Merkel und der Kanzlerbonus

Realsatire Bundeskanzlerin Merkel sonnt sich auf einer Woge der Sympathie. Der Abstand zu ihrem Kontrahenten Steinbrück ist komfortabel. Wie lange noch?

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Im Bundeskanzleramt treffen sich Merkel, Kauder, Gröhe und Pofalla, um die letzen Abstimmungen für den Bundestagswahlkampf vorzunehmen. Es sieht gut aus für eine erneute Kanzlerschaft Merkels. Aber manchmal trügt auch der Schein.

Merkel: Meine Herren, wir sollten ernsthaft darüber nachdenken, wie wir dem Herrn Steinbrück in die Suppe spucken können. Der plustert sich auf wie ein Pfau, gibt sich leutselig und tut so, als ob er die soziale Gerechtigkeit gerade neu erfunden hat.

Pofalla: Aber meine liebe Angela, da müssen wir uns keine Sorgen machen. Der Steinbrück redet nun mal gerne und je mehr er betont, dass er Kanzler werden will, desto mehr macht er sich lächerlich. Das ist der Mut der Verzweiflung, die ihn antreibt.

Gröhe: Steinbrück hat so lange in die Glaskugel geschaut, bis er am Ende selbst daran geglaubt hat, das er tatsächlich Kanzler werden kann. Bei so viel Autosuggestion wird es ein böses Erwachen für ihn geben.

Kauder: Dass dieser Mann bei so viel Selbstverleugnung nicht rot anläuft, ist mir ein Rätsel. Steinbrück ist von dem „Wir“ so überzeugt, dass er gar nicht merkt, dass wir Deutsche ihn als Kanzler gar nicht haben wollen.

Merkel: Wenn ich Ihnen so zuhöre, meine Herren, muss ich mir wohl keine Sorgen machen. Das stimmt mich mehr als nachdenklich. Und wenn ich angestrengt nachdenke, neige ich schon mal zu raschen Entschlüssen – so wie im Fall Röttgen.

Pofalla: So war das noch nicht gemeint, liebe Angela. Natürlich müssen wir wachsam sein und jeden Schritt von Steinbrück genauestens beobachten.

Gröhe: genau, mein lieber Ronald. Die Beinfreiheit, die Steinbrück eingefordert hat, beschert uns immer wieder neue Glücksmomente.

Kauder: Kennt ihr eigentlich schon Steinbrücks neuestes Spiel, das er leidenschaftlich gern spielt?

Alle schauen sich fragend an?

Merkel: Doch nicht etwa Germany`s next chancellor.

Kauder: Nein, noch besser. Es heißt „Blinde Kuh“. Man verbindet Steinbrück die Augen mit einem magentafarbenen Tuch. Dabei muss Steinbrück in einem etwa 50 qm großen Raum einen Buzzer finden und wenn er ihn gefunden hat, draufdrücken. Wenn er das schafft, ertönt die Fanfare der Champions Leaque. Auf dem Weg dorthin sind so genannte Tretminen in Form von Fettnäpfchen platziert. Wenn er in eines davon tritt, ertönt der Song von Grönemeyer „Männer“ und er muss wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren.

Pofalla: Dann kommt er aber nie an seinem Ziel an. Wer hat sich denn so ein perfides Spiel ausgedacht. Das könnte direkt von mir stammen.

Kauder: Wer wohl, natürlich die Andrea Nahles.

Gröhe: Aber mal im Ernst meine Herrschaften. Droht uns nicht von ganz anderer Seite die eigentliche Gefahr. Ich sage nur „Alternative für Deutschland

Merkel: So viel Scharfsinn hätte ich Dir gar nicht zugetraut, mein lieber Hermann. Aber in der Tat, diese D-Mark Nostalgiker sollten wir nicht aus den Augen lassen. Die fischen in den trüben Gewässern der Eurogegner und suggerieren den Leuten, dass es ihnen mit der D-Mark besser gehen würde.

Pofalla: Ich habe schon veranlasst, sie durch den Verfassungsschutz beobachten zu lassen. Mir entgeht nichts.

Merkel: Ja, dann bin ich aber beruhigt, wenn sich der Verfassungsschutz dieser Angelegenheit übernommen hat. Wenn es dann genau so gut läuft wie der bei Aufklärung der NSU Morde, finden wir uns nach dem 22. September in der Opposition wieder, nur weil eine solche Flachpfeife wie Du, lieber Ronald, die Situation völlig unterschätzt hast.

Kauder: wenn diese AFD über 5% kommt, könnte es für uns eng werden, weil sie überwiegend der Regierungskoalition Stimmen kosten werden.

Merkel: dann regieren wir eben mit der SPD weiter. Ist mir sowieso lieber als dieses Duo Fipsi und der Popo-Grabscher aus der Pfalz. Eine Zumutung ist das mit diesen Leuten regieren zu müssen.

Gröhe: Auch stelle ich mit Entsetzen fest, dass sich jetzt auch die Bildzeitung gegen unsere Bundeskanzlerin stellt. Der Blome stellt doch tatsächlich die Behauptung auf, dass Du in der Mitte der nächsten Legislaturperiode als Kanzlerin zurücktrittst und das Amt an einen würdigen Nachfolger bzw. Nachfolgerin übergibst. Er verfügt offenbar über gesicherte Erkenntnisse aus dem CDU-Umfeld.

Pofalla: Ich glaube, dem Blome haben sie ins Gehirn geschissen. Warum sagt der sowas. Bislang war ich immer der Meinung, dass die Friede Springer ihm sagt, was er laut zu denken hat. Und was das CDU-Umfeld betrifft, kann es sich doch nur um diese unfähige Männerriege handeln, die entweder geschasst wurde oder freiwillig das Weite gesucht hat.

Merkel: Den Springer-Verlag und seine mediale Präsenz sollten wir ernst nehmen. Deshalb sollten wir in der Frage der Steueroasen einen Gang zurückschalten. Ich möchte nicht, dass die deutsche Wirtschaft den Eindruck gewinnt, dass wir die Kapitalverkehrsfreiheit in Frage stellen.

Kauder: Sehr richtig, Frau Bundeskanzlerin. Wir sollten das Kind nicht mit dem Bade ausschütten.

Gröhe: Ablenkung ist das richtige Stichwort. Zunächst einmal fordern wir von den Engländern, dass sie sämtliche unter englischem Recht stehende Steueroasen schließen. Nachdem der Cameron dies nicht tun kann, weil sonst wäre Great Britain pleite, gewinnen wir zunächst einmal Zeit.

Pofalla: Liebe Angela, Du bist unumstritten die Nr. 1 in Deutschland und in der CDU. Du hast dem Konservatismus in Deutschland neues Leben eingehaucht und die CDU zu ungeahnten Höhen geführt.

Kauder: Genau so ist es. Den Deutschen geht es so gut wie noch nie. Wir haben die geringste Arbeitslosigkeit in Europa, auch und gerade unter den Jugendlichen, unsere Wirtschaft ist die wettbewerbfähigste der Welt und so lange das so bleibt, werden wir regieren und nicht dieser Möchtegernkanzler Steinbrück.

Merkel: Meine Herren, Hochmut kommt bekanntermaßen vor dem Fall. Gehen wir an die Arbeit und entscheiden nichts, was nicht unbedingt entschieden werden muss.

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