Warum die Friedensforschung in einer tiefen Krise steckt

Wissenschaft Wie vermeidet und beendet man Kriege? Die Friedensforschung müsste Antworten liefern. Doch die Disziplin steckt in der tiefsten Krise ihrer jahrzehntelangen Geschichte. Dafür gibt es Gründe
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 01/2023
Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter eines Friedensforschungsinstituts bringt Aussortiertes in die Rumpelkammer der Uni
Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter eines Friedensforschungsinstituts bringt Aussortiertes in die Rumpelkammer der Uni

Foto: Micha Bar-Am/Magnum Photos/Agentur Focus

Der Krieg in der Ukraine dauert inzwischen fast ein Jahr und es sieht so aus, als würde er sich noch lange hinziehen. Beide Armeen graben sich ein, um den Winter in ihren vereisten oder verschlammten Schützengräben zu überdauern. Experten sprechen bereits von einem Stellungskrieg, der an den Ersten Weltkrieg erinnere. Die beiden Kriegsparteien versuchen, sich gegenseitig auszubluten wie bei der Schlacht um Verdun 1916. Damals fielen mehr als 300.000 Soldaten, 167.000 auf französischer und 150.000 auf deutscher Seite. 50 Millionen Artilleriegranaten verwandelten das Waldgebiet in eine surreale Kraterlandschaft, über die sich im Sommer unerträglicher Leichengestank legte. Die Soldaten, die hier von ihren Generälen regelrecht verheizt wurden, nannten da