Längst hat die Zeit der Ermüdung begonnen. Bei Bundespräsident Wulff zeigt inzwischen selbst die Stimme Verschleiß – seine Festrede auf Friedrich den Großen am Dienstag klang brüchig und matt. Beim Publikum dagegen schreiten vor allem Abstumpfung und Überdruss voran.
Der Bundespräsident hat bei seiner öffentlichen Befragung am Wochenende abermals deutlich gemacht, dass er nicht gewillt ist zu weichen. Er sieht bei sich Fehler, das ja, aber keine strafrechtlichen Verstöße. Er will fünf Jahre im Amt bleiben. Basta. Dass er dies ausgerechnet zu einem Zeitpunkt bekräftigt, da sich die Opposition erstmals ernsthaft mit Rücktrittsforderungen in Stellung bringt und der niedersächsische Staatsgerichtshof immerhin einen möglichen Verfassungsbruch des ehemaligen Landesdieners prüft, mag ironisch anmuten. Aber was ändert das?
Auch die Exegese von Doppeldeutigkeiten in Wulffs Reden dieser Tage wird langsam schal. „In der Lesart Friedrich II. galt alle Liebe dem Vaterland und alles Streben der Ehre“, sagte er im Konzerthaus am Gendarmenmarkt. „Heute fühlen und handeln wir anders. Nicht der Staat und seine Expansion, sondern der einzelne Mensch und sein Wohlergehen stehen im Mittelpunkt.“ Meint er damit etwa sein persönliches Wohlergehen am Pool von Herrn Maschmeyer? Oder die schöne Ballnacht auf Kosten eines Marmeladenfabrikanten?
Wertvolle Erfahrung
Und worauf zielt vielleicht unbewusst hintergründig dieser Sinnspruch: „Wenn wir uns ohne Vorurteile auf die Suche begeben, können Erfahrungen aus der Vergangenheit – auch schmerzliche – sehr wertvoll sein.“ Und ist das nicht kurios, dass Wulff seine Zeitgenossen auffordert, nicht den Stab über Friedrich zu brechen, wo der doch zurzeit weit weniger laute Kritiker hat als sein republikanischer Nachfolger?
Der Witz ist verbraucht, der Furor verraucht, gewichen allgemeiner Ermattung. Wulff bleibt. Wulff wurschelt weiter wie seit seiner Wahl vor eineinhalb Jahren. Keiner kann ihn recht hindern. Nur: Dass es für das amtierende Staatsoberhaupt inzwischen nicht mal mehr reicht für eine Berufung zum Ehrenbürger von Osnabrück, das empört dann irgendwie doch. Ein bisschen.
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