Bruttosozialglück für das Sein als Ganzes?

-Einladung und mehr- Beginnt der Andere Anfang oder ist das die Begleitmusik des Untergangs?

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Autonomes Seminar an der Humboldt-Universität zu Berlin – seit 1998 - Ehrenamtlich und offen für alle - Verantwortlich: Wolfgang Ratzel, Tel. 030-42857090 – eMail: autonomes.seminar@t-online.de - http://autonomes-seminar-humboldt.webs.com/

Berlin-Pankow, den 25.2.2013

Einladung zur neuen Reihe: „Gibt es ein richtiges Leben im falschen?“ Thema: „Bruttoglücksprodukt für das Sein als Ganzes?“

Rundgespräch mit Inputs von Wolfgang Ratzel. Derzeit geschieht Wundersames! Der Bundestag will das BIP ersetzen durch einen „Ganzheitlicher Wohlstands- und Fortschrittsindikator“. In der Schweiz wächst die 2000-Watt-Gesellschaft. In Bhutan, Ecuador und Bolivien wird die Erde zum Rechtssubjekt erklärt – Offenbart sich hier der Andere Anfang oder ist das verhüllende Begleitmusik des System-Untergangs.

Donnerstag, den 28. Februar 2013, 18:00 c.t. –20:00 Uhr, Seminargebäude der Humboldt-Uni, Invalidenstr. 110, Raum 293 - (beim U6-Bf Naturkundemuseum)

Hierzu ein Hinweis von Bertram: ARTE Mit offenen Karten - Bhutan und das Bruttosozialglück

http://www.youtube.com/watch?v=YKzPwicFSSw

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Nachschläge:

Fünf Kolleginnen und Kollegen kamen zur Pre-Lektüre unter das Joch des ostheopathischen Yoga. Um entspannter üben zu können, haben wir beschlossen, uns in 14 Tagen –vor der Heidegger-Lektüre- bereits am 17:00 Uhr zu treffen.

Zu Nietzsches Antwort auf die Frage nach dem Nichts versammelten sich 21 Mitlesende (plus eine Entschuldigung). Die Nietzsche-Antwort wird im Sommersemester noch einmal auf dem Programm stehen. In der Blauen Spendendose lagen 15,92 Euro.

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Vorankündigung zum Lektürekurs „Die Frage nach dem Nichts

Wir lesen Heideggers Antwort auf die Frage: „Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts?“ - Bitte Lektüretext anfordern.

Do, 7.3.2013, 18:00 c.t. –20:30 Uhr (vorher 17:00 – 18:00 Uhr Osteopathisches Yoga)

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Einladung zum Vortrag: „Der Bundesfreiwilligendienst – Realität und Tradition"

Wird die Jugend von heute als Lost Generation in die Geschichte eingehen? Im EU-weiten Durchschnitt sind 23 von hundert Jugendlichen erwerbslos. In Griechenland jetzt schon über 60 von 100, in Spanien 56 von hundert erwerbslos, aber auch in Vorzeigeländer wie Schweden suchen 24, in Frankreich 27 von hundert Jugendliche bezahlte Arbeit.

Aber was tun, wenn der Industriesektor gegen Null geht; wenn die Zukunft der Arbeit auf hochspezialisierten, arbeitsplatzarmen Zukunftstechnologien ruht? Wo sollen die Stellen herkommen? Tja – Auswandern! Und was noch?

In dieser Situation kommt eine Alternative ins Spiel, die schon nach der Weltwirtschaftskrise 1928ff. eine große Rolle spielte: In Deutschland der „Freiwillige Arbeitsdienst“, im New-Deal-USA das Civilian Conservation Corps (CCC) - beide freiwilligen Arbeitsdienste umfassten auf ihren Höhepunkten je 300.000 Freiwillige.

In Deutschland gibt es seit dem 1.7.2011 den Bundesfreiwilligendienst, erstmals auch offen für alle Altersgruppen. Denn auch die „normale“ Erwerbslosigkeit steigt und steigt und liegt im EU-Schnitt auch schon bei über 12 Prozent.

Kann der Bundesfreiwilligendienst eine Alternative für Erwerbslose aller Altersklassen, insbesondere aber für Jugendliche sein? Und – wenn ja – wie müsste ein solcher Freiwilligendienst funktionieren?

Veranstalter: Volkshochschule Pankow

Ort: VHS-Zentrum, Prenzlauer Promenade 227, Raum 1 (im Vorderhaus)

Zeit: Freitag, 1.3.2013, 18 bis 21:00 Uhr

Kurs-Nr.: Pa1015-F - Kursleiter: Wolfgang Ratzel

Entgeltfrei - Anmeldung:

www.vhspankow.de - oder: www.vhs.berlin.de/

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- Olaf empfiehlt das Mo Yan Interview im Spiegel (von morgen):

„Ich bin schuldig“

(...) SPIEGEL: ...„Frösche“ ist vermutlich Ihr strengstes Buch. Sie haben zehn Jahre lang daran gearbeitet. Warum?

Mo: Ich bin lange mit diesem Stoff herumgegangen, und es stimmt, ich fühlte mich schwer, als ich ihn dann aufschrieb. Ich empfinde „Frösche“ als Buch der Selbstkritik.

SPIEGEL: Wie meinen Sie das? Sie tragen doch keine Schuld an der Gewalt und den Zwangsabtreibungen, die Sie schildern.

Mo: China hat in den vergangenen Jahrzehnten so tiefe Umbrüche erfahren, dass sich fast alle von uns als Opfer empfinden. Kaum jemand aber fragt sich, ob er nicht selbst Täter wurde, ob er nicht verletzt hat. Dieser Frage, dieser Denkmöglichkeit, geht „Frösche“ nach. Ich selbst zum Beispiel mag nur elf Jahre alt gewesen sein – in der Zeit der Kulturrevolution aber war ich Rotgardist und habe an der öffentlichen Kritik meiner Lehrer teilgenommen. Ich war eifersüchtig auf Leistungen anderer, auf ihre Talente, auf das Glück, das sie hatten. Und ich habe, um meiner eigenen Zukunft willen, meine Frau zu einer Abtreibung gedrängt. Ich bin schuldig. (...)

SPIEGEL: Der chinesische Schriftsteller Liao Yiwu, der im Herbst mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde, warf Ihnen im SPIEGEL vor, Sie seien ein Staatsdichter, Sie hielten keine Distanz zur Partei.

Mo: Ich habe diese Äußerungen gelesen, und auch seine Rede zum Friedenspreis. Er ruft darin zu einer Zerschlagung des chinesischen Staats auf. Diese Position kann ich absolut nicht teilen. Ich glaube nicht, dass die Menschen von Sichuan (aus der Liao stammt –Red.) ihre Provinz von China abspalten wollen, ich bin mir sicher, auch Liao Yiwus Eltern wollen das nicht. Ja, ich kann mir nicht einmal vorstellen, dass er selbst in der Tiefe seines Herzens mit dem übereinstimmt, was er da gesagt hat. Ich weiß, dass Liao mir diesen Preis missgönnt, ich verstehe das. Doch seine Kritik an mir ist ungerechtfertigt.

SPIEGEL:Welche Kritik meinen Sie im Einzelnen?

Mo: Er hält mir zum Beispiel vor, ich hätte Bo Xilai ...

SPIEGEL: ... den wegen angeblicher Korruption inhaftierten ehemaligen Parteichef von Chongqing ...

Mo: ... in einem Gedicht verherrlicht. Das Gegenteil ist wahr, ich war sarkastisch, ich habe ein satirisches Gedicht geschrieben. Lassen Sie es mich noch einmal aufschreiben. (Er nimmt einen Block und schreibt)

Die roten Lieder tönen, die Schläge gegen die Schwarzen dröhnen.

Das ganze Land schaut nach Chongqing.

Während die weiße Spinne ein wirkliches Netz webt,

ist das schwarze Pferd mit Durchfall kein zorniger Jugendlicher.

Als Dichter ist man weder links noch rechts.

Mo: Im Herbst 2011 fragte mich ein Freund aus Chongqing um eine Kalligrafie, wie wir das unter Dichtern oft machen. Ich schickte dieses Gedicht, und er antwortete: „Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll.“ Viele im Land lobten den Parteichef Bo damals für seinen Kampf gegen die Schwarzen, also die Mafia, und dafür, dass er „rote Lieder“ singen ließ. Viele Autoren wurden gebeten, das auch zu tun. Mit der „weißen Spinne“ meine ich die jungen Leute in China, die den ganzen Tag im Netz, dem Internet, verbringen und wirklich Verbrecher bloßstellen – korrupte Beamte. Das schwarze Pferd mit dem Durchfall steht für jene, die nur Intellektuelle darstellen. Danach folgt eine Aufforderung an meine Schriftsteller-Freunde, sich weder der Rechten noch der Linken anzuschließen, sondern im Namen der Menschen zu schreiben.

SPIEGEL: Ihre Kritiker, sagen Sie, haben dieses Gedicht bewusst falsch ausgelegt, um Sie als Freund Bo Xilais hinzustellen?

Mo: Meine Gegner sind überwiegend Schriftsteller, Menschen, die selbst dichten. Sie wissen ganz genau, dass dieses Stück Satire ist. Aber seit ich mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, schauen sie mit Lupen auf meine Fehler und verdrehen den Sinn meiner Gedichte.

SPIEGEL: Einer der Hauptvorwürfe chinesischer Dissidenten ist, dass Sie zu einem Buch beigetragen haben, das Mao Zedongs berüchtigte Ansprache von Yan’an feiert – eine Rede, in der er 1942 die Grenzen festlegte, innerhalb derer künftig zu schreiben sei.

Mo: Diese Rede ist heute ein historisches Dokument, das vernünftige Elemente, aber auch Fehler enthielt. Als ich und meine Generation anfingen zu schreiben, haben wir die engen Grenzen, die man uns setzte, Stück für Stück ausgedehnt und überschritten. Wer ein Gewissen hat und meine Texte aus jener Zeit liest, kann mich nicht unkritisch nennen.

SPIEGEL: Aber warum haben Sie dann überhaupt zu diesem Buch beigetragen?

Mo: Offen gesagt, war das die Geschäftsidee eines Verlegers, eines alten Freundes von mir. Er hatte bereits über hundert Autoren gewonnen und ging nun während einer Konferenz mit einem Buch und einem Stift herum und bat auch mich, einen Absatz aus der Rede abzuschreiben. Ich fragte: „Was soll ich schreiben?“ Er sagte: „Hier, ich habe das hier ausgewählt.“ Ich war eitel genug, das zu tun. Ich wollte mit meiner Kalligrafie angeben. (...)

SPIEGEL: Sie sind nicht nur Parteimitglied, Sie wiederholen auch immer wieder, dass Sie an der Utopie des Kommunismus festhalten. Weisen Ihre Bücher aber nicht Stück für Stück nach, dass der Kommunismus nicht funktioniert? Und wäre es deshalb nicht naheliegend, sich von dieser Utopie zu verabschieden?

Mo: Was Marx im „Kommunistischen Manifest“ geschrieben hat, ist von großer Schönheit. Es scheint mir allerdings sehr schwer, diesen Traum in die Wirklichkeit umzusetzen. Andererseits sehe ich mir Europas, vor allem Nordeuropas, soziale Wohlfahrtstaaten an und frage mich: Sind diese Staaten, diese Gesellschaften ohne Marx denkbar? Auf eine Weise hat der Marxismus den Kapitalismus gerettet. Denn wer wirklich von den Segnungen dieser Ideologie profitiert hat, sind diese Gesellschaften im Westen. Wir Chinesen, Russen und Osteuropäer haben Marx missverstanden. (...)

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ciao, Wolfgang Ratzel

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Wolfgang Ratzel

Aus einem drängenden Endbewusstsein entsteht der übermäßige Gedanke an einen anderen Anfang.

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