Pornogate bei der SPD

Realsatire Die SPD versinkt im Sumpf der Edathy-Affäre. Ist auch die große Koalition in Gefahr?

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Im Willy Brandt Haus treffen sich Parteichef und Vizekanzler Gabriel, Außenminister Steinmeier und Fraktionschef Oppermann zu einer Krisensitzung. Thema ist der Fall Edathy sowie die weitere Vorgehensweise.

Gabriel: Ich verstehe die Welt nicht mehr. Da haben wir mit Mühen das rettende Ufer der großen Koalition erreicht, unsere SPD-Basis auf Kurs gebracht, machen ein gute Regierungsarbeit und nun dieses Fiasko um diesen abartigen Edathy. Ich bin stinksauer kann ich euch sagen.

Steinmeier: Nur ruhig Blut mein lieber Sigmar, die SPD gibt es schon seit mehr als 150 Jahren. Die wird auch diese Krise überstehen.

Oppermann: Genau, das sage ich auch immer. Ich habe mich mal in der Fraktion umgehört und mir wurde einhellig bestätigt, dass keine Zweifel an der Führungsfähigkeit der Parteispitze bestehen.

Gabriel: Jetzt platzt mir doch gleich der Kragen, mein lieber Thomas. Weißt Du eigentlich noch, mit wem Du wann und vor allen Dingen was besprochen hast. Mir kommt das so vor, als ob jeder mit jedem redet und nachher behauptet, er hätte eigentlich gar nichts gesagt. Einen solchen Hühnerhaufen wie die SPD habe ich noch nicht erlebt.

Steinmeier: Leute, wir müssen doch unseren Stall sauber halten. Wir haben zwar den Friedrich, diesen CSU-Tanzbär, über die Klinge springen lassen, den Edathy sauber entsorgt und müssen jetzt nur noch dafür sorgen, dass Edathy keinen Fuß mehr auf den Boden bekommt. Es geht um das Thema Glaubwürdigkeit und da kann es doch nicht so schwer sein, diesen Kinderschänder Edathy in das richtige Licht zu rücken.

Oppermann: Und was wird aus dem Kokser Hartmann. Der scheint ja einen direkten Draht zu unserem Parteifreund Jörg Zierke zu haben. Also, mir hat der Zierke seinerzeit in der Edathy-Angelegenheit nichts erzählt, zumindest nichts, was ich schon vorher gewusst habe. Was nun den Fall Edathy betrifft, bin ich mir sicher, die die ermittelnde Staatsanwaltschaft in Hannover den Rest besorgen wird.

Steinmeier: Dass Du dich da nicht mal täuschst. Die haben schon in der Causa Wulff kläglich versagt. Aber Du scheinst ja über glänzende Kontakte zu verfügen. Vielleicht weißt Du ja mehr als wir alle.

Gabriel: Schon klar, lieber Thomas, Du hast Deinen Laden voll im Griff. Aber vielleicht hättest mit dem Zierke ein Pfeifchen rauchen sollen. Ich jedenfalls weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Wenn das so weiter geht, dann behandelt die Merkel mich genauso wie seinerzeit den Rösler.

Steinmeier: Was meinst Du denn damit?

Gabriel: Ist doch klar, sie straft mich mit Verachtung und hört mir nicht mehr zu. Dann kann ich die Energiewende sowie weitere ambitionierte Zielsetzungen vergessen.

Oppermann: Ach was, der Merkel geht das Ganze doch am A……. vorbei. Die steht unangefochten an der Spitze der CDU und Seehofer küsst ihr darüber hinaus noch die Füße. Es wird nicht mehr lange dauern, da wird ihr das Amt der Ehrenvorsitzenden der CDU auf Lebenszeit verliehen, verbunden mit der Option, dass sie so lange Bundeskanzlerin bleiben kann, bis sie selbst altersbedingt abdankt.

Gabriel: Sehr witzig, Thomas. Aber zurück zu Dir. Dein Krisenmanagement lässt doch sehr zu wünschen übrig. Unser Koalitionspartner hat sich auch schon auf Dich eingeschossen. Die haben nicht vergessen, wie Du Dich in der Causa Friedrich verhalten hast.

Oppermann: Ich habe nur das getan, was alle verantwortungsbewussten Menschen in dem Fall getan hätten, nämlich den Parteivorsitzenden ordnungsgemäß zu informieren.

Gabriel: Es kommt schon mal vor, dass man Dinge zu hören bekommt, die man gar nicht hören will, mein lieber Thomas. Jedenfalls ist für mich der Schritt jetzt unumgänglich, Dir Deinen Rücktritt ans Herz legen. Schließlich müssen wir alle zusammen dafür sorgen, dass Schaden von der Partei abgewendet wird.

Oppermann: wird etwas blass um Nase und stammelt so Worte wie Bauernopfer und das könne man mit ihm nicht machen. Dann folgt ein flehentlicher Blick hinüber zu Steinmeier.

Steinmeier: Das musst Du schon verstehen, mein lieber Thomas. Wir müssen jetzt wieder Stabilität in die eigene Partei bringen. Wir brauchen jetzt eine unverbrauchte Persönlichkeit, die die Fraktion führt. Sonst können wir die nächsten Wahlen vergessen. Große Aufgaben stehen bevor, der Fall Edathy muss möglichst schnell wieder aus den Schlagzeilen. Ich kann so ein Störfeuer nicht gebrauchen, schließlich habe ich genug mit dem Putin zu tun.

Gabriel: Dann ist der weitere Fahrplan ja klar, Thomas. Du erklärst Deinen Rücktritt und ich rede mal mit der Angela, welche Position auf der europäischen Ebene für Dich freigemacht werden könnte. Eine gewisse Schamfrist müssen wir aber schon einhalten.

Steinmeier: Wir müssen dringend diese Steuerschlupflöcher schließen. Kommissionspräsident Juncker wird sicherlich sehr davon angetan sein, wenn jemand an seiner Seite steht, der im kommunikativen Bereich seine Stärken hat und auf Ausgleich bedacht ist. Als ehemaliger Richter wäre dies doch ein ideales Betätigungsfeld für Dich.

Die Krisensitzung ist zu Ende. Oppermann schleicht sich allein von dannen. Als Gabriel und Steinmeier im Foyer angekommen sind, fällt Gabriel auf, dass die Büste von Willy Brandt in ein schwarzes Tuch gehüllt ist. Ganz aufgeregt fragt er beim Night-Auditor nach, was denn hier los sei. Darauf erhält er die Antwort, dass die Büste aktuell restauriert wird, weil dem Willy Brandt die Ohren abgefallen sind. Herbert Wehner würde sich wahrscheinlich im Grabe mehrfach herumdrehen, wenn er mit mitanschauen müsste, wie diese Dilettantentruppe neoliberaler Prägung sich um den letzten Rest ihrer Glaubwürdigkeit bringt.



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