Eine Lösung für Syrien ist möglich

Ohne UNO geht es nicht. Der Krieg in Syrien wird von den meisten Kommentatoren und Diplomaten als unlösbar bezeichnet. Eine Befriedung des Landes durch die UNO strebt leider niemand ernsthaft an

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Eine Lösung für Syrien ist möglich

In Syrien droht ein Schwelbrand von den Ausmaßen des Dreißigjährigen Krieges. Die Erwartung, den Konflikt durch die involvieren 1500 Kriegsparteien selbst eindämmen zu lassen, ist offenbar unrealistisch. Ein gemeinsames Vorgehen von USA und Russland im UN Weltsicherheitsrat scheint der einzige erfolgversprechende Weg. Aber daran haben beide Großmächte derzeit kein Interesse.

Die einzigen Akteure, die in Syrien einen klaren Plan verfolgen, sind Assad und Putin. Aber auch sie können zwar evtl. ihre Widersacher militärisch nieder halten, jedoch nicht ihre Herzen gewinnen. So droht Putin mittelfristig mit Syrien ein zweites Afghanistan.

Seit 2011 predige ich eine Lösung, die sowohl Erdogans Forderung nach Schutzzonen für Flüchtlinge in Syrien als auch die "neue" Erkenntnis berücksichtigt, dass es ohne die Russen im Weltsicherheitsrat nicht geht, finde aber bei den Entscheidern der deutschen (Westerwelle, Steinmeier, Hardt, Gabriel) und US-amerikanischen Politik (Hillary Clinton, John Kerry, CIA) kein Gehör.

Vor drei Jahren gab es "nur" 70.000 Tote in Syrien und kaum Flüchtlinge in Europa. Jetzt hat sich durch unser Nichtstun die Opferzahl auf 400.000 erhöht und zittert Europa nach dem Schock von 2015 vor einem erneuten Ansturm von Kriegsflüchtlingen aus Syrien, sollten die russischen Luftangriffe nicht aufhören. Seit dem Zweiten Weltkrieg gegen Japan und Deutschland weiß man doch, dass Luftkrieg allein einen Krieg nicht beenden kann, es sei denn mit Atomwaffen. Dass die USA und die NATO zögern, Truppen für einen Bodenkrieg nach Syrien zu schicken, ist nachvollziehbar, denn amerikanische Tote machen sich im Wahlkampf schlecht und Putin unterstützt Assad nun direkt militärisch, was die Gefahr einer gewaltsamen Konfrontation mit den USA oder der NATO erhöht. Außerdem drohen zusätzliche Kampfhandlungen zwischen türkischen Soldaten und Kurden in Syrien. Und der Religionskrieg zwischen Iran und Saudi-Arabien muss auch im Auge behalten werden. Ebenso die Gefahr eines versehentlichen oder absichtlichen Luftzwischenfalls zwischen Kampfflugzeugen der NATO und Russlands in Syrien, falls sich Hillary Clinton mit ihrer Idee einer von den USA einseitig eingerichteten Flugverbotszone durchsetzt.

Mein Vorschlag war und ist daher folgender:

Der noch amtierende UNO Generalsekretär Ban Ki-Moon soll Nordkorea bitten, der UNO 200.000 Soldaten zur Verfügung zu stellen, die mit einem robusten Mandat des UN Sicherheitsrates in Syrien einmarschieren und zwischen ALLEN Bürgerkriegsparteien einen Waffenstillstand - notfalls mit Gewalt - durchsetzen sowie die Rückkehr der Flüchtlinge in Schutzzonen ermöglichen. Das einzige, was Nordkorea im Überfluss besitzt, sind Soldaten. Die nordkoreanische Landesverteidigung wird bei aktuell 1,4 Mio Mann unter Waffen durch die vorübergehende Abwesenheit von 200.000 Soldaten nicht geschwächt. Diese UN Bodentruppe könnte durch die Schweizer oder schwedische Luftwaffe vor Angriffen aus der Luft geschützt werden. Gegen nordkoreanische UNO Truppen können Russland und China kein Veto einlegen! Der UN Generalsekretär Ban Ki-Moon wäre als Koreaner die ideale Besetzung für die Verhandlungen mit Nordkorea. Wozu leisten wir uns eigentlich einen koreanischen UN Generalsekretär?

