Erzwungenes Zölibat ist eine Zumutung

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Ich verweise auf Joachim Petricks Blog, aber will meine Überlegungen doch lieber in einem eigenen Blog niederlegen.

www.freitag.de/community/blogs/joachim-petrick/ist-der-zoelibat-ein-nichtstoffliches-drogen-einstiegsprogramm

Ich habe mir die Sendung „Der Zölibat – Frommes Ideal oder weltliche Zumutung“ mit Friedrich Schorlemmer, Klaus Berger und Eugen Drewermann beim ZDF-Nachtstudio angesehen. Ich denke mir, dass in der Sehnsucht, sich aus allen erdenschweren Bindungen zu befreien, Triebe zu sublimieren, sich für andere Dinge zu öffnen, „alles hinter sich zu lassen“ durchaus Bereicherndes liegen kann.

Aber als dieser Exeget Klaus Berger - ohnehin eine Skandalnudel, weil er in einer evangelischen Fakultät lehrte und nach der Emeritierung erklärte, er sei immer katholisch geblieben - loslegte und seine unerhebliche Meinung auch noch über Frauen kundtat, war ich sauer und ärgerlich. Jaja, die Mutterschaft, damit sind Frauen sowieso schon besser dran in der Schöpfung, den Männern bleibt ja eigentlich nur das Priestertum zur Kompensation. Dieses altbackene Gerede, schrecklich. Unausgelüftete Herren mit keinem Draht zum Leben. Was bilden die sich ein, diese „alten krummen Hähne“. Was ist das für eine Deutung, die im Zölibat eine Art des Märtyrertums sieht (Berger). Ich habe jüngst mal wieder so einen übergewichtigen Märtyrer gesehen, und kriegte mich nicht wieder ein vor Lachen. Auch der Moderator Volker Panzer hakte da mal ein und meinte, dass solche Märtyrernähe auch 30 Schläge auf den nackten Hintern zur asketischen Übung machen kann. Die Freiheit der Entscheidung liegt vor dem Eintritt ins Priesteramt, danach gibts keinen Ausgang mehr.

Dass ausgerechnet die Pfarrer und Kapläne, die sich in der Gemeinde der Seelsorge widmen, Familien helfen und überhaupt, den Menschen nahe sein sollen, so abgehoben als Auserwählte und Märtyrer interpretiert werden, hat was Lächerliches und entbehrt jeder Nähe zur Lebenswirklichkeit in der Kirche. Sie werden ja auch bald kaum noch jemanden mehr finden, der das mitmacht.

Menschen haben manchmal eine Sehnsucht ,sich von der Erdenschwere zu lösen, dem ständigen Verhaftet sein mit der Natur, den Zwängen der Biologie zu entkommen – das gibt es in allen Religionen. Die Furcht vor dem Tode erzeugt die unterschiedlichsten spirituellen Gegenbewegungen. Wer in seinem Leben mal gefastet hat – weiß, wie schnell man leicht und euphorisiert ist und sich erhoben fühlt. In der katholischen Kirche ist das nur noch lächerlich, weil Beamtet sein und Märtyrer sein nicht zusammen gehen. Wirkliche Mystiker würden sie sofort aus der Kirche werfen.

Ich lese gerade Drewermanns Kleriker - Buch erneut mit großem Interesse. Er ist ein versponnener Erzähler, argumentiert ausladend und poetisch. Es ist ein Gewinn.
Drewermann im Fernsehen – immer mit dieser Leidensmiene - das ist furchtbar.
In einem Internetforum wird konstatiert, dass der Kirchenkritiker Drewermann genau so unerlöst aussieht ,wie er es manchmal bei zölibatären Klerikern diagnostiziert.

Am Rande sehr interessant. Drewermann sprach im Zusammenhang mit den Klerikern dezidiert von einer auch erworbenen Homosexualität, einem im Grunde homosexuellen Klima in der Kirche. Und genau diese beinahe selbst erzeugte Homosexualität wird von der Kirche geifernd verfolgt und als Sünde verdammt.
Das hatte ich so auch noch nicht vernommen, leuchtet aber ein. In Indien gibt es auch viele Homosexuelle aus Not, habe ich mal gelesen, weil die Heirat mit einer Frau zu teuer ist.

Am fidelsten – auch im wörtlichen Sinne - war der Friedrich Schorlemmer, der hat seine Luthersprüche zur Hand und ist für Freiheit der Entscheidung. Mehr ist da auch nicht zu sagen.

Nebenher in der Debatte vom ZDF-Nachtstudio war von zölibatären Frauen sowieso wieder mal nicht die Rede. Wen wundert das. Die sollen die Altarwäsche sticken und die Kleriker bekochen – nix Spiritualität.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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