Wenn man unter Natur nicht alles versteht – ein total voller Begriff ist ein total leerer -, dann bezeichnet Natur das, was sich naturgesetzlich ereignet, objektiv ist. Man kann darüber streiten, ob es im Tierreich vor den Menschen schon mehr gibt (ich neige zu einem schwachen ja), für Menschen gilt: sie sind Naturwesen und Nichtnaturwesen=Kulturwesen, was einschließt: Gesellschafts- und Individualwesen. Man kann weiter über die Anteile streiten, unstrittig dürfte sein, daß die Menschheitsgeschichte im Großen und Ganzen ein Fortschritt in der Subjektwerdung ist. Man kann die paradoxe Formulierung benutzen, daß es die menschliche Natur ist, kein reines Naturwesen zu sein. Dann kann man Regeln der Vernunft als Naturrecht ansprechen. Ist aber doch etwas spitzfindig.
Bleiben wir also dabei, von Natur zu sprechen bei Sachverhalten, die in der Form des Objekts sind, als objektiv behandelt werden müssen. Ganz abstrakt formuliert: Unabhängig davon, ob es sich um Subjekte handelt oder nicht, ein Akt zwischen A und B ist gewaltförmig, wenn A und B nicht einfach wechselwirken, sondern etwa B gegen den ihm eigenen Widerstand von A verändert wird. Danach kann es keine Gewalt gegen (und unter) Sachen geben, Sachen leisten keinen Widerstand. Was juristisch manchmal als Gewalt gegen Sachen angesprochen wird, ist Gewalt gegen Eigentum, gegen die Privatsphäre von Individuen, oder sogar Gewalt gegen eine Gesellschaftsordnung, daher richtig als Gewalt bezeichnet, und ich möchte hinzufügen, oft mehr als berechtigt. Aber es ist Gewalt, als widerständig ist B Subjekt, es ist eine Vergewaltigung. Auch wenn wir Tieren mangelndes Bewußtsein attestieren, leisten sie Widerstand, sind Subjekte, wenn man will, kann man sie als Quasisubjekte von den menschlichen Vollsubjekten unterscheiden, die manchmal Vollidioten und völlig unzurechnungsfähig sind.
Leben heißt in der Natur immer Kampf um den Lebensraum (Revier) und Ressourcen. Man kann das den natürlichen Egoismus des biologischen Organismusses nennen (es gibt auch einen natürlichen Altruismus), er muß immer respektiert werden, er ist für jede Art anders ausgeprägt. Psychologisch spricht man von Aggression, was mir sehr sinnvoll erscheint. Biologisch ist Gewalt in Form von aktiver oder reaktiver Aggression unverzichtbar, lebensnotwendig. Übrigens töten wir auch Pflanzen, wenn wir Vegetarier sind, ohne das geht es nicht, jedenfalls nicht bis zur völligen Umstellung auf synthetische Nahrungspillen.
Dann gibt es aus unserem tierischen Erbe zahlreiche, dem Überleben, wenn nicht mehr heute, so doch irgendwann einmal gedient habende Strategien der Aggression (wie auch gegenteilige der Defensive: sich unterwerfen, flüchten, sich verstecken). Wie es in der Natur viel Sinnloses gibt, das nicht oder nicht schnell herausevolutioniert wird, gibt es auch vormenschlich schon sinnlose Gewalt, afunktionale Grausamkeit. Und selbst da ist es nur irreführend, vom Bösen zu sprechen.
Man könnte eine Naturgeschichte der Gewaltstrategien verfassen, man würde sehr langsame, langfristige Entwicklungen beschreiben. Wenn es eine schnellere Veränderung des Gewaltpotentials und der Gewaltbereitschaft sein soll (im Guten wie im Schlechten), muß man auf die Subjektwerdung bezugnehmen. Das ist ein anderes Thema.
Kommentare 31
Der Artikel zeigt einleuchtend auf, dass der Mensch nicht nur vernunft- sondern eindeutig auch „gewaltbegabt“ ist. Ohne die Fähigkeit aggressiv zu handeln, wäre menschliches (Über)Leben wohl kaum möglich gewesen.
So liegt es auf der Hand, dass es neben Geschicklichkeit, Schnelligkeit und Ausdauer auch eine Portion „Gewaltbereitschaft“ erfordert, Tiere zu jagen und zu erlegen. Als bloße Nahrungsbeschaffung erscheint das durchaus noch legitim und wird deshalb auch nicht unbedingt als „aggressiv“ im eigentlichen Sinn empfunden. Ganz anders bewertet man das aber, wenn Tiere nur wegen ihres schönen Pelzes oder der elfenbeinernen Stoßzähne getötet werden.
Mir sind dazu die San (Basarwa) eingefallen, die traditionell in kleinen egalitär-organisierten Gemeinschaften als Jäger und Sammler in der Kalahari lebten.
Diese Völker sind geradezu ein Paradebeispiel dafür, dass „aggressives“ Verhalten primär bei der Jagd erkennbar wurde, sie aber ansonsten friedlich zusammenlebten und wichtige Entscheidungen, die das Überleben der Gruppe betrafen, gemeinsam gefällt wurden.
Heute ist von dieser Kultur allerdings nicht viel übrig geblieben: Da die „People oft he Kalahari“ sehr stark diskriminiert und immer weiter zurückgedrängt wurden, leben heute nur noch sehr Wenige auf traditionelle Weise. Viele sind dem Alkohol verfallen.
