Schätze, Experimente und Erfolge

Einblicke Die musikalische Entwicklung Rebekka Karijords ist eng mit ihrer Biographie verknüpft: Als Jugendliche begann sie sich mit den Songtexten ihres Vaters auseinanderzusetzen. Eine Skizze ihres Werdegangs bis heute
Schätze, Experimente und Erfolge

Foto: Stuart Price/ AFP/ Getty Images

Frühe Kindheit

Rebekka Karijords Eltern reisten vor ihrer Geburt mit einem VW-Bus durch Europa und finanzierten sich mit Straßenmusik und dem Verkauf von selbsthergestellten Perlenarmbändern. Die Beziehung von Karijord zu ihrem Vater wurde im Alter von drei Jahren unterbrochen, nachdem sich ihre jungen Eltern getrennt hatten. Für sie war die traumatische Erfahrung jedoch zugleich der Grundstein ihrer musikalischen Entwicklung:

"Mein Vater entwickelte eine starke Drogenabhängigkeit, welche 25 Jahre andauerte", erklärt sie. "Ich wuchs hingegen mit einer starken, gesunden aber sehr jungen Mutter auf. Ich hatte während meiner Kindheit sporadischen Kontakt zu meinem Vater und vermisste ihn häufig. Er war Musiker, genau wie ich es sein wollte, und ich sah ihm sehr ähnlich. Aber meine Beziehung zu ihm war von Erwartungen und Enttäuschungen geprägt und wir lebten uns auseinander. Im Alter von etwa dreizehn Jahren fand ich dann ein Notizbuch auf dem Dachboden mit der Handschrift meines Vaters. Es enthielt Songs, Skizzen und Gedichte, die er geschrieben hatte, als ich noch ein Baby war. Viele der Songs waren für meine Mutter und mich geschrieben."

Die Songtexte des Vaters

Rebekka Karijord sah ihren Vater erst wieder, als ihre Mutter ihr die Reise alleine nach Bergen an Norwegens Westküste erlaubte.

"Das Treffen war sehr traurig und schmerzhaft", erinnert sich die Sängerin. "Er war damals sehr krank und ich sah Dinge, die nicht für die Augen eines jungen Teenagers bestimmt sind. Aber er war sehr glücklich mich zu sehen und überreichte mir, weil er mir nichts anderes zu geben hatte, zwei große Plastiktüten mit all seinen Songtexten. Ich fuhr mit diesem Schatz zurück nach Hause, sperrte mich in mein Zimmer ein und startete eine langen Prozess des Lesens, der mehrere Jahre dauerte. Ich fand den Beweis seiner Liebe für meine Mutter und mich. Ich lernte ihn durch diese Texte kennen und wir begannen uns Tapes und Songs zu schicken. Und ich fing an, Melodien zu seinen Texten zu schreiben und schließlich, meine eigenen Songs zu schreiben und Damotapes aufzunehmen."

Erster Musikdeal

Bereits im jungen Alter begann Rebekka Karijord mit Klavier und Violine zu experimentieren und wurde von dem Musikgeschmack ihrer Mutter und ihres Vatres beeinflusst.: Janis Joplin, Patti Smith, Sheila Chandra sowie Neil Young und die Rolling Stones. Mit vierzehn nahm sie erste Songs in einem lokalen Studio auf und unterschrieb drei Jahre später Verträge mit einem größeren Label. Es ergaben sich jedoch Schwierigkeiten:

"Sie hatten große Pläne. Aber ich konnte ihnen nicht die Popsongs liefern, die sie wollten. Mein Material war viel zu schräg und kompliziert. Zum Glück hatte ich genug Mut, den Deal zu kündigen. Ich denke ich hatte gemerkt, dass ich Zeit brauchte, um mein eigenes Tempo zu entwickeln. Ich mag es, meine Freiheit zu haben, um mein eigenes Ding zu machen. Es hat einige Zeit gedauert, meinen Stil zu entwickeln und zu verbessern. Dafür war ich mit 17 defintiv noch nicht bereit."

Musikalische Experimente

Zehn Jahre später veröffentliche Karijord ihr erstes Album. Nachdem sie es zunächst mit einer Musikausbildung in Oslo versucht hatte, zog sie um die Jahrtausendwende nach Stockholm, um dort Theater zu studieren. Obwohl sie auch nach dem Erscheinen ihres Albums weiterhin auf der Bühne und für die Leinwand arbeitete, nahm die Musik in ihrem Leben immer mehr Zeit in Anspruch.

Ihre schauspielerische Ausbildung beeinflusste ihre Arbeit signifikant: Sie legte den Grundstein für die Komposition von Musik für über dreißig Filme, Theaterperformances und Tanzstücke. 2003 erschien dann ihr Debütalbum "Neophyte", 2005 folgte "Good Or Goodbye", die sie heute als Experimente auf der Suche nach ihrem musikalischen Ausdruck bezeichnet.

Erfolge

2009 hatte sie ihren Stil mit dem Album "The Noble Art Of Letting Go" gefunden: "Ich schrieb das Album wirklich für mich selbst. Deshalb war ich von dem Erfolg recht überrascht."

Plötzlich tourte sie durch Europa, manchmal als Unterstüztung für die Sängerin Ane Brun, und ihre Musik wurde für Fernsehshows in England und den Vereinigten Staaten ausgewählt. Zudem inspirierte ihr Vorzeigetrack "Wear It Like A Crown" die Schwedische Zirkuskompanie Cirkus Cirkör. Sie erarbeiteten eine gesamte Zirkusshow auf Basis des Songs.

Ihr Album "We Become Ourselves" ist ein weiterer Schritt auf diesem Weg der Weiterentwicklung und des Erfolges.

>> Mehr Informationen zum aktuellen Album auf Karijords Homepage

02.11.2012, 08:55

Album: Weitere Artikel


Ohren auf

Ohren auf

Hörprobe und Tournee Hier gibt es Hörproben aller Songs aus dem neuen Album "We Become Ourselves". Wer Lust bekommt, die Sängerin live zu erleben, findet hier außerdem ihre aktuellen Tourdaten
Unter starken Frauen

Unter starken Frauen

Biographie "Ich wuchs unter starken skandinavischen Frauen auf und lernte meinen Vater erst als erwachsene Frau kennen", erzählt Rebekka Karijord über die biographischen Hintergründe ihres Albums. Es handelt auch von ihren Beziehungen zu Männern
Rasant, verträumt und episch

Rasant, verträumt und episch

Netzschau Rezensionen aus dem Netz: "Kindheitstrauma, Sexualität, Liebe, Vergänglichkeit – alles hat hier seinen prominenten Platz und wird in faszinierende klingende Bilder umgesetzt, die in punkto kribbelnder Ästhetik keine Wünsche offen lassen."

Album-Teaser I

Video Ein bisschen melancholisch und trotzdem voller Aufbruchsstimmung: Teil 1 des Teasers des neuen Albums "We Become Ourselves"

Album-Teaser II

Video Teil zwei des Album-Teasers gibt Einblicke in Entstehungsmomente der neuen Platte.


Paperboy

Video Ein Scherenschnittvideo zum Song "Paperboy" aus Rebekka Karijords letztem Album "The Noble Art Of Letting Go"


Live

Video Rebekka Karijord, live in Paris, interpretiert "The Noble Art Of Letting Go" aus ihrem gleichnamigen Album


Rebekka & the mysterybox

Video Hier wird die Experimentiertfreude der Künstlerin deutlich: Das Musikvideo zum Song "Machine" des Albums "Good Or Goodbye" von 2005