Wahlkampf in NRW - Currywurst ist SPD -

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Immer wenn die beiden Tatort-Kommissare Ballauf und Schenk der Kölner Kripo einen Fall gelöst haben, treffen sie sich an der Currywurst-Bude am Rheinufer und reflektieren entweder den Fall oder sie driften ab ins Philosophische, das Leben an sich, seinen Sinn oder Unsinn, die Niederungen und Höhepunkte des menschlichen Daseins.

Jetzt liegt ja die Erfolgsquote von Max und Freddy bei nahezu 100%. Das liegt am Drehbuch wie jedermann weiß und die Zuschauer wollen es so, schließlich darf sich Verbrechen nicht auszahlen.

Vielleicht war der Kölner Tatort der auslösende Faktor für das Wahlkampfplakat der SPD, weil Nomen ist bekanntermaßen Omen und die SPD will nichts unversucht lassen, die stärkste politische Kraft - wobei hier Nomen auch gleich Omen ist - in NRW zu werden. Warum sich nicht mal vom Tatort inspirieren lassen.

Dabei fällt auf, dass die SPD das junge Zielpublikum ansprechen will, das sich wahrhaftig nicht gesund ernähren will. Ein Hamburger wäre dann doch zu auffällig gewesen, obwohl ein Spende von Mc Donalds ganz gut getan hätte. Aber vielleicht erleben wir bei der nächsten Hamburg-Wahl den Wahlslogan "Die SPD ist ein Hamburger", außen etwas schlabbrig, innen Gehacktes mit Gurke und Tomate.

Jetzt stellt sich der Analytiker die Frage, warum dieses Plakat so ganz personenbefreit ist, schließlich hat man mit Hannelore Kraft eine Ministerpräsidentin mit hohen Beliebtheitswerten und sie führt hier weit vor Röttgen, dem Herausforderer mit Rückkehroption. Das alles könnte die SPD in die Waagschale werfen. Tut sie aber nicht, sondern sie geht Weg der Entpersonalisierung, zeigt eine Currywurst mit Pommes und Ketchup. Gut, auch Ketchup gibt es von Kraft, aber so eine subtile Schleichwerbung traue ich selbst der SPD nicht zu.

Was steckt also dahinter? Wir sind die Partei, liebe Wähler, die eure Lebenswirklichkeit versteht, die ganz nah am Puls der Zeit ist. Nicht auf die gesunde Ernährung kommt es an, sondern auf den Sättigungswert. Und schmecken soll es auch, klaro! Wir solidarisieren uns mit all denjenigen, die sich eben nur eine Currywurst leisten können. Soziale Gerechtigkeit beginnt nun mal mit einem vollen Magen und wir die SPD wollen dafür sorgen, dass keiner hungrig ins Bett geht. Und etwas Essbares im Straßenwahlkampf gibt es auch. Das nenne ich doch mal ein durchdachte Strategie, bei der die Wertschöpfungskette des Wählerfangs geradezu idealtypisch genutzt wird. Keine lästigen Sachthemen, die ohnehin keiner versteht, keine Versprechungen von Spitzenpolitikern, die niemand mehr glaubt. Nein, der Biss in die Wurst ist authentisch, knackig im Ton und unverfälscht in seinen Nachwirkungen.

Die anderen Parteien müssen jetzt nachziehen und auch etwas auf den Teller legen. Die Currywurst kommt nicht mehr in Frage. Den Grünen wäre das ohnehin zu profan, die CDU legt nichts auf den Teller, schließlich muss gespart werden, bei der FDP ist Lindner das Würstchen, wobei man von einer ausgewachsenen Currywurst nicht reden kann, die Linke findet nicht statt und die Piraten haben dazu keine Meinung, haben diese aber absolut transparent kommuniziert.

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