Womöglich waren sie zu wenig aggressiv, um sich behaupten zu können?
Danke erstmal für den ersten Beitrag! Jetzt zu einem Punkt der mir besonders auffiel:
jedenfalls nicht bis zur völligen Umstellung auf synthetische Nahrungspillen.
Ja, man hat einen Burger künstlich hergestellt - für ca 250.000 Euro zwar, aber es kann gut möglich sein dass irgendwann (das wird aber noch sehr lange dauern) die Versorgung der Menschen mit Tierfleisch durch künstliches Fleisch abgedeckt werden kann und damit keine Massentierhaltung und -tötung mehr nötig ist.
Nun unterscheiden wir zwischen (menschlichem,) tierischem und pflanzlichem Leben, darüber hinaus noch zwischen Leben und lebloser Materie. Irgendwelche Materie müssten wir jedoch hernehmen um künstliches Fleisch, ja insgesamt künstliche Nahrung herzustellen. Und wenn es nur Luftmoleküle sind die umgewandelt werden (was noch absoluter Science Fiction ist). Luft/Sauerstoff brauchen beinahe alle Lebewesen zum Überleben auf der Erde. Selbst Asche kann noch als Düngemittel wirken. Bestimmte Steine und Felsen bieten Lebensraum für winzige Lebensformen, selbst das antarktische Eis beherbergt Bakterien und Tiere. Woher wir auch immer die Materie nehmen um unsere künstliche Nahrung herzustellen um ja keinem offensichtlichen Lebewesen, ob Pflanze oder Tier, mehr Schaden zuzufügen, wir werden immer indirekt "Schaden zufügen". Es ist der Kreislauf des Lebens dass Leben aus dem Zerfall anderen Lebens entsteht. Davon loslösen kann sich der Mensch nicht, es sei denn er zieht um auf einen komplett leblosen Planeten und benutzt dessen Gesteine um sich Burger zu konstruieren durch Atommanufaktur.
Man könnte also die Frage stellen ob es "konstruktive" und "destruktive" Gewalt gibt, also Gewalt aus Lebenskreislaufgründen (das beginnt beim Zersetzen des Baumstamms durch Termiten und endet beim Schlachten von Kälbern fürs Wienerschnitzel) und Gewalt um der Gewalt willen, Machtgewalt (eine Katze die mit der schwer verletzten Maus spielt und sie dann doch nicht isst, die Gruppe Inder die die Studentin im Bus misshandeln und dann sterbend auf die Straße werfen). Oder ob das beides an sich das gleiche ist, dass Macht ein ähnlich relevanter Teil des Selbsterhaltungstriebs ist wie die Nahrungsaufnahme. Ich wiederhole mich ungern, aber: Knifflig. ;)
Ähem nur dass jetzt nicht ein Gewitter über mich hereinbricht: Ich habe gerade nicht eine Vergewaltigung mit Nahrungsaufnahme gleichgesetzt und dadurch verharmlost!!! Oje oje, ich glaube ich hätte ein anderes Beispiel nehmen sollen ... :(((
Gewalt und Ideologie stehen in einem gewissen Zusammenhang. Ich will mich nur ganz kurz hier einmischen. In gewisser Weise ist Gewalt die Sprache von Ideologien geblieben.
Zum Natur-Aspekt. Es hilft vielleicht die Unterscheidung von erster und zweiter Natur. Dementsprechend könnte man von erster und zweiter Freiheit ausgehen. Die Erste Natur ist die ökologische, auf Erde und organischen Lebensraum bezogene, zu der auch anorganische Dinge gehören. Die Zweite Natur ist bereits die gesellschaftliche. Eigentlich geht es bei der Debatte um erste oder zweite Natur darum, ob überhaupt noch etwas von der ersten Natur im Zuge der Sozialisierung des Menschen übrig bleibt. Oder ob die Vergesellschaftung das Individuum voll erfasst. Das mag je nach System etwas anders ablaufen.
Die erste Freiheit wäre die, gemäß den Möglichkeiten zu handeln. Die zweite Freiheit wäre schon eine vermenschlichte, bürgerliche, durch Gesetz erklärbare. Es darf auch hier Kant herhalten: die Freiheit des einen findet an der des anderen seine Grenzen. Damit hätten wir eine soziale Freiheit gewonnen, die den Gewaltaspekt nicht in sich aufnimmt.
Das Problem der Gewalt entsteht insofern, wenn die erste oder positive Freiheit in die zweite Natur überführt wird. Letztlich aber auch, wenn die zweite Freiheit in die erste Natur eingeführt werden soll. Das wäre dann u. a. das, was Naturbeherrschung genannt werden kann. Aber nicht nur.
Das Instinktvermögen würde ich nur problematisch als Beweis einer Geltung des Anspruchs von Erster Freiheit in der Zweiten Natur gelten lassen. Es gibt ja hierzu die kognitive Einsicht, dass unser (menschliches) Verhalten so gut wie gar nicht mehr instinktiv funktioniert. Die primären instinktiven Anlagen sind durch das Repertoire an Verhalten bereits (neuronal) psychisch überformt. Es bleiben natürliche Reflexe übrig, die mit Verhalten im sozialen Sinn wenig bis nichts zu tun haben.
