Von der Rolle

Prostitution Wer sein Geld als Sexarbeiterin verdient, wird ausgegrenzt. Kann ein Kunstevent daran etwas ändern? Ein Selbstversuch
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 34/2014

Die Musik läuft erst ein paar Sekunden, als die Person rechts von mir beginnt, sich aus ihrem glitzernden Bodysuit zu schälen. Auch links von mir wird sich eifrig jeglicher Kleidung entledigt. Schnell sind fast alle um mich herum nackt. Mit Öl, Blut oder Joghurt beschmiert, wälzen sie sich auf dem Boden. Ihr Stöhnen und Ächzen vibriert durch den Raum. Ich bin verblüfft, mit so viel Körperlichkeit hatte ich nicht gerechnet. Ich bin Teil eines sogenannten Hurenrituals der US-amerikanischen Performancekünstlerin und Sexaktivistin Annie Sprinkle. Ich knie auf dem Boden der Hamburger Kulturfabrik Kampnagel und bekritzle Karteikarten – in meiner Rolle als Hure.

Eine Woche bevor SPD und Union ihre Verhandlungen zur Regulierung des Prostitutionsge