht wie jeden Morgen durchs Dorf hinunter zum Fluss, um frisches Wasser zu holen. Dann tränkt sie die Schafe und Ziegen. In der Nacht ist das Wasser etwas angestiegen. „Das ist die jährliche Nilflu