Naturrecht. Das hat wenig mit Natur eins oder zwei zu tun. Es ist ja letztlich eine aufgeklärte Version eines Gottesrechts. Etwas, dass dem Menschen von Natur aus, also ohne weiteres Zutun, zukommt. Es ist insofern gottfrei gegeben. Das Naturrecht ergibt sich aber nicht unbedingt aus natürlichen oder naturgesetzlichen Regelungen oder Gesetzmäßigkeiten. Auch die Gewohnheit kann ein Naturrecht fortsetzen, begründen will ich hier nicht sagen. Unsere Grundrechte sind Naturrecht. Das wird nicht immer so gesagt. Weil wir in einem staatlichen Zusammenhang stehen. Das ändert aber nichts daran. Ist auch nicht spitzfindig. Ich muss ein Naturrecht weder naturwissenschaftlich erklären oder begründen können, ich muss es auch nicht als natürlich einsehen. Es ist aber von einer Seite her (etwa auch Humanismus) zu erkennen, indem der Mensch in seinem Wesen in der Abhängigkeit von diesem Recht also diesen Freiheiten entdeckt wird. Etwa Freizügigkeit. Alles andere wäre widervernünftig. So ergibt sich der Bezug zur Vernunft.
Und aus der Widervernunft entsteht dann Gewalt.
Ich möchte ergänzen, daß man sehr viele alltägliche Gewaltereignisse im biologischen Zusammenhang sehen und bewerten muß. Die Ausschaltung von Konkurrenten bei der Eroberung von Sexualpartnern verläuft auch im Tierreich oft dramatisch, aber die Tötungsdelikte aus Leidenschaft bei Menschen zeigen, daß unsere Art jedenfalls nicht zu den aggressionsarmen gezählt werden kann.
Das biologische Interessehandeln, das man so wenig wie die Sterblichkeit, die Jahreszeiten, die falschen Lottozahlen kritisieren kann, nenne ich den natürlichen Egoismus, in diesem Rahmen ist Gewalt ein unvermeidlicher Aspekt des Lebens. Bedauerlich, andrerseits – seien wir ehrlich: eine gewaltfreie=konfliktfreie heile Welt wäre stinklangweilig. Nun ist der Mensch immer weniger reines Naturwesen, immer stärker kulturell geprägt. Daher kann unser tierisches Erbe verstärkt oder gedämpft werden. Es müßte einmal wissenschaftlich der Frage nachgegangen werden, wie der spezifische Individualismus der bürgerlichen Gesellschaft, der nicht natürliche, sondern historische, ideologisch unterfütterte Egoismus der kapitalistischen Wirtschaftssubjekte, das sind wir alle als Marktteilnehmer, die Gewaltbereitschaft und Qualität wie Ausmaß der Gewaltausübung beeinflußt. Für mich ist der Kapitalismus das Grundübel unserer Zeit, aber ich bestreite nicht, daß in ihm noch die zivilisatorische Tendenz die Verrohung der menschlichen Beziehungen überwiegt.
Das Spektrum der Gesellschaften von friedlich bis aggressiv ist sehr breit. Die Frage schließlich, die Sie stellen, ob eine friedliche Gemeinschaft überleben kann, ist sicher nicht leicht zu beantworten. Unter sonst gleichen Bedingungen müßten die aggressiveren die besseren Karten haben. So stellen sich das Sozialdarwinisten vor. Aber so einfach ist es nicht, die friedfertigen haben auch ihre Stärken. Es ist doch ganz klar, daß eine wirklich in der Breite auf Vernunft, und die Vernunft wählt immer den Frieden, gegründete Gesellschaft viel produktiver ist und sich zu wehren weiß gegen eine martialisch-verbohrte. Wie man zu einer solchen Gesellschaft kommt, ist leider nicht so klar.
Das entscheidende ethische Problem liegt m.E. nicht im Essen von Tieren. Ich weiß auch nicht, ob man jemals synthetisch so hochwertige Lebensmittel herstellen kann, wie es die natürlichen sind. Lassen Sie uns ruhig einmal davon ausgehen, daß wir Tiere töten dürfen. Was wir nicht dürfen, ist: ihnen Schmerzen zufügen. Tiere fühlen (fast) wie wir. Wer jemals beobachtet hat, wie solche riesigen Exemplare von Lebewesen, hochkomplexe biologische Strukturen, die sehr aufwändig zustandegekommen sind, auf die Schlachtbank geführt werden, dabei Todesangst entwickelt haben, kann solche Grausamkeit nicht mehr tollerieren. Wenn man schon Tiere zum eigenen Nutzen hält und tötet – dem würde ich nicht kategorisch widersprechen, auch wenn mir Vegetarier sehr sympathisch sind (ich bin selbst ein, sagen wir 99%iger) -, muß man wenigstens alles tun, um ihnen Leid zu ersparen. Keine Massentierhaltung, keine physischen und psychischen Schmerzen, kein Stress. Und Jungtiere töten, da ist zurecht bei vielen die menschliche Schmerzgrenze überschritten.
Das ist eine sehr sinnvolle Unterscheidung, die Stufen der Natur. Ein alter Marxscher Begriff: Gesellschaft als zweite Natur des Menschen. Man könnte auch mit Graden der Objektivität arbeiten. Ich sagte bereits, daß Tiere, das gilt für alles Leben, Biologische, schon auf der primitivsten Stufe, nicht mehr als reine Objekte angesprochen werden können. Der Mensch ist aber vollends ein dialektisches Subjekt-Objekt, er hat ein höheres Niveau des Subjektseins erreicht, Natur- und Menschengesetz sind engstens miteinander verwoben. Ob man das am Besten auf Ihre Weise auffächert oder noch anders, muß ein intensiver Diskurs klären, da sind die Argumente noch nicht ausgetauscht.
