Ein Staat muss abdanken

Sudan Der Süden des Landes steht vor der Unabhängigkeit – Afrika vor einer Sezession, die auch für andere Regionen des Kontinents eine ansteckende Wirkung haben kann
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Fast jedes Gespräch dreht sich in Khartum um den 9. Januar 2011. An diesem Tag wird entschieden, ob das größte Land Afrikas in seiner bisherigen Gestalt fort existiert oder in zwei Staaten aufgeht. Das Referendum, zu dem die Bevölkerung des Südens aufgerufen ist, wurde 2005 mit einem Friedensvertrag (s. Glossar) vereinbart, der den längsten (21 Jahre) Bürgerkrieg Afrikas beendete. Er kostete über zwei Millionen Menschen das Leben und sorgte für vier Millionen Vertriebene – abseits der westlichen Presse und Politik. Dabei handelte es sich nicht vorrangig um einen Konflikt, bei dem Muslime gegen Christen oder Araber gegen Schwarzafrikaner standen, wie gern vereinfacht wurde – es ging mehr um eine Fehde zwischen Zentrum und Peripherie,