Energiewende – einmal anders

realsatire Im Gasstreit zwischen der Ukraine und Russland ist es zu keiner Einigung gekommen. Es drohen Lieferengpässe auch in Europa. Nun ist Deutschland gefordert.

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Im Bundeskanzleramt treffen sich Bundeskanzlerin Merkel, Kanzleramtsminister Altmaier, Superminister und Vizekanzler Gabriel und Bundesaußenminister Steinmeier zu einer Krisensondersitzung. Thema ist wieder einmal die Ukraine.

Merkel: Nichts als Ärger mit dem Putin. Der führt sich auf wie Iwan der Schreckliche.

Gabriel: Ich habe ja immer gesagt, dass wir uns bald warm anziehen müssen.

Steinmeier: Was heißt denn wir, wie haben dank dem Gerhard Schröder die Pipeline durch die Ostsee, die uns direkt mit russischem Gas versorgt.

Altmaier: Das reicht aber nicht, wir brauchen zur Sicherstellung unseres Gasbedarfs auch die Gaspipeline, die durch die Ukraine führt.

Merkel: Der Poroschenko hat mir versichert, dass der Gastransit nach Europa sichergestellt ist, weil die Russen ja nur die Gaslieferungen an die Ukraine selbst blockieren.

Gabriel: Wer`s glaubt. Wenn ich Ukrainer wäre, dann würde ich lieber das Gas abzweigen, das mir zwar nicht zusteht, auf das ich aber den Zugriff habe. Als Frau Timoschenko noch am Ruder war, war das nicht anders.

Steinmeier: Der Poroschenko hat mir versprochen, dass er an alle Ostukrainer kostenfrei Schokolade ausgeben will, wenn sie ihre Waffen niederlegen und nicht weiter mit den terroristischen, russischen Separatisten zusammenarbeiten werden.

Altmeier: Und was hat das mit den Gaslieferungen zu tun?

Steinmeier: Nichts, aber es zeigt, dass Poroschenko zu Konzessionen bereit ist.

Merkel: So kommen wir doch nicht weiter, meine Herren. Ich brauche konstruktive Vorschläge. Wenn in Europa die Energieversorgung stockt, dann haben wir ein ernsthaftes Wachstumsproblem. Deutschland muss die Wachstumslokomotive in Europa bleiben, koste es, was es wolle.

Gabriel: Ich, bzw. meine SPD hat immer gesagt, dass der Ausstieg aus der Atomenergie etwas überstürzt war. Jetzt zahlen wir die Zeche dafür.

Altmaier: Als wir die Energiewende beschlossen haben, gab es keinen Ukraine-Konflikt. Für`s Hellsehen werden wir noch nicht bezahlt.

Merkel: Wir steuern auf Sicht. Diese Vorgehensweise verstehe ich, mein Kabinett und letztendlich das deutsche Volk. Nur nichts überstürzen, abwarten, was sich so tut und dann die Entscheidung treffen, die nur so und nicht anders getroffen werden konnte.

Gabriel: Apropos Sicht. Welche Aussichten hat Deutschland bei der Energieversorgung, wenn wir wie die US-Amerikaner auf Fracking setzen.

Steinmeier: Ich habe mich ja ausführlich mit Hunter Biden, dem Sohn des US- amerikanischen Vizepräsidenten unterhalten. Der hat jetzt ja eine führende Rolle in der ukrainischen Gasproduktion inne. Der hat mir gesagt, dass sich mehr Gas aus der Erde pressen lässt, als man langläufig annimmt. Wir sollten uns bei den Amerikanern mal schlau machen, welche Möglichkeiten es da gibt.

Altmeier: Bei aller gebotenen Vorsicht, das sollten wir angehen. Das gibt der Energiewende einen ganz neuen Kick.

Gabriel: Und wie verkaufen wir das der SPD-Basis?

Merkel: Das ist Dein Job, mein lieber Sigmar. Du kennst dich doch jetzt aus mit Mitgliederbefragungen. Schließlich ist die Energiewende doch ein Schlüsselerfolgsfaktor für dich als Minister und Parteivorsitzender und schlussendlich für die ganze SPD.

Steinmeier: Schwierige Zeiten erfordern richtungsweisende Entscheidungen. Wir, die SPD haben schon mit der Agenda 2010 bewiesen, dass wir zu unpopulären Entscheidungen fähig sind. Wir fördern jetzt eigenes Gas, damit wie von unliebsamen Forderungen Russlands verschont bleiben.

Gabriel: Eine Energie-Agenda 2020 sozusagen.

Merkel: Und das zusammen mit der Union, einfach fantastisch.

Im Bundeskanzleramt gehen wieder einmal die Lichter aus. Hoffentlich geht wenigstens einigen von uns einmal ein Licht auf.

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