Ob die Vergesellschaftung das Individuum voll erfaßt hat? Ich denke, daß wir, viel mehr als die meisten sich vorstellen, noch von der ersten Natur gesteuert werden. Aber die Menschen arbeiten ganz im Sinne ihrer Natur und der Natur i.A. (die logisch auf negative Entropie festgelegt ist) auf eine Höherentwicklung hin, auf die Überführung in zweite Natur, wie Sie sagen. Man darf das aber nicht mißverstehen, wie es in einer technik- und fortschrittsgläubigen Gesellschaft naheliegt: es geht, wenn nicht immer, dann in der Regel, um Sublimation, nicht Substitution. Der Mensch behält seine erste Natur, auch wenn er sie depotenziert. Und das ist vielleicht auch gut so.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich frage nun jetzt nicht, um irgendwie die Diskusiin anheizen zu wollen, frage auch nicht aus plumpen Motiven, nur was gegen Ihr obiges Statement gesagt zu haben, nur um billig Kontroverse plaziert haben zu wollen. Es ist vielmehr eine aufrichtige Frage, die ich stellen will: Kann es sein, daß der Untergrund Ihres Statements Utilitarismus zu nennen wäre, also auf (vermeintlicher) Zweckdienlichkeit aufbaut? Ich kenne solche Überlegungen nur zu gut selbst.
Kann es sein, daß der Untergrund Ihres Statements Utilitarismus zu nennen wäre, also auf (vermeintlicher) Zweckdienlichkeit aufbaut?
Wäre das so schlimm? Nun, es wäre für einen Marxisten, moderaten Hegelianer, Kritischen Theoretiker schon etwas anrüchig, in die Ecke des Utilitarismus, Pragmatismus, Behaviorismus, Positivismus gestellt zu werden. Meine aufrichtige Antwort: ich bin Antiutilitarist, Anti-, Anti- Anti-. Nur, daß ich bereit bin, auch die Wahrheit im Utilitarismus zu sehen (und im Pragmatismus usw.). Ich würde per aspera ad astra mit vom natürlichen Utilitarismus im Naturreich der Mühen und Notwendigkeiten zum menschlichen Idealismus übersetzen. Der Idealismus ist nicht Voraussetzung, sondern Ergebnis der Menschwerdung, der Subjektwerdung des Menschen. Wenn er sich denn zu solcher Selbstbestimmung durchringt. Ausgehen muß man von dem bedürftigen, glücksuchenden Menschen. Ich baue aber auf den klug werdenden Menschen. Der wird nach Meinung vieler Fachleute eher kein glücklicher sein, aber seis drum. Zufriedenheit kann man auch mit Vernunft erreichen, sogar eine ganz substantielle, gemeinsame. Und es soll ja niemand gezwungen werden. Wers mag, bleibe glücklich und dumm.
"Wäre das so schlimm?"
Weil dem Utilitarismus Zwangsläufigkeit inhärent ist. Und Zwangsläufigkeit ist jedes freiheitlichen Wollenssaktes Widersacher.
Für mich ist der Kapitalismus das Grundübel unserer Zeit, aber ich bestreite nicht, daß in ihm noch die zivilisatorische Tendenz die Verrohung der menschlichen Beziehungen überwiegt.
Klingt irgendwie richtig, wenn auch für mich nicht eindeutig verständlich.
Dass aber der Kapitalismus den „natürlichen“ Konkurrenzkampf bis zur Unerträglichkeit fördert und im Zuge dessen sowohl gesellschaftliche Gruppen ("teile und herrsche") als auch Individuen (jeder gegen jeden) gegeneinander ausspielt, ist ja nichts Neues.
Unter sonst gleichen Bedingungen müßten die aggressiveren die besseren Karten haben. So stellen sich das Sozialdarwinisten vor.Aber so einfach ist es nicht, die friedfertigen haben auch ihre Stärken.
Selbstverständlich haben die Friedfertigen auch ihre Stärken haben. Dennoch konnte sich Friedfertigkeit bis heute nicht entscheidend gegen Gewalt in Form einer rein physischen resp. waffenmäßigen Überlegenheit durchsetzen.
Andererseits hat es beispielsweise den Ureinwohnern Amerikas herzlich wenig genutzt, dass sie sich gegen die europäischen Siedler mit aggressiven Mitteln zur Wehr gesetzt haben. Im Gegenteil. Das wurde dann sogar als Legitimation benutzt, um mit aller Härte gegen sie vorgehen zu können.
Und dieses Muster ist ja auch heute noch erkennbar. Ganz deutlich zum Beispiel im Nahen und Mittleren Osten.
Es ist doch ganz klar, daß eine wirklich in der Breite auf Vernunft, und die Vernunft wählt immer den Frieden, gegründete Gesellschaft viel produktiver ist und sich zu wehren weiß gegen eine martialisch-verbohrte.
Es wäre wohl schon ein großer (Fort)Schritt, wenn das wirklich allgemein klar wäre.
