Gestern FR, heute FTD und morgen?

Verlagssterben Großreinemachen bei den Verlagen. Nach dem Konkurs der FR, jetzt auch die Pleite der Financial Times Deutschland bei gleichzeitiger Einstellung des Online-Portals.

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Auch wenn man die Bankrotterklärung der Frankfurter Rundschau und der der Financial Times Deutschland nicht unmittelbar miteinander vergleichen kann, lässt sich grundsätzlich feststellen: Die Verlage schaufeln sich mit dem kostenlosen Zugang zu den Online-Portalen ihr eigenes Grab.

Das Statement des Chefredakteurs der FTD, Klusmann, zu der Einstellung der Financial Times Deutschland spricht Bände. Er nennt diesen Vorgang die „schöpferische Zerstörungskraft des Internets", dem jetzt die neoliberal orientierte FDT zum Opfer gefallen ist. Schumpeter lässt grüßen. Man könnte fast meinen, dass auch in diesem Fall die Revolution ihre Kinder frisst. Das Geschäftsmodell ist nicht aufgegangen. Man konnte keinen „Speck ansetzen“ in den vergangenen mageren Jahren, die im Verlagswesen nun mal Gang und Gebe sind. So als ob diese Magerkost bei dem Eigentümer Gruner + Jahr jemals eine Rolle gespielt hätte. Hier spricht ein neoliberaler Wirtschaftsjournalist, dessen Weiterbeschäftigung wohl gesichert ist und der - wenn überhaupt - nur partiell dazu gelernt hat.

Auch wenn das Geschäftsmodell des Freitag nicht mit dem der FTD und auch nicht mit dem der Frankfurter Rundschau vergleichbar ist, stellt sich zwangsläufig die Frage, wie es mit dem Freitag weitergehen wird. Trägt hier das Geschäftsmodell? Nun ist der Freitag keine Tageszeitung sondern eine Wochenzeitung. Der Freitag leistet sich auch nicht eine aufgeblähte Redaktion, die auch bezahlt werden muss, wenn es nicht so gut läuft. Kritische Fragen müssen aber dennoch erlaubt sein:

  1. Ist der kostenlose Zugang zu Informationen nicht letztendlich der Sargnagel der Print-Ausgabe einer Zeitung?
  2. Wird durch die großen Verlage wie Springer, Bertelsmann, Gruner&Jahr über die kostenlosen Online-Portale nicht letztendlich ein ruinöser Wettbewerb initiiert, dessen Stoßrichtung eindeutig auf ein Oligopol abzielt, um dann nach Ausschaltung der „lästigen Konkurrenz“ ungestört die Medienhoheit ausüben zu können?
  3. Wie lange hält ein vergleichsweise kleiner Verlag wie „der Freitag“ diesem Druck stand, vor allem, wenn man weiß, dass das Überleben des Verlages vorrangig an den finanziellen Möglichkeiten eines Investors hängt.
  4. Welche strukturellen Überlegungen gibt es, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten? Ich denke dabei an ein Genossenschaftsmodell wie es z.B. bei der taz praktiziert wird.

Zu guter Letzt: Ich betätige mich seit 2011 als Blogger beim Freitag. Mal mehr mal weniger. Nirgendwo gibt es diese Freiheitsgrade, sich redaktionell zu betätigen. Nirgendwo wird man technisch so problemlos und weitgehend effizient (die Wartezeiten werden wieder länger) unterstützt. Also sollte allen, die in welcher Funktion auch immer mitwirken, daran gelegen sein, den Freitag zu erhalten, auch wenn es das Eine oder Andere auszusetzen gibt. Streiten können wir uns dann (wieder) später.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
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