Merkel telefoniert mit Putin

Realsatire Bundeskanzlerin Merkel betreibt eine Art Telefondiplomatie, wenn es um Russland bzw. Putin geht. Ob`s hilft?

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Im Bundeskanzleramt laufen die Drähte heiß, ein Telefonat mit Putin jagt das andere. Bundeskanzlerin Merkel telefoniert über eine abhörsichere Leitung - man weiß ja nie, wer sonst alles mithört - mit dem Präsidenten der Russischen Föderation, zum wiederholten Mal übrigens.

Die Leitung steht.

Merkel: Guten Tag Herr Putin, wie ist das werte Befinden.

Putin: Sehr gut Frau Bundeskanzlerin, meine russischen Landsleute respektieren und lieben mich. Ich komme gerade von der Krim und habe mich mit ihrem Vorgänger Schröder anlässlich seiner Geburtstagsfeier in meiner Heimatstadt St. Petersburg sehr gut unterhalten.

Merkel: Meine Landsleute, verehrter Herr Präsident, lieben und respektieren mich auch und das ohne, dass ich es nötig habe, das Völkerrecht zu verletzen, was Sie, Herr Präsident, mit der Annexion der Krim eindeutig getan haben. Das werden weder ich, noch die EU bzw. meine Freunde in den USA auf keinen Fall so hinnehmen.

Putin: Schon seltsam, dass der Aufschrei der Entrüstung von Ihnen im Kosovokonflikt und beim Irak-Krieg nicht zu hören war. Wer mit zweierlei Maß misst, verliert am Ende die moralische Glaubwürdigkeit, Frau Bundeskanzlerin. Im Übrigen haben wir uns nur den Teil unseres Heimatlandes zurückgeholt, das schon immer zu Russland gehört hat. Die Schenkung des Ukrainers Chrustschow stand sozusagen unter einem Rückforderungsvorbehalt. Und von diesem Recht haben wir jetzt Gebrauch gemacht, zumal die Bevölkerung auf der Krim die Rückkehr ins großrussische Reich mit überwältigender Mehrheit gefordert hat.

Merkel: Ein sehr seltsames Geschichtsverständnis, das Sie hier an den Tag legen, Herr Präsident. Aber lassen wir die Krim mal beiseite. Wie geht es jetzt weiter mit der Ukraine? Wir brauchen jetzt Lösungen und kein Geschwafel.

Putin: Das fragen Sie mich, Frau Bundeskanzlerin. In der Ukraine hat sich eine Eigendynamik entwickelt. Im Osten und Süden russische Patrioten, die um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfen, bedroht durch ukrainische Spezialeinheiten, die meine Landsleute niedermetzeln. In Kiew unterstützen Sie eine nicht legitime Regierung, unterwandert von Rechtsradikalen, die Sie in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachten lassen bzw. ein Verbotsverfahren einleiten würden. Und mit solchen Leuten reden Sie, schicken ihren Außenminister hin und lassen zu, dass diese Junta das europäische Assoziierungskommen unterzeichnet. Das erweckt bei mir nicht gerade das Vertrauen, dass der Westen bereit ist, mit Russland auf gleicher Augenhöhe zu verhandeln.

Merkel: Jetzt haben Sie aber mal richtig Dampf abgelassen, Herr Putin. Es ist vielleicht, das will ich ja gerne einräumen, nicht alles ganz so glücklich gelaufen. Aber Europa und vor allem Deutschland hat eine ganz spezifische Interessenlage im Hinblick auf Russland. Und Russland hat natürlich auch eine ganz spezielle Interessenlage im Hinblick auf Europa und da in erster Linie auf Deutschland. Die USA sind da außen vor, um es mal vorsichtig zu formulieren.

Putin: Da kommen wir uns schon etwas näher, Frau Bundeskanzlerin. Ich bewundere ja ihren Pragmatismus. Ich will es mal auf den Punkt bringen. Europa braucht unser Gas und Öl und wir brauchen westliches Know-How. Nur wer bezahlt jetzt die offenen Gas-Rechnungen der Ukraine?

Merkel: Bestimmt nicht Deutschland. Dafür sind der IWF und die Weltbank zuständig.

Putin: Sehen Sie, Frau Bundeskanzlerin, langsam lassen die Katze aus dem Sack. Wenn es ums Geld geht, da hört der Spaß schnell auf. Der nächste Winter kommt ganz bestimmt und wir wollen doch nicht, dass die Bürger der EU frieren oder gar erfrieren.

Merkel: Ja dann muss eben mal der von Ihnen hoch geschätzte Oligarch Achmetow in die Tasche greifen und ein paar Milliarden locker machen. Der hat sich doch auch mit Duldung Moskaus die Taschen vollgemacht.

Putin: Herr Achmetow wird nicht nur von mir geschätzt, Frau Merkel. Schließlich sorgt er in Donezk mit seinem Engagement für Recht und Ordnung. Auch ihr Außenminister Steinmeier weiß den persönlichen Einsatz von Herrn Achmetow sehr zu schätzen, ganz zu schweigen von Hunter Biden, der Sohn des US-amerikanischen Vizepräsidenten, der ja als führendes Mitglied des ukrainischen Gaskonzerns Burisma Holdings – mit Sitz in Zypern - seine Brötchen verdient. Da schließt sich dann der Kreis.

Merkel: Dieses Thema will ich jetzt nicht vertiefen, Wladimir. Die Wirtschaft und die Politik haben schon immer Allianzen zum Wohle aller gebildet. Das ist überall auf der Welt so, sozusagen ein Naturgesetz, an dem selbst ich nichts ändern kann.

Putin: Dann sind wir uns ja einig, Frau Bundeskanzlerin.

Merkel: Was machen wir denn in der leidigen Affäre Snowden? Ich erwarte hier ein gewisses Entgegenkommen, Herr Präsident. Schließlich möchte ich meine amerikanischen Freunde nicht zu sehr verärgern.

Putin: Nun, Herr Snowden ist bei uns in Russland sicher. Seine Sicherheit kann ich natürlich nur garantieren, wenn er in Russland bleibt und nicht etwa völlig unnötige Auslandsreisen unternimmt.

Merkel: Danke für ihr Gespür in dieser Angelegenheit, lieber Wladimir. Hauptsache, ich kann wieder ruhig schlafen und mich um meine Regierungsgeschäfte kümmern. Deutschland braucht mich – bei aller Bescheidenheit.

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