Netzschau: Facebook vs. Google

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Oder auch: Warum manche Relations doch nicht so Public sein sollten

Facebook beauftragt eine renommierte PR-Agentur damit, kritische Web-Kommentare über Google zu generieren und zu lancieren. Damit ist nicht nur der längst beschädigte Ruf als Underdog-Firma endgültig zerstört – zusätzlich eröffnet sich eine weitere Dimension der Daten-Heuchelei

Dass PR-Arbeit durchaus Aspekte haben kann, die nicht unbedingt höchsten moralischen Ansprüchen genügen müssen, ist nicht wirklich eine neue Erkenntnis. Zu sagen, dass halbseidene Vorgänge wie das forcierte Lancieren von Negativmeldungen über einen ungeliebten Konkurrenten zum Tagesgeschäft der Public Relations gehören, wäre wiederum vollkommen übertrieben und entspricht bestimmt nicht den Realitäten. So oder so jedoch sollte man tunlichst darauf achten, dass Derartiges nicht an die Öffentlichkeit gerät. Dies ist Facebook und der Agentur Burson-Marsteller nun leider nicht gelungen, was für Zuckerbergs Konzern mehr als nur peinlich ist. Folgend einige Links zum Thema:

"Facebook beauftragt eine Agentur, um kritische Medienberichte über Google zu lancieren. Die Undercover-Meinungsmache flog auf - für Facebook wird der Fall zum PR-Desaster. Anstößig, unehrlich, feige, peinlich: Die Urteile der Fachwelt sind eindeutig." >> Spiegel online

"Burson-Marsteller is no stranger to anti-Google stories. In 2007, Microsoft admitted that it had an "ongoing relationship" with the firm, which had been lobbying a number of top UK businesses to raise the issue of Google's dominance in search. The company confirmed to the Observer at the time that it worked with Microsoft to launch a new organisation – the Initiative for Competitive Online Marketplaces – that made a series of announcements relating to Google. In this case, too, Burson-Marsteller did not disclose which company it was working for until challenged. Google declined to comment." >> Guardian

"Als er die E-Mail las, wurde der amerikanische Privatsphären-Aktivist Christopher Soghoian stutzig: Die bekannte PR-Firma Burson-Marsteller wollte ihn für einen Gastkommentar gewinnen, der in etablierten US-Medien wie der Washington Post und Politico erscheinen sollte. Das Thema: Der rücksichtslose Umgang Googles mit den Daten seiner Nutzer." >> Süddeutsche online

"Die PR-Fachleute sollten dafür sorgen, dass Medien dies als schweren Eingriff in die Privatsphäre der Google-Nutzer interpretieren, um das Ansehen des Such- und Werbegiganten in der Öffentlichkeit zu schwächen. Dass es Facebook dabei eher um den eigenen Unmut wegen der Verwendung von Facebook-Daten durch Google (und um einiges mehr ging), darf vermutet werden." >> Spreeblick

"It is standard operating practice for PR professionals to push a particular story, or story line, to journalists. This occasionally even includes offers to provide “guest” writers or to ghost articles — the better to control the message. But no reputable publication ever takes this bait — and an intermediary’s refusal to identify the client is a door-slamming, phone-hanging-up red flag — so neither Facebook nor Burson should be surprised Soghoian posted the e-mail exchange." >>Wired

"Was lernen wir daraus? Wenn sich zwei Giganten kloppen, geraten gutgläubige Blogger, aber auch selbst gestandene Journalisten unter die Räder. Burson-Marsteller ist keine Anfängeragentur, die nicht wüssten, wie sie Informationen aufbereiten und streuen. Tweets wie der von Gutjahr und Linkhinweise von anderen Usern über Twitter und Facebook auf ähnlich lautende Quellen zeigen, dass die Rechnung fast aufgegangen wäre. Ich würde wohl selbst darauf reinfallen, wenn ich mich thematisch mit Googles sog. 'Social Circle'-System nicht schon länger befassen würde. Aber ein guter Schuss Misstrauen gegenüber Facebook ebenso wie Google schadet nicht. Wirklich vor Desinformationen schützen kann man sich kaum, wenn Stories ein gewisses Verbreitungsniveau angenommen haben. Das Korrektiv des Webs schlägt sicherlich zurück, nur ist dann die Frage, ob es noch alle mitbekommen, um was es wirklich ging? Der Schaden ist angerichtet aber nicht ausgebadet." >> basic

"Sehr viel interessanter als das sich derzeit entfaltende PR-Debakel für die beiden Firmen ist jedoch die Tatsache, dass Facebook eine derartige Taktik überhaupt für nötig halt. Immerhin dominiert man das Social Web mit mehr als 600 Millionen aktiven Anwendern und ungebrochenem Wachstum, während Google seit einer gefühlten Ewigkeit an seiner Social-Strategie feilt, aber bisher nur häppchenweise Einblick in selbige gibt." >> Netzwertig

"Now there’s a lot of handwaving and running around about this as though this is something enormously evil. The fact is that there are legitimate concerns about Google Social Circle. Do you feel happy that Google is putting results into your SERPs based on the activities of your friends? Maybe you’re not. But did you know that they do this, and are you aware of exactly how much stuff Google really knows about you? As the fresh-faced internet professional you are, you probably know all this and treat it accordingly. But to Uncle Kenneth, this is a big deal. The main problem here is really the pot attempting to call the kettle black. Facebook is hardly renowned for the privacy it brings to your life." >> David Naylor

"The truth is Google is probably engaging in some somewhat borderline behavior by scraping Facebook content, and are almost certainly violating Facebook’s terms and conditions. But many people argue, me included, that the key data, the social graph, really should belong to the users, not Facebook. And regardless, users probably don’t mind that this is happening at all. It’s just Facebook trying to protect something that it considers to be its property." >> TechCrunch

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Die letzte Netzschau findet sich hier.

[Foto: Todd Barnard/Flickr]

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Geschrieben von

Daniel Windheuser

I am the key to the lock in your house that keeps your toys in the basement. Oder so ähnlich.

Daniel Windheuser

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