Die Spiegel-Affäre 1962: Bedingt demokratisch

Zeitgeschichte Mit der Spiegel-Affäre 1962 kommt es zu einem Skandal, wie ihn die Bundesrepublik noch nicht erlebt hat. Der danach gern reklamierte Liberalisierungsschub bleibt aus
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Rudolf Augstein (l.) und Conrad Ahlers nach ihrer Freilassung im Februar 1963
Rudolf Augstein (l.) und Conrad Ahlers nach ihrer Freilassung im Februar 1963

Foto: Fritz Fischer / dpa

Die Bundeswehr war 1962 nur „bedingt abwehrbereit“. Sie wäre nicht in der Lage gewesen, einen (vermuteten!) Angriff der Truppen des Warschauer Paktes abzuwehren. Zu dieser Einschätzung der Lage in einem wohlgemerkt vermuteten Konfliktfall hatte das NATO-Herbstmanöver Fallex 62 geführt. Das war allgemein bekannt und wurde auch einigen Journalisten des Magazins Der Spiegel bekannt gemacht. Sie verwerteten die ihnen von einigen Militärs zugesteckten Informationen für einen Artikel, der am 8. Oktober 1962 unter der Überschrift „Bedingt abwehrbereit“ veröffentlicht wurde. Dies geschah freilich erst, nachdem sein Inhalt wiederum mit Militärs und Politikern abgesprochen, dazu vom Bundesnachrichtendienst (BND) überprüft