Um Kanzlerin Merkel wird es einsam

Realsatire Der Fakultätsrat der Uni Düsseldorf hat der Bildungs- und Forschungsministerin Annette Schavan den Doktortitel aberkannt. Im Bundeskanzleramt laufen die Drähte heiß.

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Photo dpa

Bundeskanzlerin Merkel greift zum Telefonhörer und ruft Ronald Pofalla an. Der meldet sich prompt.

Merkel: Hast Du schon gehört, Schavan haben sie den Doktortitel aberkannt.

Pofalla: schreckliche Sache, Schavan wird wohl nicht mehr zu halten sein. Soll ich schon mal eine Liste der möglichen Nachfolger zusammen stellen?

Merkel: Der Nachfolger steht schon fest, mein lieber Ronald. Im Übrigen tust Du das, was ich Dir sage. Apropos Liste. Stell mir doch mal eine Liste zusammen, wer in unserer Fraktion alles einen Doktortitel hat.

Pofallla: Ja, aber warum denn das?

Merkel: Die sollen alle bei mir antanzen und zwar pronto.

Pofalla: Immer noch verdutzt wegen der Anweisung seiner Chefin. Darf ich fragen, was diese Aktion soll?

Merkel: Darfst Du, mein lieber Ronald, schließlich bist Du der Kanzleramtsminister und einer meiner engsten Vertrauten. Alle mit Doktortitel, die Ehrendoktortitel einmal ausgenommen, sollen ihrer Doktortitel freiwillig zurückgeben. Ich will in der Zukunft keine bösen Überraschungen mehr erleben.

Pofalla: Wie immer eine geniale Idee von Dir, meine liebe Angela. Ich werde alles Weitere veranlassen.

Merkel: Und noch was, verbinde mich mal mit meiner Bildungsministerin Annette Schavan, die sich gerade in Südafrika aufhält.

Pofalla: Dein Wunsch ist mit Befehl, liebe Angela.

Schavan: Du wolltest mich sprechen, liebe Angela.

Merkel: Wie ist denn bei Euch das Wetter in Südafrika? Ich hoffe nicht so scheußlich wie bei uns in Berlin.

Schavan: Das Wetter ist hier ganz passabel. Aber deswegen willst Du mich doch nicht sprechen.

Merkel: Das ist wohl wahr, meine liebe Annette. Uns verbindet ja eine jahrelange und vertrauensvolle Zusammenarbeit, die von gegenseitigem Respekt und einer hohen Wertschätzung geprägt ist. Da schmerzt es schon, wenn sich diese Zusammenarbeit allmählich dem Ende nähert, liebe Annette.

Schavan: Ich habe dies schon mehrfach beteuert, dass ich nicht absichtlich getäuscht oder gar betrogen habe. Ich werde gegen diesen Beschluss der Uni Düsseldorf gerichtlich vorgehen. Schließlich steht mein untadeliger Ruf auf dem Spiel.

Merkel: Das bleibt Dir unbenommen, Annette. Ungeachtet Deiner weiteren Vorgehensweise ist es aber unvermeidlich, dass Du Deinen Rücktritt als Ministerin erklärst.

Schavan: ich denke gar nicht daran, zurückzutreten, schließlich bin ich unschuldig – und das werde ich beweisen.

Merkel: Wir sind mitten im Wahlkampf. Ich muss Dir doch nicht erklären, dass Du als Ministerin nicht mehr zu halten bist.

Schavan: Dann müssen wir wenigstens über meine Ausstiegsbedingungen verhandeln, Angela. Das ist nicht mehr als recht und billig.

Merkel: Darüber lässt sich reden, aber nur dann, wenn Du freiwillig zurücktrittst. Was Deine „Person“ und mein „Gewissen“ betrifft, sichere ich Dir zu, dass ich meinen gesamten Einfluss geltend machen werde, um Dir eine adäquate Position außerhalb des Kabinetts zu verschaffen.

Schavan: Das ist mir zu wenig, liebe Angela. Ich hätte es schon etwas konkreter. Schließlich erspart Dir mein freiwilliger Rücktritt viel Ärger. Wer auf die regennasse Straße hinaustritt, möchte auch vorher wissen, wie groß der Schirm ist, der ihn vor Nässe und Wind schützt.

Merkel: Wir reden in Ruhe darüber, wenn Du aus Südafrika zurück bist.

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