Für die 200.000 Soldaten erhält Nordkorea 2 Mrd. US Dollar, die es in die Umwandlung seiner Wirtschaft nach vietnamesischem Vorbild stecken muss. Diese Umwandlung hatte Nordkoreas Baby-Diktator Kim Jong-Un bereits in seiner Neujahrsansprache 2013 angeregt. Außerdem muss Nordkorea sein Atomprogramm einfrieren. Nordkorea ist in der Weltgemeinschaft isoliert und wird vom Westen als "Schurkenstaat" geächtet. Die unappetitliche nordkoreanische Familiendiktatur der Kims (Kim Il-Sung, Kim Jong-Il, Kim Jong-Un) führt aber die Welt bereits seit 65 Jahren am Nasenring durch die Manege, ohne dass ein Ende abzusehen ist. Wenn wir weiterhin nichts tun, wird der noch junge Kim Jong-Un die Welt weitere 50 Jahre mit seinen Atomwaffen bedrohen und es kann jederzeit an der heißen innerkoreanischen Grenze ein bewaffneter Konflikt ausbrechen. Wer ist begierig darauf, das noch zu erleben? Wenn aber mein Vorschlag umgesetzt wird, kann Obama nach Kuba und Iran mit Nord-Korea eine weitere außenpolitische Altlast über Bord werfen. Anstatt den Versuch zu unternehmen, das isolierte Nordkorea in den Kreis der Weltgemeinschaft zurück zu holen, wird jedoch andauernd von der westlichen Diplomatie gefordert, Nordkorea müsse erst alle UN Resolutionen befolgen, ehe verhandelt werden kann. Offenbar ist der Koreakrieg schon zu weit aus dem Gedächtnis der westlichen Diplomatie entschwunden. Es wird schlicht vergessen, dass sich Nordkorea seit 65 Jahren mit der UNO im Kriegszustand befindet. An der innerkoreanischen Grenze besteht nur ein fragiler Waffenstillstand. Warum soll Nordkorea also eine Resolution seines Kriegsgegners befolgen? Das tut es schon seit 65 Jahren nicht, und Kim Jong-Un wird diese Tradition sicher noch weitere 50 Jahre fortführen.

Die Gefahr, dass die nordkoreanischen Soldaten in Syrien massenhaft desertieren, halte ich für gering. Die Lage in Syrien ist ja noch trostloser als in Nordkorea. Die Soldaten sind seit Generationen von den Kims indoktriniert und wissen, dass ihre Familien zuhause drangsaliert werden, falls sie desertieren. Deshalb flüchten z.B. nur ganz selten nordkoreanische Sportler bei internationalen Sportveranstaltungen. Außerdem sprechen die Nordkoreaner kein Arabisch, Englisch oder Französisch und selten Russisch. Damit besteht kaum Gefahr, dass die nordkoreanischen Soldaten von einer der 1500 Kriegsparteien in Syrien korrumpiert werden. Zusätzlich unterscheiden sich die Koreaner optisch von allen anderen Kriegsparteien, einschließlich der ausländischen Söldner, so dass immer klar ist, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehört. Außerdem sind Koreaner - so wie auch die Japaner - Rassisten; sie verachten sowohl die Araber als auch die Europäer, einschließlich der Russen sowie alle Dunkelhäutigen. Man lese dazu das Buch "The cleanest race" von B.R.Myers. Die Nordkoreaner werden energisch reagieren, falls sie in Syrien jemanden mit der Waffe in der Hand antreffen, der "Alahu Akbar" ruft. Denn sie erkennen nur die Dreifaltigkeit Kim Großvater – Kim Vater – und Kim Sohn an.

Mein Vorschlag hat schon einmal funktioniert

Während des Vietnamkriegs hat der damalige südkoreanische Militärdiktator Park Jung-Hee, der Vater der derzeitigen südkoreanischen Präsidentin Park Geun-Hye, zehntausende südkoreanische Soldaten an die USA vermietet. Dafür hat das bettelarme Südkorea 1 Mrd US Dollar erhalten, die General Park in die Umwandlung des darnieder liegenden Agrarlandes in einen modernen Industriestaat investiert hat. Heute ist Südkorea Mitglied der G20 Staaten. Samsung und LG haben Grundig und Telefunken vom Weltmarkt verjagt, so wie Hyundai den Bremer Vulkan. Dennoch ist der Außenhandel zwischen Deutschland und Südkorea heute auf hohem Niveau ausgeglichen. Ähnliches kann Nordkorea auch schaffen, das ist ja der gleiche Menschenschlag. General Park Jung-Hee war nicht appetitlicher als der derzeitige nordkoreanische Machthaber Kim Jong-Un. Park hat seine politischen Widersacher im Ausland durch seinen Geheimdienst kidnappen und in Kisten nach Korea verschleppen lassen, wo ihnen die Todesstrafe drohte. Das geschah z.B. dem südkoreanischen Komponisten I Sang-Jun aus Berlin und dem späteren südkoreanischen Präsident Kim Dae-Jung aus Tokio. Beide wurden nur durch Vermittlung der deutschen Bundesregierung vor der Todesstrafe bewahrt.

Parks Nachfolger, General Chun Do-Hwan hat mit seinen Soldaten und Panzern ein Massaker unter der Zivilbevölkerung der südkoreanischen Großstadt Gwangju anrichten lassen. Mit solchen Gestalten haben wir paktiert, mit Erdogan versuchen wir es gerade, warum tun wir es nicht auch mit Kim Jong-Un, damit die Welt friedlicher wird?

Übrigens hat sich die erstarkende Mittelschicht Südkoreas ihrer Militärdiktatoren selbst entledigt, indem sie drohte, die von den Militärs geplanten Olympischen Sommerspiele von Seoul 1988 zu boykottieren. Auch die Nordkoreaner werden mittelfristig einen Weg finden, wie sie ihren Operetten-Diktator loswerden, sobald ihre außenpolitische Isolation durchbrochen ist.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Querlenker

Zu den Problemen unserer Zeit stelle ich funktionierende Lösungen vor, die aber aus Gründen der Konvention, der Moral oder Faulheit niemand anpackt.

Avatar

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden