Lenin war am listigsten

Leseland DDR Der Schriftsteller Jochen Schmidt denkt über die Bücher nach, die ihn in jungen Jahren geprägt haben
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Manchmal werde ich gefragt, ob ich ein DDR-Autor bin, obwohl ich zur Wende gerade 19 war und bis dahin ausschließlich und zudem noch äußerst unwillig Aufsätze geschrieben habe. Ein mir innewohnender Widerspruchsgeist drängt mich aber, die Frage zu bejahen – wie Thomas Brasch noch in den 80ern im SFB. Ich wäre dann ja einer der letzten DDR-Autoren, und irgendwann könnte es heißen: „Mit ihm stirbt eine Epoche.“ Aber was ist DDR-Literatur? Es ist ja schon unmöglich zu sagen, was Literatur ist. Viele wichtige Texte durften in der DDR ja nicht erscheinen; sie nicht mitzuzählen, hieße, der Zensur im nachhinein zu folgen. Und war man mit West-Visum und Häuschen am See noch ein DDR-Autor? Oder vielleicht gerade dann? Die