Scharoun Ensemble 5.10.

Schreker - Wellesz - Beethoven Seltene Kammermusik

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Welche Lücke haben die Nationalsozialisten mit ihrer Politik auch im musikalischen Leben geschlagen. So ist eine ganze Generation genialer Komponisten mit ihrem Schaffenshöhepunkt zwischen 1920 und 1940 in große Vergessenheit geraten. Zwar gibt es immer wieder einzelne beachtenswerte und lobenswerte Versuche von Häusern dieser Lücke wieder aufzufüllen. Jedoch bewirken diese Versuche keine dauerhafte Etablierung dieser Komponisten im allgemeinen Konzertbetrieb und Bewusstsein. Gerade für den Verfasser dieser Zeilen ist dies ein mehr als schmerzlicher Umstand, weil Komponisten wie Franz Schreker ihm mehr als ans Herz gewachsen sind.

Umso schöner, dass während Pandemie sich eine Institution wie die Berliner Philharmoniker dem Auftrag der Wiederentdeckung gewidmet hat. Schon in der Ankündigung hat der interessierte Zuhörer die Reihe von Kammermusikkonzerten begeistert aufgesogen und freute sich zur Eröffnung der Saison auf das mehr als anspruchsvolle Programm. Franz Schrekers an diesem Abend dargebotene Kammermusik“ Der Wind“ war das letzte Mal in Berlin live im Rahmen der Premiere des „Fernen Klang“ an der Staatsoper Berlin vor über 20 Jahren zu hören. Wunderbar impressionistisch gestaltet Schreker dabei die Assoziation eines Windes. Das Rauschen und Flirren wird vom Scharoun Ensemble einzigartig aufgefangen. Im Verhältnis zum Schreker ist Egon Wellesz selbst in seiner österreichischen Heimat noch deutlich seltener gespielt. Auch dies gänzlich zu Unrecht. Sein langes und anspruchsvoll instrumentiertes Oktett führt hier dazu, dass ein bemerkenswerter kammermusikalischer Austausch stattfindet. So ist es große Freude dem Dialog der Musiker untereinander zu lauschen.

Um jedoch auch kaufmännisch bei der Programmgestaltung auf der sicheren Seite zu sein, hat das Scharoun Ensemble den Programmpunkt Beethoven aufgenommen. So wird in seinem Septett der Bogen nach Wien gespannt, on dem sowohl Schreker als auch Egon Wellesz wohnten. Es wäre eine sehr schöne Zukunft, eine Vielzahl solcher Kammermusikabende erleben zu können.

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