"... ein Akt zwischen A und B ist gewaltförmig, wenn A und B nicht einfach wechselwirken, sondern etwa B gegen den ihm eigenen Widerstand von A verändert wird."
Ist die Definition von Ihnen? Find ich interessant. Da weiß ich, was Sie mit "Gewalt" meinen.
"Leben heißt in der Natur immer Kampf um den Lebensraum (Revier) und Ressourcen."
Wieso immer? Auch, wenn genug vorhanden ist?
Und meinen Sie, dass diese Thesae auf alle Lebewesen zutrifft?
"Biologisch ist Gewalt in Form von aktiver oder reaktiver Aggression unverzichtbar, lebensnotwendig."
Können Sie dafür konkrete Beispiele nennen?
Übrigens töten wir auch Pflanzen, wenn wir Vegetarier sind, ohne das geht es nicht, ...
Das sehe ich anders. Oder wird Ihrer Meinung nach die Pflanze getötet, wenn von ihr einige Blätter oder Früchte genommen werden?
Aber selbst, wenn eine Möhre "getötet" wird (wann ist eigentlich eine Möhre tot, nachdem sie aus dem Boden gerissen wird oder ...?), wäre es mMn in dem von Ihnen definierten Sinne von Gewalt, keine Gewalt, da sie - jedenfalls nicht das ich es jemals bemerkt hätte - dabei Widerstand geleistet hätte. :-)
Entschuldigen Sie bitte meine diesbezügliche Naivität, aber das ist nicht mein Fachgebiet.
Grüße elisRea
Also, ein Beispiel für aktive Gewalt: ich führte heute mal wieder die beiden Enten auf der Nachbarwiese zum Fressen aus. Sie fressen auch einen gewissen Pflanzenanteil, doch am liebsten haben sie Eiweiß. Käfer, kleine Schmetterlinge im Gras, und vor allem die zahlreichen Grashüpfer haben es ihnen angetan.
Süß sind sie anzuschaun, wie sie immer wieder losschnellen und die Hüpfer einschnäbeln, dazu vor Wonne und Wohlsein quieken.
Ich bin immer dabei, denn wenn ein Fuchs kommt, oder ein Milan oben kreist, werden die Enten gefressen. Das wirkt natürlich eher wie Gewalt: wenn sie vor Schmerz und Entsetzen quaken, rumflattern so gut sie noch können und dann als blutige Fleischreste mit wirren Federn rumliegen. Möglicherweise könnte man das als Gewalt bezeichnen.
Allerdings wird das Kleingetier, das sie so vergnügt fressen, auch nicht begeistert sein.
Aber solche Beispiele sind natürlich abwegig, denn im Grunde ist die Natur ganz friedlich, nur der Mensch & sein Kapitalismus bringen das alles durcheinander.
Die Möhre erfährt keine Gewalt, da sie keinen Widerstand leistet ? Wenn so ein früherer christlicher Missionar von den Heiden, die sich partout nicht bekehren lassen wollten, niedergemetztelt wurde, leistete er oft keine Widerstand: du sollst auch deine Feinde lieben, das war vielen von denen echt Ernst. Also war es keine Gewalt, die sie erlitten ?
Also, ein Beispiel für Gewalt in der Natur: ich führte heute die beiden Enten mal wieder auf der Nachbarwiese aus. Einen gewissen Pflanzenanteil nehmen sie auch zu sich, aber hauptsächlich haben sie es auf Eiweis abgesehen. Käfer, kleine Schmetterlinge, die nicht rechtzeitig aus dem Gras rauskommen, und vor allem die zahlreichen Grashüpfer sind ihre Beute. Suß sind sie anzusehen, wie sie ganz schnell lossprinten und mit ihren langen Hälsen die Hüpfer fangen. Dabei quieken sie vor Wohlsein. Aus der Sicht des Kleingetiers ist das durchaus Gewalt, jedenfalls versuchen sie zu fliehen, manchen gelingt es auch. Ich bin dabei und mache Qui-Gong: denn wenn ein Fuchs kommt, oder ein Milan von oben herabstürzt, gibt es heftiges, entsetztes Gequake, verzeifeltes Flattern, und dann bleiben ein paar Fleischfetzen in einem Wust von Federn. Das erkennt man eher als Gewalt an. Und die zahlreichen Füchse und Raubvögel hier machen das die ganze Zeit: meist mit kleineren Tieren, Mäusen und was sie so erwischen. Aber der Nachbar hat schon einige Enten verloren. Möhren: die frühen christlichen Missionare wurden oft umgebracht, weil die Heiden sich nicht missionieren lassen wollten. Dabei leisteten sie oft keine Widerstand: du sollst auch deine Feinde leiben war denen absolut ernst. deshalb war das Christentum so erfolgreich. Aber nach ihrer Definition war das dann keine Gewalt ?
Dennoch konnte sich Friedfertigkeit bis heute nicht entscheidend gegen Gewalt in Form einer rein physischen resp. waffenmäßigen Überlegenheit durchsetzen.
