Die beste Verteidigung

Kritikfähigkeit Wikileaks hat die erwarteten Irak-Dokumente am 18. Oktober nicht veröffentlicht. Das habe er auch nie angekündigt, sagt Julian Assange - und schießt lieber auf Kritiker

Wikileaks-Sprecher Julian Assange hat eine verbale Breitseite gegen das US-amerikanische Technologie-Magazin Wired abgefeuert. Die Zeitschrift „verfolge [eine] Agenda, überprüfe Fakten nicht und sei nicht glaubwürdig“.

Assange erhob außerdem den Vorwurf, das Blatt aus dem Hause Condé Nast sei „als Gegner von Wikileaks bekannt und verbreite alle möglichen Fehlinformationen“. Er bezog sich damit auf Berichte der Zeitschrift, in denen behauptet wurde, die Seite wolle am Montag 500.000 Geheimdokumente der USA aus dem Irakkrieg zu veröffentlichen. Laut Assange eine Fehlinformation. Kevin Poulsen, ehemaliger Hacker und mittlerweile News-Redakteur bei Wired, sei außerdem „verantwortlich für eine Unmenge anderer schlichtweg falscher Informationen [über] WikiLeaks“, warf Assange ihm via Twitter vor.

Wenige Stunden nachdem die streitlustige Botschaft online ging, konterte Poulsen auf der Wired-Webseite. „Assange ist bekanntlich empfindlich gegenüber kritischen Medienberichten“, heißt es dort. „Er ist eine starke Persönlichkeit und das schlägt sich von Zeit zu Zeit in seinen Reaktionen nieder.“

Der Auslöser des Streits war ein Wired-Artikel über die Umstände, unter denen der 22-jährige Gefreite Bradley Manning verhaftet worden war, der anschließend der Weitergabe geheimer Dokumente über den Irakkrieg an WikiLeaks angeklagt wurde. Assange verlangte eine Untersuchung der Rolle, die Wired bei der Festnahme gespielt hatte und erhebt nun den Vorwurf, seither habe die Verbreitung „falscher Informationen“ „dramatisch zugenommen“.

"Zwielichtige Organisation"

Assange schrieb des Weiteren, die Behauptung, Wikileaks bereite die Veröffentlichung einiger Hunderttausend Geheimdokumente über den Irakkrieg vor, die am Montag in einem Blog auf Wired erhoben wurde, sei eine „weitere Lügengeschichte“.

Poulsen verteidigte Wired gegen Assanges Vorwürfen. Die Zeitschrift habe sowohl über Wikileaks „Erfolge, als auch Rückschläge“ berichtet und es seien keine „wesentlichen sachlichen Fehler“ ohne Berichtigung veröffentlicht worden.

„Ich will nicht behaupten, dass mich Assanges Anschuldigungen im Juni – die größtenteils über Dritte kamen –, ich hätte eine Rolle bei der Verhaftung Bradley Manning eine Rolle gespielt, nicht getroffen haben“, so Poulsen. „Assange irrt sich jedoch, wenn er glaubt, dass diese falschen Behauptungen den Ton unserer Berichterstattung über WikiLeaks verändert haben ... Wir gehören gerne zu den wenigen Nachrichtenmedien, die regelmäßig über WikiLeaks berichten und wir beabsichtigen damit fortzufahren, ohne besondere Gunst und ohne Animosität.“

Das Pentagon hielt am Montag die Medien an, keine Geheimdokumente zu publizieren, die Wikileaks zu enthüllen beabsichtige. Es bezeichnete die Seite als eine „zwielichtige Organisation“.

Oberst David Lapan drängte Wikileaks „die gestohlenen Dokumente der US-Regierung zurückzugeben und [...] nicht zu veröffentlichen“. Er fügte hinzu: „Unser Anliegen ist, dass die Organisation Wikileaks nicht mehr Glaubwürdigkeit dadurch erhält, dass glaubwürdige Nachrichtenorganisation ihr Treiben erleichtern.“

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Übersetzung: Christine Käppeler
Geschrieben von

Josh Halliday | The Guardian

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