Der Goethe-Freund

1953 In West-Berlin entsteht vor 60 Jahren die Urania. Zu den Gründern zählt Otto Henning, der sich schon unter Goebbels um „geistige Volkspflege“ verdient gemacht hat
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Ab 1963 führte Otto Henning die Urania im neuen Haus
Ab 1963 führte Otto Henning die Urania im neuen Haus

Foto: AKG-images/dpa

Der Verein soll „geistige Volkspflege“ betreiben. So jedenfalls steht es 1954 in einer Denkschrift über den „Gründungs- und Organisationsplan für eine Deutsche Kultur-Gemeinschaft Urania“ in West-Berlin. Verfasser des Dokuments ist Dr. Otto Henning, ein Kulturfunktionär, der sich „geistiger Volkspflege“ sowohl in der Diktatur wie der Demokratie verschrieben hat. Dies geschah eine Zeit lang an der Seite von Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels, aber stets unter Berufung auf Johann Wolfgang von Goethe. Die Karriere dieses Mannes ist bemerkenswert, aber keinesfalls untypisch und darf getrost als Beispiel für das gelten, was bis heute immer wieder gern tabuisiert wird: Die Kontinuität zwischen NS-Diktatur und bundesrepubli