Wenn man alle Faktoren, auch die psychischen und psychodynamischen berücksichtigt, ist es eine Tautologie, daß immer der Stärkere siegt, der Sieg definiert den Stärkeren. Das heißt aber nicht, daß immer der über die objektiv stärkeren Machtmittel Verfügende und der Aggressivere (weniger Friedfertige) Erfolg hat.Die großen Imperien sind nicht an mangelnder Machtfülle zugrunde gegangen. Und die derzeitige Depotenzierung Amerikas stößt der bei weitem stärksten Militärmacht zu. Der Vietnamkrieg wurde in den Köpfen der Amerikaner, nicht auf dem Schlachtfeld verloren. So auch der russische Afghanistankrieg, der amerikanische ist noch nicht beendet. Dies nicht gegen Friedfertigere, sondern Motiviertere. Die Stärke der Friedfertigen ist die größere Kompromißbereitschaft, die Fähigkeit zu breiteren, vertrauensvolleren Allianzen. Und sie überdehnen ihre Möglichkeiten nicht wie die Machtbesessenen.
Ich betone einmal: Leben heißt in der Natur immer Kampf um Lebensraum und Ressourcen. Wenn das Angebot für eine Art übergroß ist, vermehrt sie sich so stark, daß es irgendwann wieder knapp ist. Aber Sie haben natürlich recht, für das Kulturwesen Mensch gilt dies nicht mehr, oder, wie ich richtiger formulieren würde, nur in dem Maße, wie er als Naturwesen agiert. Die Menschen leben so im Überfluß, der Selektionsdruck ist so gering, daß sie nicht mehr ums Optimum kämpfen müssen. Nur in der Menschenart überleben auch die Sehschwachen, chronisch Kranken, usw. Das ist doch schön. Es bedeutet nicht, daß es keinen Kampf, keine Gewalt mehr gibt. Dafür habe ich ein Alltagsbeispiel gegeben. Selbstverständlich ist die zwischenmenschliche Aggression i.a. eine sehr kontrollierte, schwache Form von Gewalt, nichts gegen das, was vorher ALALUE geschildert hat. Und mit wilder Fremdartigkeit, tierischen Jägern oder gefährlichen Beutetieren, kommen wir im Großstadtdschungel einfach nicht mehr in Kontakt. Dagegen mit Zecken, Viren – Überlebenskampf.
Oder wird Ihrer Meinung nach die Pflanze getötet, wenn von ihr einige Blätter oder Früchte genommen werden?
In der Tat, Früchte sind biologisch die Kinder der Pflanzen. Das ist wie Kälbchen fressen. Aber hier haben Sie meine Argumentation mißverstanden. Das war doch nur die etwas spöttische Verlängerung des Vegetarismusarguments, um zu zeigen, daß sich das nicht wirklich halten läßt. Das stärkste Argument gegen die Gleichstellung von Tier und Pflanze ist das Fehlen eines zentralen Nervensystems. Das verringert zweifellos die Möglichkeit der Zuschreibung von Subjektivität, Pflanzen fühlen nicht wie Mensch und Tier. Dennoch sind Pflanzen auch Lebewesen, man kann sie philosophisch nicht als reine Objekte charakterisieren. Relevant ist dieses Argument nicht bezüglich unseres Ernährungsverhaltens, sondern für unser Ökologieverständnis.
Vielleicht wäre es ja hilfreich, in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, daß der Mensch inbezug auf seine physische Grundlage ein Stoffwechsler ist. Und weitergehend daran möchte ich den Begriff der Transsubstantiation einbringen, welche durch Verstoffwechselungen erfolgt. Und damit hängt zusammen, daß man kein Stückchen Möhre z. B. oder sonst irgendein Stückchen Nahrung in einem Menschenkörper (außer im unmittelbaren, noch nicht zuende vollzogenen Verdauungs- resp. Transsubstantiationsvorgang) finden wird. Wäre dem so/ist dem so, so handelt es sich um eine Vergiftung. Nun wird evtl. erwidert werden können, daß es ja sehr wohl physische Substanzen im Menschlichen Körper gibt, dieser ja physisch besteht; nur eines ist dabei zu bedenken: ein lebendiger Körper ist in seiner Gesamtheit etwas vollkommen anderes als die Summe seiner Einzelteile. Letzteres, er wäre die Summe seiner physischen Substanz-Einzelteile, trifft lediglich auf frische Leichen zu.
"Kann es sein, daß der Untergrund Ihres Statements Utilitarismus zu nennen wäre, also auf (vermeintlicher) Zweckdienlichkeit aufbaut? Ich kenne solche Überlegungen nur zu gut selbst."
Eine sehr wesentliche und berechtigte Frage, die für die Auseinandersetzung mit einem Thema unter wissenschaftlichen Aspekten genau die Konsequenzen hat, die Sie in einem Ihrer nachfolgenden Kommentare beschreiben.
"...ein lebendiger Körper ist in seiner Gesamtheit etwas vollkommen anderes als die Summe seiner Einzelteile...."
Allerdings.
"Ich betone einmal: Leben heißt in der Natur immer Kampf um Lebensraum und Ressourcen. Wenn das Angebot für eine Art übergroß ist, vermehrt sie sich so stark, daß es irgendwann wieder knapp ist."
das klingt auf den ersten Horch logisch.
Die Sicherheit mit der Sie diese These vortragen irritiert und macht fast Angst. Sie erinnert an ein Dogma. Und ich fürchte, Sie glauben, was Sie schreiben. Ich habe es lieber etwas differenzierter und tiefer gegraben. Es geht mir dabei nicht um Recht haben, sondern um richtig und falsch und die damit verbundenen Konsequenzen, was das Handeln (und das Zusammenleben) von Menschen betrifft. Ich habe kein Problem damit korrigiert zu werden, wenn ich etwas Falsches gesagt (wenn ich mich geirrt) haben sollte. Ganz im Gegenteil, auch wenn es manchmal kurzfristig etwas peinlich scheint.
