Ausschließeritis

Kompromiss-Unfähigkeit Um den Ernst der Lage und die groteske Antwort der Parteien auf die damit verbundenen Herausforderungen deutlich zu machen, möchte ich eine Anekdote zum besten geben:

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Gott ist mit den politischen Parteien auf der Erde unzufrieden. Er lässt alle Partei- und Staatsführer zu sich kommen und teilt ihnen mit: „Morgen werde ich die Erde untergehen lassen. Geht zurück in eure Länder und teilt euren Völkern meinen Entschluss mit“.

Der nordkoreanische Führer Kim Jong-Un lässt daraufhin seine rosa gekleidete Nachrichtensprecherin verkünden: „Morgen wird die USA vernichtet sein“.

Donald Trump erklärt dem amerikanischen Volk auf Twitter: „Ab morgen kommt kein einziger Mexikaner mehr über die Grenze in die USA“.

Wladimir Putin verkündet den Russen: „Ab morgen sind alle Wirtschaftssanktionen gegen Russland aufgehoben“.

Theresa May erklärt im britischen Unterhaus: „Morgen tritt Großbritannien aus der EU aus“.

Emmanuel Macron verkündet im Schloss von Versailles: „Ab morgen gibt es keinen einzigen nationalen Finanzminister mehr in irgendeinem EU-Land“.

Alexander Gauland erklärt einem von ihm ausgewählten Reporter: „Ab morgen spielt Jerome Boateng nie mehr in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und Angela Merkel wird entsorgt sein“.

Horst Seehofer verkündet im Bayern-Kurier: „Ab morgen haben wir in ganz Deutschland eine Flüchtlings-Obergrenze von Null“.

Christian Lindner erklärt im Hans-Dietrich Genscher-Haus:“ Ab morgen ist das Erneuerbare Energien Gesetz in Deutschland Geschichte“.

Martin Schulz lässt Andrea Nahles im Deutschen Bundestag verkünden: „Ab morgen kriegen alle anderen Parteien eins auf die Fresse“.

Cem Özdemir erklärt für die Grünen: „Morgen gibt es keine Umwelt mehr. Umwelt ist nicht alles. Aber ohne Umwelt ist alles nichts. Daher ist mit uns eine Flüchtlingsobergrenze nicht zu machen“.

Angela Merkel sagt im Interview mit Bettina Schausten (aufgezeichnet): „Morgen geht die Welt unter. Aber wir schaffen das“.

Ich hoffe, CDU, CSU, FDP und Grüne verstehen, dass Deutschland in diesen turbulenten Zeiten nicht lange ohne handlungsfähige Regierung bleiben darf und stellen ihre jeweiligen Partei-Eitelkeiten zurück. Eine erfolgreiche Koalitionsbildung scheint mir schnell möglich, wenn sich jede Partei auf ihre wichtigste Kernkompetenz besinnt und bei allen anderen Themen kompromissbereit ist.

Neuwahlen wären eine Katastrophe. Noch viel mehr Menschen würden AfD wählen, weil ja keine andere „Alternative“ in Sicht ist. Und eine regierungsfähige Mehrheit wäre noch weiter entfernt als heute. Außerdem wären weitere Aufspaltungen von Parteien zu erwarten. Z.B. die von Frau Petry ins Spiel gebrachte bundesweite CSU (vielleicht dann als ASU) wäre für viele frustrierte CDU Mitglieder und Wähler attraktiv. Vielleicht gibt es dann auch Kretschmann-Grüne und Claudia-Roth Grüne? Und die SPD würde endgültig unter die Wahrnehmungsgrenze einer “Volkspartei“ schrumpfen. Dann hätten wir im Parlament niederländische Verhältnisse.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Querlenker

Zu den Problemen unserer Zeit stelle ich funktionierende Lösungen vor, die aber aus Gründen der Konvention, der Moral oder Faulheit niemand anpackt.

Avatar

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden