Roh, naiv, deutlich

Ideale In der UdSSR diente die Mosaikkunst zur Selbstdarstellung. Und heute? Ein Bildband zeigt mehr als den Exotismus ihres Verfalls
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 31/2019

Warum war die Mosaikkunst in der ehemaligen UdSSR so verbreitet? Was ist an dieser Kunst sozialistisch? Und was wird aus dem Mosaik nach dem Untergang der sozialistischen Utopie, in der auch der Kapitalismus wenig mehr zu bieten hat, sondern sich in teils gleitendem, teils offenem Verfall befindet?

Solche Fragen gehen einem durch den Kopf, wenn man den Bildband Mosaiki – Bruchstücke einer Utopie aus dem Lukas Verlag in Händen hält. Man geht auf eine Reise durch ein ziemlich fremdes Land. Passiert Monumentalbauten und Plattenbausiedlungen, durchquert verwaiste Freizeitanlagen, heruntergekommene Denkmalsareale, leer und grasüberwachsen; vorbei an Bushäuschen, verlassenen Kinos, Bahnhöfen, Kliniken und Universitäten, Bibliotheken, Industriegeländen