Leider habe ich im Moment nicht so viel Zeit, um im Einzelnen auf Ihre Thesen einzugehen. Vielleicht werde ich es an anderer Stelle tun.
"Ich betone einmal: Leben heißt in der Natur immer Kampf um Lebensraum und Ressourcen."
Auch hier wäre es dienlich, überhaupt einmal den Begriff "Natur" in die Betrachtung zu nehmen. Was unter diese Begrifflichkeit nämlich differenzierungslos so alles subsumiert wird, gleicht einem ideologischen Brei.
Wie wäre es damit, einmal grundsätzlich zu unterscheiden zwischen dem, was man Mineralisches, Pflanzliches, Tierisches und Menschliches auseinanderhalten kann. Dann könnte man auf den Gedanken kommen, daß Pflanzliches aus Mineralischen und dem, was ihm über das Mineralische hinaus eigen ist, nämlich Vegetationskraft, bestehen; weiterhin, daß Tierisches ebenfalls aus Mineralischen und dem, was Pflanzlichem eigen ist bestehen und zudem Triebe und Begierden, Empfindungen bestehen; und daß der Mensch ebenfalls aus Mineralischem, dem was Pflanzen haben, dem was Tieren eigen ist und was ihn darüber hinaus durch die Begabung mit einem reflektieren können Ich-Bewußtsein auszeichnet, besteht. Nun könnte man auch weiter denken und feststellen, daß mit dem Begriff Natur imgrunde nur das treffend zu bezeichn ist, was allen diesen gemeinsam ist: das Mineralische und seine ihm eigenen Gesetzmäßigkeiten. Regungen (Triebe, Begierden - Kampf gehört auch in diese Kategorie) allerdings, sind somit nicht als natürlich, sondern als k r e a t ü r l i c h anzusehen. Tja, und nun macht der Mensch da noch eine weitere Ausnahme. er ist nicht nur Kreatur, sondern auch Kreateur; er ist sogar so frei, selbst sich für etwas Falsches - sogar gegen sich selbst (z.B. Suizid) zu entscheiden.
Solange aber solche Unterscheidungen, welche vollkommen objektiv vorurteilsfrei zu konstatieren sind, nicht getroffen werden, und nur von Natur, Natur, Natur gefaselt wird, ist alles, was darauf auch an Gedankengebäuden aufgesattelt wird, dadurch dazu vorbestimmt, zu falschen Erkenntnissen und heillosen Urteilen zu führen. Und eigentlich darf man sogar von dem Mineralischen nicht einmal von Natur reden, weil dieses selbst schon eine Offenbarung von Natur ist. Von Natur im eigentlichen Sinn kann gesprochen werden, wenn man alles, was mit den äußeren Sinnen wahrnehmbar ist, wegimaginiert und übrig behält dasjenige, was an mathematischer Beschreibbarkeit und mathematisch-physikalischen Gesetzen dann bleibt. Dort wird man von "Kampf" in keiner Weise reden können, und wenn man wahrhaftig wissenschaftlich sein will, auch nicht reden darf!
Sobald aber von Kampf geredet wird, hat dies nichts mit "Natur" und/oder Natürlichem zu tun, sondern mit Kreatürlichem!
Sobald aber von Kampf geredet wird, hat dies nichts mit "Natur" und/oder Natürlichem zu tun, sondern mit Kreatürlichem!
Sehr interessante Differenzierung!
Woraus wohl folgt, dass der Mensch als die Kreatur, die - wie Sie es ausdrücken - auch zum "Kreator" befähigt ist, darüber entscheiden kann / darf / muss wie Reviere und Ressourcen verteilt werden.
Und wenn diese Verteilung statt macht- vernunftgeleitet erfolgen würde, dann wäre wohl weitaus weniger Gewalt damit verbunden.
Ja, so ist es ohne Zweifel.
Alles andere sind externale Attribuierungen. Und externale Attribuierungen - d.h.: Gründe, Kausalitäten stets außerhalb zu suchen und zu verorten -, sind die größten Wahngebilde der Welt; egal, ob dazu ein äußerer Gott, ein äußerer Teufel, ein Urknall, die sogenannte Natur, das sogenannte Unterbewußtsein oder auch sogar all deren Negativierungen angeführt werden. In allen diesen Fällen kann nicht weiter gekommen werden als zur Determiniertheit.
Aller Freiheitsbegabung zu eigenen Entscheidungen - egal wie graduell sie ausgebildet sein mag, oder wie mutvoll sie sich entfaltet - wird grundlegend damit die generelle Absage erteilt.
Kollektiv sehr gebräuchlich ist dabei das externale Attribuierungs-Modell "Natur" in Mode, welches zum Teil schon dem "Gott im brennenden Dornbusch" die Show gestohlen hat, dabei aber nicht minder exorbitant unfrei ist.
Ich muß noch inbezug auf die bezogenen Negativierungen ergänzen:
In allen diesen Fällen kann nicht weiter gekommen werden als zur Determiniertheit oder zum Fatalismus.
