Kritik München Giuditta 6.1.2022

Lehar Eine zweispältige Wiederentdeckung

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Die Zeiten der Premierenserie stehen ebenso unter einem negativen Vorzeichen angesichts der Pandemie wie die Premiere der Giuditta 1934 in Wien. Es ist die letzte Operette, die Franz Lehár komponierte, er selbst nannte sein Werk eine „Musikalische Komödie“. Das Libretto verfassten Paul Knepler und Fritz Löhner-Beda und die Uraufführung war am 20. Januar 1934 in der Wiener Staatsoper.

Seit der Nachkriegszeit äußerst selten gespielt zuletzt bei den Seefestspielen Mörbisch 1934. Große Opernhäuser sind dem Vorbild der Wiener Staatsoper 1934 nicht gefolgt und haben sich der Aufnahme im Spielplan leider verweigert. Umso erfreulicher, dass sich die Bayrische Staatsoper dazu entschied es endlich wieder auf den Spielplan zu nehmen.

Um das positive gleich voranzustellen: die musikalische Leistung des Bayrischen Staatsorchesters unter Titus Engel ist geradezu superb! Und auch die Besetzung der Partien ist mehr als solide, insbesondere der Tenor von Daniel Behle lässt sich nachspüren, welchen Erfolg Caruso ab 1934 mit dieser Partie feierte. Auch hervorzuheben ist die Entdeckung von Vida Miknevičiūtė. Nicht zum ersten Mal bezaubert hier eine baltische Stimme.

Aber auch die negativen Seiten können nicht unerwähnt bleiben. Mit der Regie ist Christoph Marthaler beauftragt worden, der mit seiner langjährigen Bühnenbildnerin Viebrock leider keine interessanten Einfälle hat. Marthaler, der groß geworden ist mit seinen Inszenierungen an der Berliner Volksbühne, macht hier seine ewig gleichen Mätzchen und wird so dem Stück nicht gerecht. Zwar ist es nicht uninteressant andere Kompositionen aus dieser Zeit miteinzuflechten, aber wenn die Verständlichkeit des Werks leidet und die Handlungsstränge nicht mehr erkennbar sind, was ist der Nutzen dessen? Will man unbedingt seine Verachtung gegenüber der schon damals rückwärtsgewandten Komposition zum Ausdruck bringen.

Auch die Ästhetik des Bühnenbildes ist das immer selbe Zitat von Viebrock in einer langweiligen Spießigkeit Kunst verorten zu wollen. So reagiert auch das Publikum verärgert auf derlei Regiemätzchen. Schade, um die herausragende musikalische Qualität!

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