Mehr Gleichheit ist besser für alle

Im Gespräch Je größer die Einkommensunterschiede, desto größer die sozialen Probleme einer Gesellschaft, sagt der britische Epidemologe Richard Wilkinson
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freitag.de: Die Forderung nach mehr gesellschaftlicher Gleichheit ist ja ziemlich aus der Mode geraten. Wie kommen Sie darauf, dass gleichere Gesellschaften funktionaler sind?

Richard Wilkinson: Wir haben 23 wohlhabende Industrieländer miteinander verglichen, dazu noch die 50 amerikanischen Bundesstaaten untereinander. Die Statistiken sprechen eine klare Sprache: Vergleicht man die reichsten 20 Prozent mit den ärmsten 20 Prozent einer Bevölkerung, fallen die gesundheitlichen und sozialen Probleme umso stärker aus, je größer die Einkommensunterschiede sind. Ob es nun um Lebenserwartung, Säuglingssterblichkeit, Fettleibigkeit, Drogensucht, Teenager-Schwangerschaften, Selbstmorde oder soziale Mobilität geht – die ungleicheren Länder schneiden