Lohengrin - Bieto - Staatsoper Berlin - 30.11..

Wagner Ein großartiger Andreas Schager und Thomas Guggeis

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Mit Spannung erwartet worden war, wie die im letzten Jahr ausschließlich digital übertragene Premiere vom Lohngrin von Caliexto Bieto stattfinden werde.

Thomas Guggeis, der Assistent von Daniel Barenboim, ist gerade als Generalsmusikdirektor am Opernhaus Frankfurt mit 28 Jahren gekürt worden. Was für ein Glücksfall für dieses Haus wie man an diesem Lohngrin feststellen kann. Guggeis sprang vor Jahren für den erkrankten Dohnanyi in der Premiere Salome ein. Dieses Einspringen war sowohl beim Publikum als bei der Kritik von viel Begeisterung geprägt. Seitdem hatte der junge Dirigent in einigen Vorstellungen sein Können weiter unter Beweis stellen können. Was jedoch hier musikalisch mit der Staatskapelle Berlin leistet, ist absolut herausragend. Schon wie er das musikalisch äußerst fragile und schwierige Vorspiel mit den Streichern der Staatskapelle gestaltet, lässt den Zuhörer beglückt die Erinnerung an viele große Abende mit Daniel Barenboim aufkommen. So weiß er den gesamten Abend über genau zu differenzieren zwischen bewusst eingesetzten Forte und Fortissimo und berücksichtigt dabei auch die nicht immer einfache Akkustik des Hauses. So gelingt es ihm über die gesamten 4 Stunden des Abends die Sänger nie zu überdecken und Ihnen in jeden Moment die musikalische Möglichkeit der gesanglichen Entfaltung zu geben.

Weniger überzeugt dagegen das Regiekonzept von Caliexto Bieto. Der Regisseur ist bekannt für seine verstörenden und provozierenden Inszenierungen. Hier gerät die Regie allerdings eher kühl und langweilig, anstrengend ist es für das im Saal befindliche Publikum, das einen Scheinwerfer über lange Teile des Abends stark blendet. Die Szenerie wird hier in einen modernen Gerichtssaal verlegt, der Käfig, in dem sowohl Elsa als auch andere Protagonisten während des Abends auch bei offener Tür verfrachtet werden, lässt Assoziationen an Schauprozesse gegen Oppositionelle in Russland aufkommen. Die beabsichtigte Wirkung des Gerichtssaales aus Stadelheim bedarf jedoch schon der stärkeren Konkretisierung für den Zuschauer. Dabei ist die Anordnung weißer moderner Schreibtische und eine nicht zufriedenstellende Führung des Chors ein Punkt, der zur Langweiligkeit der Inszenierung beitragen.

Neben dem hervorragenden Dirigat beglückt der Abend durch eine seltene erstrangige Sängerliste. Allen voran Andreas Schrader, der schon seit langem in herausfordernd anderen Partien bei Wagner wie Siegfried oder Tristan unterwegs ist. Gleichwohl gelingt ihm hier weiter die Stimme jung und flexibel zu halten, sie hat einen herrlichen Schmelz und dabei eine große Strahlkraft. Die Sopranistin Elza van den Heever hat allerdings schon eine so dramatisch ausgebildete Stimme, dass sie die Partie der Elsa überschritten zu haben scheint. Sehr gut kann man sich bei ihr die Isolde vorstellen.

Jung und flexibel sowohl im Spiel wie auch im Gesang zeigt sich das Ensemble Mitglied Ekaterina Gubanova, die mit großer Diabolik die Ortrud zu verkörpern weiß. Ihr mindestens ebenbürtig ist Ihr Gatte Telramund verkörpert von Gabor Bretz.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden