Leicht gekürzt und redigiert? Betr: Community-Spalte – der Freitag.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Am 11.April bekam ich als Reaktion auf meinen blog polizei.gewalt.ich.lieb.haben um 15:28 folgende Mail mit obigen Betreff aus der Redaktion des Freitag (ich glaube, man veröffentlicht eigentlich keine Mails, deswegen habe ich es mal anonymisiert):

Lieber Yann Döner,

für unsere Print-Community-Spalte im Freitag würden wir gerne Ihr Blog abdrucken (leicht gekürzt und redigiert, siehe unten): Wären Sie ein verstanden?

Es wäre nett, wenn Sie mir noch ein paar persönliche Infos schicken könnten (unten, Autorenzeile, Alter, Wohnort, Tätigkeit und auch: Sind sie regelmäßiger 1. Mai-Demonstrant?)

Danke für eine möglichst rasche Antwort (Bis heute Abend wenn' s geht, morgen ist Produktion)

Einen Namen falsch zu schreiben, gut, kann passieren, zumal wenn die andere Schreibweise wesentlich geläufiger ist. Bin ich ja schon gewohnt.

Als ich allerdings dann unten gesehen habe, was hier unter ‚leicht gekürzt und redigiert’ verstanden wurde (siehe unten), war ich doch etwas irritiert und schrieb um 18:15 folgendes an den Mensch aus der Redaktion:

Hallo XY,
das ehrt mich, dass ihr meinen blog abdrucken wollt.
Allerdings geht das nicht in der unten stehenden Form, weil es ziemlich verfremdet wird. Besser gesagt weichgespült und teilweise der sinnzusammenhänge beraubt (ohne den Vergleich mit Ägypten/Libyen funktioniert der Text nicht).
Wenn Ihr mir eine Zeichenbegrenzung vorgebt, kann ich sehen, wie ich es kürze und Ihr dann entscheiden, ob Ihr es in dieser Form drucken wollt. Sollten aber Begriffe wie 'zurück schlagen' prinzipiell zu radikal für Euch sein (Ihr habt es mit 'sich wehren ersetzt), dann können wir uns die Mühe sparen.
Herzliche Grüße,
Yann.

Und das war ziemlich vorsichtig formuliert. Zugegebener Maßen schwankte ich kurz zwischen Eitelkeit bzw. dem Wunsch nach Anerkennung und andererseits klarer Positionierung in meinen Beiträge, die ich zu erreichen suche. So schrieb ich die Mail in der Hoffnung, vielleicht lässt sich ja beides verbinden...

Auf eine Antwort warte ich seither vergeblich. Wer den Originaltext und die gewünschte Version ('siehe unten') davon vergleichen möchte, sollte vielleicht mit dem Original [http://www.freitag.de/community/blogs/yann-doehner/polizeigewaltichliebhaben] beginnen. Ich will die enormen Diskrepanzen zwischen Original und (Ver-) Fälschung nicht selbst aufführen, weil ich mich nicht gerne selbst erkläre.

Allerdings möchte ich folgende Fragen an die Redaktion und die Community stellen:

Wieso gibt die Redaktion keine Antwort?

Bis heute habe ich auf meine Mail keine Antwort bekommen, obwohl ich geradezu ekelhaft anbiedernd auch noch meine Telephonnummer für Nachfragen hinterlassen hatte, weil ich derzeit meistens offline bin. Was ist das für ein Umgang mit der Community und mit den LeserInnen? Ich verlange keine langen Erklärungen, ein schlichte Absage hätte gereicht. Gut, dass um 18:15 Uhr schon Feierabend war, spricht für die Arbeitsbedingungen in der Redaktion. Aber so eine Unverbindlichkeit, zumal sie ja auf mich zugekommen sind? Wenn denn die Community als wichtiges Standbein des Freitag angesehen wird, sollte man den Umgang und die Pflege auch ernst nehmen. Und ich hatte bisher schon den Eindruck, dass man ein bisschen auf deutsche Huffington Post machen will. Vielleicht liegt es ja auch nur an der entsprechenden Person in der Redaktion aber beispielsweise die Hinweise auf unkommentiertes Löschen von Beiträgen deuten doch auf eine unverantwortliche Umgangsweise mit den Leser- und SchreiberInnen hin, die durch eine klare Struktur von Verantwortlichkeit leicht lösbar scheint. Und der Kongress ist ja nun auch vorbei.


Wieso meinen Beitrag drucken aber nicht in den Top-blogs?

Wenn mein Beitrag so druckenswert wäre, wieso ist er nicht auch lesenswert? Ich will gar nicht viel spekulieren, weil ich mir Antworten darauf aus der Redaktion erhoffe. Aber es scheint doch eher so zu sein, dass ich ein kommendes Thema gut antizipiert habe, ihr aber inhaltlich etwas anderes wünscht, nämlich den Beitrag, den ihr mir in den Mund legen wolltet. Aber dann schreibt es doch bitte selbst!


