Autonomes Seminar an der Humboldt-Universität zu Berlin – seit 199 - Verantwortlich und Infos: Wolfgang Ratzel, Tel. 030-42857090 – eMail: autonomes.seminar@t-online.de - http://autonomes-seminar-humboldt.webs.com/
Berlin-Pankow, den 30. April 2013
Sammelsurium 1
Am 5. April 2013 schrieb Olaf den denkwürdigen Satz: „hallo Wolfgang, danke für das übliche sammelsurium, zwischen etlichem auch eher unbrauchbarem ist immer wieder mal was spannendes dabei […].“ Meine Antwort: Hallo Olaf, […] danke für den Begriff "Sammelsurium". Der Begriff sprang mich sofort an, weil er etwas sympathisch Offenes und Wirklichkeitsbezogenes hat. Aus Wikipedia entnehme ich: „Das Wort Sammelsurium stammt ursprünglich aus kulinarischem Kontext; das niederdeutsche sammelsur, das nach dem gleichen Muster wie swartsur gebildet wurde, bedeutet so viel wie “saures Gericht aus gesammelten Speiseresten". Im 18. Jahrhundert wurde diese Bezeichnung mit abfälligem Unterton verwendet; unter einem sammelsur verstand man nun eine ekelhafte Gemüsemischung.“ –
Sind wir nicht ein saures Gericht aus gesammelten Denkresten? (die aber eher schmackhaft als ekelhaft schmecken?).
Vielleicht sollten die „Kurzinfos“ in „Sammelsurium“ umbenannt werden. Kann man das Autonome Seminar nicht als Sammelsurium von Gedanken und Menschen betrachten? Dieses Sammelsurium hat allerdings eine Grenze: Wir sammelsuren uns nämlich um Philosophie, aber nicht um jede: Die instrumentelle Philosophie und die Hof-Philosophie gehören nicht dazu (wir werden z.B. nicht Habermas oder Konfuzius lesen).
Der Fokus des Autonomen Seminars liegt auf dem An- und Querdenken von Nichts und Sein – und zwar bezogen auf das abend- und morgenländische Denken (dort in der Ferne insbesondere Laotse und Zen-Buddhismus).
Nie wieder –ismus!
Geht es aber um vom Denken geleitete politische Handlungen, so sind uns Ideologien, d.h. –ismen aller Art, ein Gräuel, d.h.: Kein Kommun-ismus und kein (Öko-)Sozial-ismus und kein Demokrat-ismus und kein Human-ismus und kein Femin-ismus und kein Maskul-ismus und natürlich auch kein Rass-ismus, Antisemit-ismus, National-ismus, Sex-ismus; stattdessen versuchen wir uns –so schwer das scheint- im postideologischen Fach namens Daseinsanalyse.
Sehen „Wir“ das so? – oder doch lieber anders?
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Einladung zum Lektürekurs „Die Frage nach dem Nichts – Heidegger versus Nietzsche“: „Darum, weil es das Sein denkt, denkt das Denken das Nichts“
Die These lautet: Heidegger und Nietzsche denken zwei entgegengesetzte „nihilistische“ Auslegungen des Seins:
- Nietzsche: Das Sein als Wert-Setzung des Willens zur Macht - und
- Heidegger: Das Sein als zweifaches Offenbarwerden des Nichts (einerseits als Inobhutnahme und Heiles, andererseits als Nichtung und Böses).
Wir lesen Kernsätze aus Martin Heidegger: „Der europäische Nihilismus“, „Was ist Metaphysik“ und „Über den Humanismus“ (Textgrundlage bitte anfordern)
Donnerstag, den 2. Mai 2013, 18:00 c.t. – 20:30 Uhr
Seminargebäude der Humboldt-Uni, Invalidenstr. 110, Raum 293 beim U6-Bf Naturkundemuseum - ehrenamtlich, entgeltfrei, offen für alle
Zum genauen Ablauf:
Wir schließen (1) an das Schlußresultat des Aphorismus Nr. 12 (aus Nietzsche: Der Wille zur Macht) an und gehen dann (2) über zur Kritik Heideggers an Nietzsches Nichtsvergessenheit. Folgende Textgrundlagen können angefordert werden:
Zu (1):
- Quellentext: Friedrich Nietzsche: Kritik des Nihilism“ (Aphorismus 12 in: Der Wille zur Macht)
- „Wertsetzung und Herrschaftsgebilde“ (In: Martin Heidegger: Der europäische Nihilismus)
Zu (2): „Heidegger: Nihilismus, Nihil, Nichts" (In: Heidegger: Der europäische Nihilismus)
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Rückschau auf den Lektürekurs vom 25.4.2013: „Die Qual des Umsonst. Das Nichts offenbart sich als Nihilismus. Heideggers Antwort auf die Frage nach dem Nichts“.
Zur Lektüre hatten sich 15 Mitlesende eingefunden. Wir kamen jedoch über die Auslegung des Nietzsche-Aphorismus 12 „Kritik des Nihilism“ nicht hinaus, sodass wir uns für eine Fortsetzung der Lektüre am Do, 2. Mai, entschlossen haben.
Auf dem Boden der Blauen Spendendose glänzten 5 Euro dem Betrachter entgegen.
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Vor-Schau
- Do, 09. Mai 2013 (Himmelfahrt): Keine AutS-Veranstaltung!
- Do, 16. Mai 2013, 18:00 Uhr: Lektürekurs „Die Frage nach dem Nichts“ – Jan Köttner: „Wenn nun die Allmutter so sorglos mit ihre Kinder tausend drohenden Gefahren ohne Obhut entgegen sendet ...“ – Gegenwart und Gattung bei Schopenhauer.
- Do, 23. Mai 2013, 18.00 Uhr: nemesis-project 2: Sokratisches Gespräch, voraussichtlich über das Thema „Kostenwahrheit und Kostengerechtigkeit“ – das sokratische Gespräch soll im Vorfeld über Frage und Antwort per eMail vorbereitet werden. Ich spiele die Rolle des Euthyphron un stelle Thesen in den Gesprächsraum. Ein, zwei oder drei Sokratesse prüfen die Thesen dann durch Zustimmung und Einwände auf ihre Tragfähigkeit. Am Schluss wird alles zu einem Text zusammengestellt und im AutS per Rollenspiel verlesen. Danach prüfen die Anwesenden das Ergebnis auf seine Durchdachtheit. Wer emailt mit?
Weitere Veranstaltungen, ohne Gewähr und noch ohne Datum:
- „Das Phänomen Stalin“ - Film- und Diskussionsabend – eine Wiederholung der Veranstaltung in der Freireligiösen Gemeinde Berlin.
- nemesis-project 3: Sokratisches Gespräch über „(Staats-)Verschuldung“
- Es drängt auch die Frage der arabischen Revolten, insbesondere die aktuelle Frage: „Soll >der Westen< Waffen an die syrische Opposition (wer immer das sei) liefern? – Können die verschiedenen Bewegungen in den arabischen Ländern überhaupt als >Revolten< gekennzeichnet werden?“ (Wir könnten vielleicht auch versuchen, Prof. Gunnar Heinsohn einzuladen. Er vertritt den Youth-Bulge-Ansatz – siehe den nachfolgenden Text:
Prof. Dr. Dr. Gunnar Heinsohn – Text vom 15.04.2013:
Demokratie-Überdruss, Bombe und „youth bulge“ in Pakistan
Zwischen 1950 und 2012 stagniert die Zahl der jungen Leute Deutschlands (15-29 Jahre) bei rund 14 Millionen, obwohl 16 Millionen Migranten mithelfen, die Bevölkerung von 68 auf 82 Millionen zu steigern. Dieselbe Altersgruppe in Pakistan stürmt gleichzeitig von 10 auf 55 Millionen, während die Gesamtbevölkerung ungeachtet stetiger Abwanderung von 38 auf 190 Millionen hoch schnellt. Das klingt beeindruckend, aber zu den wirklich imposanten Demographien gehört Pakistan keineswegs. „ Nur“ 34 Prozent (D: 13%) seiner Einwohner sind jünger als 15 und nicht 44 oder gar 48 Prozent wie in den stets kriegsnahen Territorien von Afghanistan, Gaza oder Mali. Doch die jungen Muslime in Zentralasien haben die Bombe in Reichweite und die Möglichkeiten ihrer einmaligen Kombination aus youth bulge und Atomwaffen strategisch noch kaum durchgerechnet. Dazu gehört die Auslöschungsdrohung gegen Mächte, die sich Angriffen mit verlustresistenten Massenheeren in den Weg stellen wollten.
Fünfzehn Jahre nach dem ersten Nukleartest von 1998 in den Hügeln von Ras Ko hat der British Council mit immer noch guten Verbindungen zur ehemaligen Kolonie Pakistans über 18 Jahre alte Jugend befragt (Next-Generation-Report). Nicht einmal ein Viertel kann der Demokratie etwas abgewinnen, während ein Drittel die Armee bevorzugt und fast zwei Fünftel die Zukunft des Landes unter der Scharia ersehnen - mit Verstümmelung der Diebe und Steinigung der vertragsfrei sexuell Aktiven. Dabei favorisieren sie die besonders reine Ausführung des Gesetzes, wie man sie in Saudi-Arabien und den Talibangebieten beim afghanischen Nachbarn pflegt.
Dass es doch auch einmal besser werden muss, gilt selbstredend auch für Pakistan, wo zwar eine qualifizierte, aber immer noch keine absolute Mehrheit des Jungvolks von der Militärdiktatur träumt. Aber wann käme die Entspannung? Hinter den 55 Millionen 15-29-Jährigen machen sich 65 Millionen Kinder für den Lebenskampf bereit. Bis diese 120 Millionen Menschen ihren Schwung verausgabt haben, dürfte noch ein Vierteljahrhundert ins Land gehen. Immerhin ist man von sechs bis sieben Kindern pro Frau bis 1995 herunter auf heute nur noch drei.
Zu gegebener Zeit wird das Land die Pazifismus fördernden Raten Europas auch erreichen. Bis dahin aber wird es nicht bei den knapp 50.000 Terrortoten ab 2003 bleiben (pakistan/database/casualties.htm). Momentan wird der Aderlass als „Religionskrieg“ zwischen Sunniten und der schiitischen Minderheit exekutiert – ein bescheidener Anfang, wenn man auf Syrien mit einem Neuntel der pakistanischen Bevölkerung schaut, wo die UNO 70.000 Tote in nur zwei Jahren schätzt. Die zehn Millionen jungen Männer, die Europa von 1914 bis 1918 verbrennt und dabei – mit Ausnahme Frankreichs – aus der demographischen Portokasse nimmt, hätte Pakistan allemal. Erobernde Befreiungs- oder befreiende Eroberungskriege etwa für den Anschluss der paschtunischen Verwandten in Afghanistan könnten nach Ende der westlichen Fluchtbewegung hinzukommen und Verluste in ganz anderen Dimensionen bescheren – vor allem, wenn Indien nicht mitspielen will.
Belutschen, die nur 10 Millionen der Einwohner Pakistans stellen, aber für ihren fast vierzigprozentigen Flächenanteil die Unabhängigkeit fordern, könnten beim Kampf um eine „heilige“ Einheit der Nation in ganz schweres Wetter geraten. Seit 2000 schießt die Balouch Liberation Army (BLA). Das Verfolgen ihrer Anhänger als Terroristen ist seit 2006 legal, das Ermorden ihrer Anführer seit 2009 im Gange.
Doch auch Pakistans Kinder lernen, was gut und böse ist und dass sie nicht töten dürfen. Für die Beruhigung des Gewissens benötigen die Taten allerhöchste Weihe und die potentiellen Opfer den Ausweis der Gottlosigkeit. Gewiss kümmern sich rund 24.000 fromme Madrassas (nach nur 189 im Gründungsjahr 1947) um diese Erfordernisse. 40.000 zählt man unter Einschluss nicht registrierter Einrichtungen. Es spricht für den Erfolg der religiösen Belehrung, dass ihre Verteidiger mit allem Recht darauf verweisen können, dass die Absolventen staatlicher Schulen ihrem Fanatismus kaum nachstehen (Christine Fair, Current History, April 2012).
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- Empfehlung von Thomas W. zur „Frage nach dem Nichts“
Nachdem ich ‘Everything‘
http://www.dailymotion.com/video/xv0wq0_bbc-everything-and-nothing-1of2-everything-hdtv_shortfilms - und:
‘Nothing‘
http://www.dailymotion.com/video/xv0y44_bbc-everything-and-nothing-2of2-nothing-hdtv_shortfilms
gesehen habe und dadurch zum ersten Mal so etwas wie die Heisenbergsche Unschärfe-Relation im Ansatz verstanden habe, weiß ich das zumindest physikalisch Nichts nicht einfach Nichts, sondern, dass da im Nichts wohl doch etwas ist.
Anmerkung WR: Thomas macht hier ein Faß auf, das geöffnet bleiben sollte. Es geht um die naturwissenschaftliche Frage nach dem Nichts (wobei wir wissen, dass sich die Naturwissenschaften per definitionem nur mit dem Seienden gefassen, da jede Forschung einen „Gegenstand“ braucht.
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Neues von der Gerechtigkeit
Was ist gerecht? - Jan und Aleida Assmann über altägyptische Ideale - Von Ulrike Baureithel - In: Der Tagesspiegel vom 15.04.2013 -
http://www.tagesspiegel.de/kultur/was-ist-gerecht/8064480.html
(kann auch als .rtf-Datei angefordert werden)
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Neues vom Steuerstaat und von der Staatsverschuldung
- Oliver empfiehlt: Flucht in die Karibik - Die Steuertricks der Konzerne
Sie machen Milliarden-Gewinne, sie agieren auf der ganzen Welt, doch sie zahlen immer weniger Steuern. Nicht nur Apple, IKEA oder Starbucks – auch deutsche Konzerne haben ein weitverzweigtes Netz an Finanztöchtern in Steueroasen. Der Schaden für die Gesellschaft scheint gigantisch.
Bis zu eine Billion Euro im Jahr gehe den EU-Mitgliedsstaaten durch Steuerflucht und – hinterziehung im Jahr verloren, schätzt der zuständige EU-Kommissar Algirdas Semeta: „Das ist nicht nur ein skandalöser Verlust dringend benötigter Einnahmen, sondern auch eine Gefahr für ein gerechtes Steuersystem.“ Dass internationale Konzerne ihre Gewinne mittels Briefkastenfirmen in Niedrigsteuer-Länder verschieben, dafür hat Bundesfinanzminister Schäuble sogar Verständnis: „Jedes Unternehmen muss versuchen, die steuerlich günstigsten Möglichkeiten herauszukriegen. Wer multinational tätig ist, wird seine Steuerbelastung durch Verlagerung reduzieren. Das ist nicht illegal, sondern legal.“ – mehr unter:
http://www.zdf.de/ZDFzoom/Flucht-in-die-Karibik-26322778.html
(kann auch als .rtf-Datei angefordert werden)
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Neues von der Trennung Staat – Religion (Islamismus)
- Oliver empfiehlt: Interview und Vortrag von Cahit Kaya vom Zentralrat der Ex-Muslime Österreich:
Wels 1 Talk: Cahit Kaya und der Islam: http://www.youtube.com/watch?v=yn-5zsSSxgw
Vortrag von Cahit Kaya: http://www.youtube.com/watch?v=1uzbWy1oXzs
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Neues von der Inobhutnahme von Erde und Welt (hier: Tiere)
- Annamaria empfiehlt:
http://www.schweingehabt.wordpress.com/
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Neues vom Selbst (hier Neurowissenschaft / Metzinger)
- Olaf empfiehlt: Metzingers "Ego-Tunnel" z.b. - das buch ist frei im netz als epub erhältlich (es geht hier um teilhabe an wissen ohne bezahlschranken, ein unrechtsbewusstsein des downloaders wäre "altes denken" und völlig fehl am platze):
an das buch liessen sich durchaus auch einige wichtige kritische fragen stellen , wie es z.b. hier, in einer ausgezeichneten rezension von Josef Bordat geschieht:
http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=13713
andererseits ist Metzingers buch doch um so vieles besser als der meiste andere (populärwissenschaftliche) buchmüll...
- Zur Neudefinition des Selbst im Lichte von Neurowissenschaft und Philosophie. Der Hirnforscher Thomas Metzinger im Gespräch (DLF, Kulturfragen, 28.04.13)
http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2013/04/28/dlf_20130428_1705_02f2fbda.mp3
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ciao, Wolfgang Ratzel
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