Bruckner Zweite Symphonie

Eschenbach Konzerthausorchester

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Selten klang Bruckners zweite Symphonie. so schön wie an diesem Abend mit dem Berliner Konzerthausorchester unter Christoph Eschenbach. In Zeiten der Pandemie bot sich Bruckner für die Gestaltung eines Abends ohne Pause geradezu an, weil sie fast alle abendfüllend sind. Seine zweite ist zwar noch etwas kürzer als die späteren, gleichwohl ist das Klangerlebnis hier auch schon so, dass es keines weiteren Werkes für das Programm des Abends bedarf.

Kaum jemand ist besser geeignet für eine weise Interpretation des Werks Bruckners als Christoph Eschenbach, der alleine schon aufgrund seines Lebensalters unzählige Aufführung gemeistert hat. So liegt auch eine viel beachtete Einspielung von Bruckners 2. Sinfonie unter seinem Dirigat mit dem Houston Symphony Orchestra vor. Allein schon die Vielzahl von Fassungen, die zu Lebzeiten Bruckners teilweise fehlerhaft waren, machen die heutige Aufführung mehr als anspruchsvoll. Die geniale Satztechnik Bruckners kann man besonders an der 2. Symphonie c-Moll verstehen. Während seiner Zeit an einer Lehrerinnen-Bildungsanstalt nannte Bruckner eine Schülerin vertraulich, „lieber Schatz“. Dem Alleinstehenden und unbeholfenen Komponisten wollte das Annäherung ausgelegt werden. Daraufhin entstand auch in der Presse der damaligen Zeit ein großer Skandal und der Komponist blieb zu Unrecht verdächtigt und im öffentlichen Leben verurteilt zurück. In eben dieser Stimmung schrieb er seine 2. Symphonie mit einer überdurchschnittlich unruhigen und pessimistischen Grundhaltung, die der Zuhörer spüren kann. Dies arbeitet Eschenbach insbesondere bei den Bässen im 3. Satz unglaublich präzise heraus.

Wieder einmal ist es mehr ein Abend an dem die Hörner das Konzerthauses unter Beweis stellen können, wie sie mit den großen und berühmten Orchestern der Welt ganz problemlos konkurrieren können. So verbringt man den Abend in der großen Hoffnung Eschenbach möge noch viele Bruckner- Interpretation mit seinem Konzerthausorchester vorlegen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden