Jakob Augstein ist kein Antisemit

Rufmordkampagne Jakob Augstein ist als Journalist und Verleger des Freitag umstritten. Aber ist er auch ein Antisemit, wie das Simon-Wiesenthal-Center behauptet?

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Wie in fast allen Medien berichtet wurde, ist Jakob Augstein durch die Menschenrechtsorganisation, dem Simon-Wiesenthal-Center (SWC), an die 9. Stelle der 10 weltweit schlimmsten Antisemiten gesetzt worden. Das ist starker Tobak.

Mit einer derartig ausgeprägten Negativpublicity hat JA nicht gerechnet. Er ist in aller Munde. Selbst in der meist gesehenen Nachrichtensendung Deutschlands, der ARD-Tagesschau, wurden die Vorwürfe gegen ihn thematisiert. Allerdings hatte er Gelegenheit zu einer Gegendarstellung.

Ein Journalist wie JA lebt von seiner Reputation, so wie er in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Er muss mit seinen israelkritischen Bemerkungen einigen Personen mächtig auf die Füße gestiegen sein. Für mich handelt es sich um eine Kampagne und man will ihn mundtot machen.

Die Unterstützung seitens einzelner Politikvertreter und einiger jüdischen Organisationen, wie z.B. dem Zentralrat der Juden in Deutschland, die ihn gegen die Vorwürfe des SWC mehr oder weniger in Schutz nehmen, nutzen ihm da wenig. Es wird getreu nach der Devise verfahren „Etwas bleibt immer hängen“. Irritiert bin ich auch über die zeitliche Abfolge. Just zu dem Zeitpunkt, zu dem der Zeitungsverlag „der Freitag“ in schweres Gewässer gerät und Personal abbauen muss, wird dieses "Ranking“ veröffentlicht.

Alle konzentrieren sich auf den Journalisten Henryk Broder, der das Ganze ins Rollen gebracht haben soll. Aber wer steckt hinter Broder? Broder erledigt doch nur die Drecksarbeit für andere, die öffentlich nicht in Erscheinung treten wollen.

Also, wer hat ein Interesse daran, JA zu Fall zu bringen und warum?

Die Gründe lassen sich nur erahnen, liegen aber dennoch auf der Hand:

  • JA ist überaus populär und medial omnipräsent. Kaum eine Talkshow, in der er noch nicht zugegen war. Hinzu kommen seine regelmäßigen Auftritte als Kolumnist im Online Portal des Spiegel. Nur wer in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, ist auch „gefährlich“. Wir leben nun mal in einer Medienkratie.
  • JA attackiert die israelische Regierung in mannigfaltiger Form. Zumeist hat er Recht, auch wenn seine Wortwahl nicht immer glücklich ist.
  • Es gibt in der deutschen Presselandschaft einige „unausgesprochene“ Tabuthemen. Dazu gehört das Thema Kritik am Staat Israel, weil jede Kritik in letzter Konsequenz als Holocaustleugnung bzw. mangelder Respekt vor den Opfern des Naziregimes gebrandmarkt wird. JA als Journalist und Vertreter eines zumindest linkslastigen Meinungsmediums hat es nun gewagt, dieses Tabuthema anzugehen. Ein Tabubruch, der ihm von einem Teil der Presse bzw. Öffentlichkeit niemals verziehen wird.
  • JA konnte seinen Bekanntheitsgrad bislang noch nicht in einen wirtschaftlichen Erfolg für den Verlag „der Freitag“ ummünzen. Es ist jetzt also die beste Gelegenheit, ihm und seinem innovativen Verlagsprojekt den Todesstoß zu versetzen, bevor es am Ende doch noch ein Erfolg wird.

Gegen Jakob Augstein hat sich insofern eine Allianz aus zwei Lagern gebildet. Die einen wollen ihn zu Fall bringen, weil sie einen lästigen Konkurrenten los werden wollen und die anderen wollen jegliche Kritik am Staat Israel im Keim ersticken, auch im Interesse einer weiterhin gedeihlichen Zusammenarbeit in Rüstungsfragen zwischen Deutschland und Israel bzw. im Hinblick einer weiterhin großzügigen finanziellen Unterstützung des Staates Israels und seiner NGOs durch Deutschland.

JA wird letztendlich in der Lage sein, sich angemessen gegen die Vorwürfe zur Wehr zu setzen.

Was mich aber wirklich ärgert, ist meine Vermutung, dass sich die Neonaziszene in Deutschland ob dieser Vorwürfe gegen Augstein die Hände reiben wird, da sich die Antifaschisten jetzt gegenseitig "bekriegen".

Man möchte dem SWC zurufen "Sie "prügeln" den Falschen, aber gegen Verbohrtheit ist kein Kraut gewachsen.

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