Der Papst der Grünen

Porträt Armin Nassehi gilt als Vordenker einer schwarz-grünen Koalition. Hörten Baerbock und Habeck auf den Falschen?
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 37/2021

Ende Juni 2019 stieg in der Redaktion der Zeit weißer Rauch auf. Habemus papam! Feuilletonchef Adam Soboczynski verkündete in einem brillanten Essay ein deutsches Pfingstwunder: „Die Grünen haben ihren Meisterdenker gefunden.“ Und die taz jubelte: Der Meister, der da denke, sei „Deutschlands wichtigster Gegenwartsanalytiker“. So wurde der Münchner Soziologe Armin Nassehi der neue „Papst der Moderne“. Als Stellvertreter Niklas Luhmanns auf Erden sollte er fortan die überforderte Gesellschaft ethisch und systemtheoretisch beraten.

Niemand scheint dafür besser geeignet. Nassehi, meist in schwarz gekleidet wie ein Hohepriester, sangesfreudig wie Johannes Paul II. und eloquent wie Roger Willemsen, ist ein Mediengenie. Studiert man