Der sinnloseste Befehl des 2. Weltkriegs

Taktik verbrannte Erde Am 18. August 1941 wurde der militärisch sinnloseste und tödlichste Befehl in Zaporizhya ausgeführt: Die Sprengung des Dammes von DniproHES forderte bis zu 100000 Tote.

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Am 1. Mai 1932 wurde nach fünfjähriger Bauzeit das damals drittgrößte Stauwerk der Welt in Zaporizhia eingeweiht. Es war Teil der populären Elektrifizierungskampagne der Sowjetunion.

Nach der Kesselschlacht bei Uman und während der Kesselschlacht von Kyiv schien nichts die Militärmaschine der Wehrmacht aufzuhalten. Mitte August erreichte die 14. Panzer-Division und die 60. Infanterie-Division den Dnipro, über den Einheiten der Roten Armee und die Zivilbevölkerung zu fliehen versuchten. Am 18. August 1941 sprengten um etwa 20 Uhr NKWD-Mitarbeiter (Boris Epov und Alexey Petrovsky) den Damm und durch ein über 150m breites Loch strömte eine Flutwelle.

Es gab keine Warnung an die Zivilbevölkerung und auch keine an die Einheiten der Roten Armee. Die Schätzungen der Opferzahl geht von 20000 bis zu 100000 Toten. Aufhalten konnte die Sprengung des Dammes die Wehrmacht keine 24 Stunden. Im Gegenteil. Der Dnipro ist ohne diesen Damm kaum ein Hindernis für das deutsche Militär gewesen, zumal die Soldaten der Roten Armee, die das Ufer hätten verteidigen können, durch die Flutwelle hinweggespült wurden.

Anschließend behauptete die Sowjetunion, die deutschen Nazis hätten den Namm gesprengt. Der russische Historiker Boris Sokolov konstatierte, dieser Dammbruch habe der Roten Armee weitaus mehr Schaden hinzugefügt als der Wehrmacht. Die Nazis reparierten in weniger als einem Jahr den Damm und konnten ab dem Sommer 1942 DniproHES wieder im vollen Umfang nutzen.

Bis zum Ende der Sowjetunion galt die Sprengung des Dammes als Tabuthema. Bis heute ist dieser militärisch unsinnige und tragische Befehl unbekannt. Er war das Ergebnis der Taktik der verbrannten Erde, den sowohl die Sowjets, als auch die Nazis auf dem Boden von Belarus und der Ukraine ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung umsetzten. Es steht zu vermuten, bei den Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag des Sieges werden Ereignisse wie dieses erneut vom Kleister des Patriotismus übertüncht werden. Die Zeiten, als noch viele wußten, wie und mit welchem Aderlass dieser Sieg erfochten wurde, ist längst vorbei. Bis 1965 gab es keine jährlichen pompösen Feiern in Moskau.

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