Determiniertheit wäre dabei sogar noch eine erfragbare akademische Kategorie zu nennen; Fatalismus jedoch ist etwas sehr Verderbliches inbezug auf die selbstbewußte individuelle Freiheitsstellung eines Menschen zur übrigen Welt. Neben dem schwächelnden Katholizismus mit seinem fatalistischen Jenseitsdeutungsanspruch reüssiert der Fatalismus in der Gegenwart geradezu durch den Islamismus. Es befindet sich der Großteil der Menschheit der Gegenwart, wie zwischen Baum und Borke die Made, zwischen in der Entwicklungsstufe zwischen Kreatur und erwachendem Selbst-Bewußtsein als Kreateur.
So, wie Sie die Begriffe verwenden wollen, geht es auch, bis auf die von mir im ersten Satz des Blogs schon erwähnte Tatsache, daß Natur als Allbegriff sinnlos ist (was ist bei Ihnen nicht Natur?). Da habe ich auch meinen Begriff eindeutig festgelegt. Aber abgesehen davon kann ich Ihnen durchaus zustimmen. Ich übersetze mal in meine Begrifflichkeit:
Mineralisches (etwas verkürzt für die rein chemo-physikalische Welt) = unbelebte Natur,
Pflanzenreich, Tierreich = belebte Natur ohne Menschen, Leben in der Form des Objekts,
Menschen = Natur- und Kulturwesen.
Nur im menschlichen Tier als Kultur-, Vernunftwesen finden wir dieses besondere Ausmaß an Freiheit. Ein reines Naturwesen ist determiniert durch seine Gene, seine Physiologie, ihm fehlt die menschliche Freiheit, die zwei Seiten hat, das unfertige, nicht vollkommen triebgesteuerte und andrerseits das die Welt und sich selbst denken könnende Tier.
Ich möchte Ihnen auch erklären, warum ich bei meiner Terminologie bleibe, obwohl ich auch alles in Ihrer sagen könnte. Wenn man nicht Kultur und Natur entgegensetzt, sondern Kultur als das, was spezifisch menschlich zur tierischen Natur dazukommt, dann realisiert der Vernichtungskriege planende und ausführende Mensch seine Natur. In meiner Terminologie ist die menschliche Natur nur die Indeterminiertheit durch die Triebsteuerung, Kultur, Gesellschaft und Individualgeschichte führen zur Performanz der Anlagen, des Potentials.
Im übrigen befinde ich mich mit meiner Terminologie in Übereinstimmung mit dem größten Teil der wissenschaftlichen Welt. Darum muß sie noch nicht richtig sein, aber man muß schon gute Argumente haben, um die gewachsene Begrifflichkeit über Bord werfen zu können. Man unterscheidet nämlich Natur- und Kultur- bzw. Geisteswissenschaften genau durch den unterschiedlichen Charakter des wissenschaftlichen Forschungsgegenstands. Die Naturwissenschaften behandeln ihren Gegenstand als reines Objekt, ihr Wissen ist so wertfrei wie möglich, sie operieren mit wiederholbaren Experimenten und sammeln entindividualisierte Statistiken. Ob es Ihnen paßt oder nicht, ich kenne keine Naturwissenschaft, die sich anders darstellt. Nachvollziehen kann ich, wenn man gerade dieses naturwissenschaftliche Selbstverständnis problematisiert. Ich denke, daß man in der Biologie nicht ganz ausblenden kann, daß die höherentwickelten Tiere schon Vorformen des Menschlichen sind, es eine Brücke zu den menschlichen Subjekten gibt.
Verzeihung @ Wendemann, denn diese Nachricht ist OT, muß aber dennoch an @ Elisrea gerichtet werden.
@ Elisrea: Ich erhielt gerade eine Nachricht, daß Sie ein neues Blog eingestellt haben, da ich Sie als unter "meine Schreiber" gebucht habe. Ich erlaube mir nun, Sie als einern meiner Schreiber zu löschen, da das Blog von Ihnen in der Kommentarfunktion gesperrt ist, und das mag ich überhaupt nicht. Immerhin kommentieren Sie ja auch in anderen Blogs.
Das ist in Ordnung, Gebe. Gute Nacht und schönes WE
Deklination des Substantivs Organismus
Singular und Plural
Nominativ : der Organismus , die Organismen
Genitiv: des Organismus , der Organismen
Dativ : dem Organismus , den Organismen
Akkusativ : den Organismus , die Organismen
"Bedauerlich, andrerseits – seien wir ehrlich: eine gewaltfreie=konfliktfreie heile Welt wäre stinklangweilig."
welches "Wir" meinen Sie ?
Danke für den Korrekturhinweis. Gilt die (Nicht-)Deklinationsregel für alle lateinisch entlehnten Wörter auf -us? Mit dem Fahrer des Busses darf ja nicht geredet werden.
"Bedauerlich, andrerseits – seien wir ehrlich: eine gewaltfreie=konfliktfreie heile Welt wäre stinklangweilig."
welches "Wir" meinen Sie ?
Meine Bemerkung war halbernst. Ich meine natürlich uns alle, die Menschen. Denn ich glaube nicht, daß sich irgend jemand ein Leben ohne Mühe, ohne Überwindung von Widerständen, ein Leben der vollständigen unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung vorstellen kann. Das bedeutete notwendig Bedürfnislosigkeit, denn das Gefühl des Bedürfnisses impliziert ja schon den Mangel. Wer sich Leben ohne Konflikte vorstellen kann, braucht psychologische Hilfe.