Wieso eine Community-Seite?

...wenn ihr nicht zu eurer blog-community stehen könnt, also zu ihren Inhalten und dem jeweiligen Stil. Ich habe euch ja nicht gebeten, meinen Text zu drucken und ich verlange auch von niemandem, dass er meinen style mag. Aber der macht doch gerade Authentizität aus, in meinem Fall auch mal abgehackte Sätze. Wenn euch das nicht passt, dann lasst mich doch bitte in der virtuellen Ecke stehen und produziert keine ‚Sendung-mit-der-Maus’-Version meines Beitrags. Der Kern der Frage ist also, wollt ihr eure Community im Print repräsentieren oder wollt ihr euch ein Bild von der Community malen, die ihr gerne hättet?


Ich würde mich über Antworten sehr freuen,

Yann Döhner.


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Hier die Version ‚leicht gekürzt und redigiert’ von der Redaktion (auch hier, eigentlich wollte ich keine Mail veröffentlichen aber die Redaktion sollte doch souverän mit ihrer Arbeit umgehen können):

Yann Döner fordert: Lieb die Polizei am 1. Mai!

Der 1. Mai steht vor der Tür, und ich bereite mich jetzt schon darauf vor. Spätestens am Dienstag nach Ostern wird der Countdown gestartet. Viele Journalisten werden Bilder von brennenden Mülleimern zeigen und fragen: Wie krawallig wird es denn dieses Jahr? Kommt der Aufstand? Tunesien, Ägypten, Kreuzberg, Berlin: Warum nicht? Es ist eine strategische Frage: Was können wir von den Revolten im Maghreb lernen? Könnte es bei uns auch dazu kommen?

Das ist, zugegeben, eine verkürzte Schlussfolgerung. Und über Libyen darf man gar nicht erst anfangen nachzudenken, denn das hat mit uns hier wemig zu tun. In Ägypten weiß heute niemand, wie das Militär nun mit der Macht weiter umgehen wird. So ist das eben mit der Macht und den Menschen: Kaum kommen sie in eine hohe Position, geraten sie schon in Versuchung, diese zu missbrauchen. Damit sind wir wieder in Berlin-Kreuzberg, am 1. Mai, dem Tag der gegenseitigen Gewalt.

Kein Stein, keine Flasche

Übertragen wir die erfolgreiche ägyptische Strategie, dann müssen wir genau am 1. Mai anfangen, die Polizei zu umarmen. „Wir“, das sind alle, die mit dem ersten Mai traditionell einen Kampftag für die internationale Solidarität verbinden. Wir müssen mittelfristig die Polizei auf unsere Seite ziehen. Also lasst es uns jetzt starten, lasst uns zu den PolizistInnen hingehen, sie umgarnen, ihnen unsere Nähe schenken, ein Küsschen geben, wenn sie wollen. Wir werden uns nicht mehr provozieren lassen, auch wenn sie (sie haben ja ihre Pflichte), unser Recht zu demonstrieren und das auf freie Meinungsäußerung zu beschneiden.

Kein Stein, keine Flasche, kein Knaller wird unsere Hände fliegend verlassen. Wir gehen offen auf unsere Schwestern und Brüder in Grün zu und umarmen sie zur Begrüßung. Wir sagen ihnen, dass sie keine Angst mehr haben müssen und ihre Waffen und Schutzpanzer ablegen können. Wir sind nicht wegen ihnen dort und suchen keine Konfrontation, sondern wir möchten ihnen erklären, dass sie hier missbraucht werden, zum Schutz der Besitzstände einer elitären Minderheit.

Fangen wir gleich an

Es spricht vieles dafür, dieses Liebhaben der Polizei jetzt einzuüben. Das wird ein schwieriger, langwieriger Prozess, schon allein wegen all der gedanklichen Barrikaden, die in der Vergangenheit errichtet wurden. Also fangen wir am besten gleich damit an. Lasst uns den 1. Mai zu einen Tag machen an dem wir die Polizei lieb haben. Eine Ausnahme sind natürlich Übergriffe. Da dürfen wir uns wehren. Es ist schließlich unser Recht, das sagt auch die Berliner Staatsanwaltschaft. Und aus unseren Rechten erwächst schließlich auch die eine oder andere Pflicht. Und die heißt: Frieden schaffen. Gerade an einem Tag 1. Mai.

Am Ende Info über den Yann Döner e Info jcijf,xfkokdoökfmgbloggt seit Februarfgebgfefgefgeznguf freitag.de dop

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Yann Döhner

nichts als kreatives gemeingut...

Yann Döhner

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