Über Kriegs-Buddhismus

Nachlese Zen-Lektüre - Über den Reiz des Totalitären - Über den Autor als irrlichternder Textkörper

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Ihre Freitag-Redaktion

Autonomes Seminar an der Humboldt-Universität – Berlin, den 25.1.2013

Liebe Mitlesende,

(1) Empfehlung von Ulrike: EILIG wegen Kartenreservierung!

Einladung zum Film und zum anschließendem Gespräch: Margarethe von Trotta „Hannah Arendt" - Film Mit Barbara Sukowa, Axel Milberg, Janet McTeer, Julia Jentsch u.a. Engl. m.dt.U. 2012, 113 Min..

Anschließend Margarethe von Trotta im Gespräch mit Jutta Brückner.

Kartenreservierung! Fundstelle: http://www.adk.de/de/aktuell/veranstaltungen/index.htm?we_objectID=31713

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(2) Rückschau Lektürekurs "Das Nichts des Zen-Buddhismus"

Gestern schlossen wir die Lektüre der Frage nach dem Nichts mit dem Kapitel "Leere" im Zen-Buddhismus ab.

19 Mitlesende waren erschienen, insbesondere auch, weil dankenswerterweise das "Neue Deutschland" unsere Lektüre in seine Tagestipps aufgenommen hatte.

Weiterhin war erfreulich, dass erstmals drei Mitglieder des buddhistischen Fo-Guang-Shan-Tempels die Lektüre unterstützten. Zwei Mitlesende hatten sich entschuldigt.

Passend zum Thema war die Blaue Spendendose mit 4 Euro (fast) leer.

Unten nun die versprochene Fundstelle zum japanischen Kriegs-Buddhismus. Die zwangsläufig entsetzte Frage "Wie ist so etwas möglich?" stellt sich in gleicher Weise hinsichtlich der Mitgliedschaft Martin Heideggers in der NSDAP oder anno 1978 hinsichtlich der Parteinahme Michel Foucaults für Ayatollah Khomeyni, zumal das Autonome Seminare seine Lektüre gerade auch auf diese beiden Philosophen fokussiert (plus auf Friedrich Nietzsche, Arthur Schopenhauer, Byung-Chul Han und Giorgio Agamben).

Hier die Lehre und Denkweise, dort die Person des Lehrenden und Denkenden und die Frage: Was verbindet die Lehre mit der Person des Autors?

Ist etwa der Zen-Buddhismus anschlussfähig an den totalitären japanischen Nationalismus?

Ist Heideggers "Sein und Zeit" bzw. sein Seinsdenken kompatibel zum antisemitisch-rassistischen Nationalsozialismus?

Ist Michel Foucaults "Ordnung der Dinge" oder seine Bände über "Sexualität und Wahrheit" kompatibel zum totalitären Islamismus?

Der Weg zu einer Antwort könnte darin bestehen, die Zen-Meister und Philosophen als Textkörper zu begreifen. Im Werk "Über den Zen-Buddhismus" spricht zu mir dann der Textkörper des Zen-Meisters T.D. Suzuki, und das, was er sagt, erfreut mein Herz. In dem, was der Kriegsbuddhist T.D. Suzuki sagt, spricht dann ein anderer Textkörper mit Namen Suzuki, der mir entsetzlich fremd ist, und den ich ablehne. Es sprechen also unter dem selben Namen zwei Textkörper zu mir, und ich muss jetzt erkennen wollen, ob jene zwei Textkörper miteinander zusammenhängen oder sich fremd sind.

In selber Weise spricht in "Sein und Zeit" oder im "Humanismusbrief" ein Textkörper mit Namen Martin Heidegger zu mir, und ich sehe keine Verbindung zu dem Textkörper, der am 9. Mai 1933 an den NS-Reichstatthalter Robert Wagner schreibt:

"Hocherfreut über die Ernennung zum Reichsstatthalter, grüßt den Führer der heimatlichen Grenzmark [gemeint ist hier Baden, WR] mit einem kampfverbundenen Sieg Heil - der Rektor der Universität Freiburg i.Br., gez. Heidegger. (In: Heidegger-Gesamtausgabe, Bd.16, S.99).

Ich denke, auf diesem Wege könnte die Bewahrung des Bewahrenswerten möglich sein.

Die andere Möglichkeit wäre, den einen Textkörper zu eliminieren, weil der andere Textkörper ein Kriegs-Buddhist oder NSDAP-Mitglied war. Auf diese eliminatorische Weise gehen gewisse "Linke" und "Grüne" ans Werk, die ihrerseits keine Probleme hatten und haben, vermeintliche AbweichlerInnen von ihrer für richtig-erachteten ideologischen Linie zu denunzieren und zu eliminieren.

Und das ist die Fundstelle:

http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/uebersicht/spaete-reue-1.17787785

Wer den Text nicht im Netz lesen kann, kann ihn bei mir als rtf-Datei anfordern.

Nächster Lektürekurs: Do, 7.2.2013, 18:00 Uhr: Die Frage nach dem Nichts bei Arthur Schopenhauer. Ausführliche Einladung kommt.

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(3) Nächste Woche geht es in der Reihe „Inobhutnahme von Welt und Erde“ weiter mit dem Vortrag von Elke Dürr zum Thema:

"Das Netz des Lebens - Gesetz der Iroquois Confederation: Was immer wir auch in Erwaegung ziehen zu tun, lasst uns die Auswirkungen, die es auf die naechsten 7 Generationen nach uns haben wird beruecksichtigen" (ausführlichere Einladung folgt)

Do, 31.1.2013, 18:00 c.t. - 20:00 Uhr im

Seminargebäude der Humboldt-Uni, Invalidenstraße 110, Raum 293 –

(beim U6-Bf Naturkundemuseum)

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ciao - Wolfgang Ratzel

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Wolfgang Ratzel

Aus einem drängenden Endbewusstsein entsteht der übermäßige Gedanke an einen anderen Anfang.

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